Reisen mit dem Fernbus:Der Postbus ist da

Fernbus Zentraler Omnibus-Bahnhof in München

Welchen Bus hätten's denn gerne? Am Zentralen Omnibus-Bahnhof in München.

(Foto: Robert Haas)

ADAC und Deutsche Post bieten nun auch Reisen mit dem Fernbus an. Zunächst ist die Streckenauswahl sehr begrenzt, doch das soll sich bald ändern. Was Fahrgäste wissen müssen und wie sie den richtigen Anbieter für sich finden.

Erstmals nach Jahrzehnten fahren auf Deutschlands Straßen wieder Postbusse: Am 1. Oktober steigt die Deutsche Post gemeinsam mit dem ADAC in den wachsenden Markt für Fernbus-Reisen ein. Die gelben Busse sollen zunächst auf zwei Strecken von Köln nach München fahren: in acht Stunden über Nürnberg und in neun Stunden über Stuttgart.

Von November an sollen ADAC-Postbusse auch von Berlin nach Bremen, Bonn, Leipzig und Dresden sowie von Dortmund nach München verkehren. Die Preise liegen beim ADAC-Postbus etwas höher als bei der Konkurrenz. Dafür wollen der Logistikkonzern und der Autoclub mit mehr Service an Bord punkten.

Fahrkarten soll es im Internet, bei den Busfahrern, in Post-Filialen oder ADAC-Geschäftsstellen geben. Und auch eine zusätzliche Einnahmequelle für ihr klassisches Geschäft sieht die Post im Fernbusgeschäft. In Anhängern an den Bussen könnten künftig auch Briefe oder Päckchen mitgenommen werden. Damit könnte die Post mehr Kapital aus dem Fernbus-Geschäft schlagen als ihre Konkurrenten.

Diese erzürnt der Markteintritt von Post und ADAC: Die privaten Busunternehmer müssen sich bereits mit der Deutschen Bahn AG und dem spanisch-britischen Transportriesen National (City2City) messen.

Der Fernbus-Markt in Deutschland wurde erst zu Jahresbeginn geöffnet. Bis dahin hatten Jahrzehnte alte gesetzliche Regelungen dafür gesorgt, dass Busse nur auf wenigen Strecken im Fernverkehr fahren durften und damit der Bahn Konkurrenz machen konnten. Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres fuhren 12,5 Prozent mehr Reisende mit Fernbussen als noch im ersten Halbjahr 2012. Und die Statistiker berücksichtigten dabei nur die Platzhirsche mit mehr als einer Viertelmillion Fahrgäste.

Auch stieg die Zahl der Fernbuslinien einer Statistik des Bundesverkehrsministeriums zufolge von Ende Dezember bis Ende Juni von 86 auf 158. Die Anträge für weitere 61 Verbindungen werden derzeit noch von Behörden geprüft.

Service und Komfort bei den verschiedenen Anbietern ähneln sich an Bord der Busse laut Stiftung Warentest stark. Für Verbraucher empfiehlt es sich vor einer Buchung dennoch, die Bedingungen genau zu studieren. Die wichtigsten Fragen und Antworten finden Sie auf der nächsten Seite.

Fragen und Antworten zu Fernbus-Reisen

Wie finden Reisende einen Fernbus-Anbieter?

Am einfachsten ist die Suche nach einem geeigneten Anbieter und einer passenden Verbindung über das Internet. In der Regel haben die Unternehmen eigene Websites. Dort können Kunden zumeist auch gleich Fahrkarten kaufen. Der Anbietervergleich über die einzelnen Unternehmensseiten ist aber zeitaufwendig und mühsam. Als Alternative bleibt das bisher einzige deutsche Internet-Vergleichsportal für Fernbusreisen: busliniensuche.de. Es listet Strecken und Preise von aktuell mehr als vier Dutzend Anbietern auf und hilft über eine Eingabemaske bei der Suche nach der gewünschten Verbindung. Auch die ADAC-Postbus-Strecken sind bereits aufgenommen.

Was ist beim Anbietervergleich zu beachten?

Da Service und Komfort bei den verschiedenen Anbietern weitgehend gleich sind, kann der Preis ein wichtiges Vergleichskriterium sein. Dabei sollten Kunden auch die Bahn mit ihren Sparangeboten einbeziehen, rät Heidi Tischmann, Fernverkehr-Expertin des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland VCD. Einberechnen sollten Verbraucher mögliche Sonderkosten wie Aufpreise für große Gepäckstücke bei einzelnen Anbietern. Teils gibt es Abstriche im Komfort: Nicht bei jedem Anbieter gibt es kostenloses Internet an Bord. Entscheidend kann auch die Frage sein, ob Haltestellen zentral gelegen sind.

Wo gibt es Fahrscheine?

Wer im Internet nach seiner Verbindung gesucht hat, kann dort auch gleich sein Ticket kaufen. Gezahlt wird meist über Kreditkarte, Lastschrifteinzug oder das Bezahlsystem Paypal. Den Fahrschein können sich Reisende am heimischen Computer ausdrucken. Manche Unternehmen bieten auch einen Ticketversand per Post oder schicken die Fahrkarte virtuell mit QR-Code aufs Smartphone. Auch ein Ticketkauf direkt vor Fahrtantritt beim Fahrer ist bei den meisten Unternehmen möglich. Allerdings gibt es dann keine Garantie, dass der Bus nicht schon ausgebucht ist. Die Deutsche-Bahn-Tochter BerlinLinienBus bietet auch eine Ticketreservierung per Telefon an, einzelne Anbieter arbeiten zudem mit Reisebüros oder Touristeninformationen zusammen oder sie betreiben eigene Reisecenter. ADAC-Postbus-Tickets gibt es im Internet, per Telefon, in größeren Filialen der Deutschen Post, bei der Postbank und in ADAC-Geschäftsstellen. Die IC-Busse der Deutschen Bahn sind ins Ticketsystem des Unternehmens eingebunden - Fahrkarten gibt es also überall, wo es auch Bahn-Fahrkarten gibt.

Was passiert, wenn ich die Reise nicht antreten kann?

"Die Stornierungs- und Umbuchungsbedingungen der Anbieter sind total unterschiedlich", warnt Martin Rammensee von busliniensuche.de. Deshalb sollten sich Reisende beim Ticketkauf informieren, wie das Unternehmen mit derartigen Anliegen umgeht. Mal gibt es bei Stornierung Geld zurück, mal Reisegutscheine. Manche Unternehmen haben eine Stornierungs- oder Umbuchungspauschale festgesetzt, bei anderen richtet sich die Höhe der Gebühr nach dem Preis des gekauften Tickets. Es gibt im Grunde so viele Varianten wie Unternehmen.

Wie umweltfreundlich sind Fernbus-Reisen?

Fernbusse gelten zusammen mit der Bahn im Vergleich mit Flugzeugen und Autos als umweltfreundlichste Reisevarianten. Wichtig ist dabei immer die Frage, ob die Busse oder Züge voll besetzt sind - denn nur dann verbrauchen sie pro Person und Kilometer besonders wenig Diesel oder Strom und stoßen damit auch die wenigsten Schadstoffe aus.

Wie komfortabel sind die Busbahnhöfe?

Zwar gibt es in Deutschland 53 Busbahnhöfe im engeren Sinne, doch höchsten Ansprüchen auch nach einem barrierefreien Zutritt für Behinderte genügen nur die Stationen in Hamburg und Mannheim, klagt der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Auch Berlin und München erhalten noch recht gute Noten von den Fernbusbetreibern, in Hannover ist gerade ein großer Umbau im Gange. Doch abseits dieser Städte herrscht meist Tristesse. "In den Innenstädten fehlt es einfach am Platz", beschreibt BDO-Sprecher Matthias Schröter die Lage. Besonders unzufrieden ist man unter anderem in Dortmund, Köln, Saarbrücken, Ulm, Bielefeld oder auch Frankfurt. Die Sicht der Linienbetreiber ist einfach: In größeren Städten wollen sie ihre Gäste möglichst in die City fahren, in kleineren am liebsten schnell in Autobahnnähe halten, sagt MeinFernbus-Sprecher Gregor Hintz. Neben einer guten ÖPNV-Anbindung sollten Wetterschutz, Toiletten, Ticket- und Lebensmittelverkauf sowie eine Versorgungs-Infrastruktur für die Busse vorhanden sein. Die meisten Kommunen scheuen bislang den Ausbau ihrer Busbahnhöfe, zumal Finanzhilfen etwa durch die Länder auf sich warten lassen. Und trotz aller Anfangserfolge weiß noch niemand, wie nachhaltig der Erfolg der Linienbusse sein wird.

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