Reisen nach der Papstwahl:Lieber Audienz statt Konklave

Die Wochen nach dem Konklave sind nicht nur für Papst Franziskus von Bedeutung. Reiseveranstalter wie Uli Gerstmeier profitieren von Papsttouristen aus aller Welt. Ein Gespräch über Pilgerfahrten und Motivationen von Rom-Reisenden.

Von Katharina Nickel

Nach der Papstwahl strömen Pilger und Touristen nach Rom, um den neuen Papst Franziskus zu sehen und in seinen ersten Audienzen live zu erleben. Die Reisebranche ist darauf vorbereitet und profitiert schon seit Jahren von dem Wechsel in den katholischen Führungsebenen.

Uli Gerstmeier, Chef von APPINA Travel, organisiert Gruppenreisen zum neuen Papst, sein aktuelles Angebot lautet "Auf den Spuren des Heiligen Franziskus". Deutsche Kunden spreche das allerdings weniger an, so Gerstmeier.

SZ.de: Der Tag nach der Papstwahl. Wie viele Kunden haben heute schon eine Reise nach Rom gebucht?

Uli Gerstmeier: Bis jetzt waren es tatsächlich weniger Kunden als erwartet. Im Unterschied zur letzten Papstwahl kamen auch viel weniger Buchungen von deutschen Kunden. Die ersten Reaktionen auf unsere Reise "Auf den Spuren des Franziskus" kommen von Argentiniern. Die wollen ihren neuen Papst sehen, genau wie die Deutschen vor acht Jahren Papst Benedikt XVI. sehen wollten.

Was genau erwartet Teilnehmer auf dieser Reise?

Geplant ist eine fünftägige Pilgerreise zu Papst Franziskus in Rom und zum Heiligen Franziskus in Assisi. Das Programm beinhaltet eine dreistündige Führung durch den Vatikan, den Besuch einer Papstaudienz und die Fahrt nach Assisi. Die Teilnehmer haben auch viel Zeit zur freien Verfügung. Die Gruppen können außerdem individuelle Wünsche äußern, so dass die Reise auf sie zugeschnitten wird. Sehr spontan geht das natürlich nicht, wenn die Reise schon am nächsten Tag starten soll.

Was kostet die Franziskus-Reise? Da gibt es sicher eine Mindestteilnehmerzahl?

Selbstverständlich gibt es die. Bei einer Gruppenreise liegt die Mindestteilnehmerzahl bei 15 Personen. Unsere Franziskus-Reise kostet dann ungefähr 299 EUR und deckt zunächst erst einmal unsere Arbeit bei APPINA ab. Flug und Transport kommen noch dazu, da arbeiten wir mit etlichen Reisebüros und Busveranstaltern zusammen. Allgemein lässt sich deshalb keine Aussage zum endgültigen Gesamtpreis treffen.

Hatten Sie Jorge Mario Bergoglio schon als Favoriten im Blick oder hätten sie spontan auch noch umdisponieren können?

Im Vorfeld haben wir weder auf den argentinischen Papst spekuliert noch auf den Namen. Aber es fällt uns leicht, innerhalb weniger Stunden neue Reisen für Gruppen zu entwickeln. Wäre ein anderer Mann Papst geworden, hätten wir die Pilgerreise auf dessen Heimatland angepasst.

Nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. hatten Sie zwei spezielle Reisen im Angebot: "Papst Abschiedsprogramm" und "Papst Wahlprogramm". Wie haben die Kunden das aufgenommen?

Das "Abschiedsprogramm" kam bei den Kunden besser an. Das lag einerseits daran, dass Benedikt XIV. ein deutscher Papst war und seine letzten Audienzen und Auftritte waren für die deutschen Kunden natürlich spannender als das Warten auf den neuen Pontifex. Zweitens lässt sich das auch mit einem zeitlichen Problem erklären. Schließlich konnte zu Anfang des Konklaves keiner ahnen, wie lange es dauern würde. Das war unseren Kunden zu unsicher.

Der Run auf Reisen nach Rom geht also jetzt erst richtig los und hatte gar nichts mit der Papstwahl an sich zu tun?

Vielen Kunden erscheint die Papstwahl selbst nicht so interessant. Vielmehr kommen die meisten Anfragen für die Wochen danach, wenn das neue Kirchenoberhaupt seine ersten Audienzen abhält. Die scheinen die Menschen mehr anzulocken.

Fahren die Touristen nach Rom, um ihr Papst-Idol zu sehen und ihm vielleicht sogar näher zu kommen? Oder steckt noch eine andere Motivation dahinter?

Statt von Papsttouristen würde ich lieber von Pilgern beziehungsweise von religiös motivierten Reisenden sprechen. Diese reisen aus vielen unterschiedlichen Motiven nach Rom. Ich denke, die meisten möchten den Papst "live" sehen, um ihm nahe zu sein und zu sehen, was er für ein Mensch ist. Sie möchten den mächtigsten Mann der Kirche kennenlernen. Für viele ist das ein ganz besonderes, ein bewegendes Erlebnis.

Und nach Argentinien fährt niemand?

Argentinien ist natürlich in aller Munde und wird sich in den nächsten Jahren zu einem populären Reiseziel entwickeln, das nicht nur Backpacker, sondern auch für Gruppenreisen fasziniert. Vielen Deutsche ist dieses Land noch zu weit weg, aber bald wird der Trend wohl auch sie erreichen.

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