Reisemedizin:So schützen Sie sich vor einer Zika-Infektion

Anti-Zika initiative at Rio de Janeiro beach

Das Ansteckungsrisiko ist derzeit nicht sehr hoch. Brasilienreisende werden dennoch aufgefordert, sich vor den Überträgermücken zu schützen.

(Foto: dpa)

Helle Kleidung tragen, unter dem Ventilator schlafen und keine Flaschendeckel wegwerfen: Regeln und Tricks, mit denen Reisende gesund bleiben.

Fragen und Antworten von Berit Uhlmann

Erst war es nur ein Verdacht, seit April sind sich die meisten Wissenschaftler einig: Das in fast ganz Lateinamerika, darunter auch in Brasilien, grassierende Zika-Virus kann bei Ungeborenen zu schweren Behinderungen oder sogar zum Tod führen. In selteneren Fällen verursacht es das Guillain-Barré-Syndrom, eine mit Lähmungen einhergehende Nervenkrankheit. Das Virus wird in erster Linie durch Mücken vom Typ Aedes übertragen, dokumentiert sind auch Ansteckungen durch Sex. Man kann sich aber durchaus gut davor schützen.

Darf ich nach Brasilien fliegen?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO und viele Fachgesellschaften, darunter der Bundesverband der Frauenärzte, raten allen Schwangeren von einer Reise nach Brasilien ab. Der Partner kann fliegen, sollte aber anschließend keinen ungeschützten Sex mehr mit der werdenden Mutter haben - entweder, bis ein Antikörpertest (ab dem 10. Tag nach der Rückkehr) Entwarnung gegeben hat. Oder bis das Kind geboren ist.

Welche Kleidung gehört in den Koffer?

In Brasilien ist derzeit Winter, daher ist die Gelbfiebermücke weniger aktiv. Es ist allerdings trotzdem nicht ausgeschlossen, dass man auch zu dieser Jahreszeit gestochen wird. Reisende sollten deshalb Kleidung tragen, die den Körper möglichst gut bedeckt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Insekten eine helle Garderobe weniger anziehend finden als eine dunkle. Wer eher einen Outdoor-Urlaub plant, kann auch spezielle Anti-Mücken-Kleidung einpacken. Sie ist in der Regel mit Insektiziden behandelt. Das Problem dabei ist: Mit der Zeit kann sich der chemische Schutz herauswaschen.

Welche Mückenmittel schützen?

Die potentesten Wirkstoffe sind DEET (Diethyltoluamid) und Icaridin. Um sicherzustellen, dass die Mittel die nötige Wirkstoffkonzentration für die Tropenmücken haben, sollte man sich in der Apotheke beraten lassen - am besten schon vor dem Abflug. Diese sogenannten Repellents töten die Insekten nicht, sondern verhindern ihre Anziehung. Die Chemikalien gelten als sicher, können aber durch Schweiß oder Wasser abgespült werden. Im Zweifelsfall muss häufiger nachgesprüht werden. Anti-Mücken-Mittel können möglicherweise die Wirkung von Sonnencreme beeinflussen. Daher sollte die Sonnenlotion zuerst und der Moskito-Schutz kurz darauf aufgetragen werden.

Wie kann ich mich im Hotelzimmer schützen?

Klimaanlagen und Deckenventilatoren schützen in der Regel nicht per se gegen Mücken, sie erleichtern es aber dem Hotelgast, die Fenster geschlossen und damit Moskitos fernzuhalten. Alternativ sind Fliegengitter in Fenstern und Türen zu empfehlen. Gibt es rund um die Unterkunft unnötige Wasseransammlungen, ist das ein schlechtes Zeichen: Pfützen in alten Autoreifen oder Lachen in Pflanztöpfen, Eimern und Aschenbechern bieten Mückenlarven die ideale Umgebung. Reisende sollten auch selbst darauf achten, keine leeren Behälter herumstehen zu lassen, in denen sich Wasser sammeln kann. Selbst ein achtlos weggeworfener Flaschendeckel kann zur Brutstätte für neue Moskitos werden.

Braucht man in Brasilien ein Moskitonetz über dem Bett?

Anders als die Malaria-Mücken stechen die Zika-Überträger Aedes aegypti tagsüber zu. Bettnetze sind daher vor allem für jene Urlauber sinnvoll, die sich gerne ein Mittagsschläfchen gönnen. Oder für diejenigen, die noch vom Jetlag geplagt sind und deshalb einen ungewöhnlichen Schlafrhythmus haben.

Welche weiteren Übertragungswege gibt es?

Zieht sich ein Mann das Zika-Virus zu - ob durch Mücken oder Sex - kann er es noch wochenlang über den Samen weitergeben. Männern wird daher geraten, sowohl während als auch nach der Reise Kondome zu benutzen. Die Safer-Sex-Frist gilt für mindestens acht Wochen, sofern der Mann keine Symptome spürt. Sie verlängert sich auf wenigstens sechs Monate, wenn er an der Virusinfektion erkrankt. Inwieweit Frauen das Virus auf ihre Partner übertragen können, ist nicht klar. Bislang ist nur ein Fall dokumentiert, in dem wahrscheinlich eine Frau ihren Partner angesteckt hat. Dass Zika durch alltägliche Kontakte wie Händeschütteln oder Küssen übertragen werden kann, gilt als extrem unwahrscheinlich. Der Erreger kann jedoch über Bluttransfusionen weitergegeben werden. Ein gewisses Risiko besteht daher für Reisende, die Spenderblut benötigen. In dem Fall dürften sie allerdings schwer verletzt - und Zika ein vergleichsweise kleines Problem sein. Wer aus einem Zika-Gebiet zurückkehrt, darf in Deutschland 28 Tage lang kein Blut spenden.

Wie bemerkt man eine Zika-Infektion?

Nur 20 Prozent aller Zika-Infektionen hinterlassen deutlich spürbare Symptome. Ihr charakteristischstes Zeichen ist ein roter, fleckiger Hautausschlag. Erkrankte Menschen berichten über ein allgemeines Krankheitsgefühl, manchmal auch über Fieber und Bindehautentzündungen. Die Beschwerden klingen meist nach zwei bis sieben Tagen von allein ab. Es gibt kein Medikament gegen die Infektion.

Welche anderen Krankheiten drohen?

Wer sich generell Mücken vom Leib hält, ist auch vor Malaria, Chikungunya, dem Dengue- und dem Gelbfieber geschützt. All diese Infektionen können in Brasilien vorkommen und neben hohem Fieber und Schmerzen im Extremfall auch lebensgefährliche Komplikationen verursachen. Nur gegen Gelbfieber gibt es eine Impfung. Viele Tropenmediziner empfehlen diese Immunisierung, obgleich sie nicht vorgeschrieben ist. Ein Malaria-Risiko besteht im Amazonas-Gebiet. Wer dorthin reist, sollte Notfall-Medikamente bei sich haben. Die WHO appelliert zudem an alle Touristen zu kontrollieren, ob sie gegen Masern und Röteln geimpft sind. Dabei geht es allerdings weniger um die Gesundheit der Urlauber, sondern um jene der Südamerikaner. Der gesamte Kontinent hat die beiden Infektionen längst besiegt. Die WHO fürchtet nun aber, dass impfmüde Europäer sie erneut einschleppen könnten.

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