Reiseführer:Was Indie-Bands empfehlen

Bester Club, bestes Lokal, bestes Sightseeing - ein neuer Reiseführer lässt Bands wie die "Sportfreunde Stiller" und die "Kaiser Chiefs" Tipps für ihre Stadt geben.

Wer eine fremde Stadt besucht, freut sich über Hinweise von Einheimischen: Was ist besonders sehenswert? Wo kann man gut einkaufen? Welche Clubs sind fürs abendliche Ausgehen zu empfehlen, wo kann man lecker essen?

Indie-Reiseführer: Tipps für Rockfans, dpa

Spezial-Tipps gibt's von den "Sportfreunde Stiller".

(Foto: Foto: dpa)

Sogenannte Insider-Tipps in den üblichen Reiseführern helfen da oft nicht weiter, schlimmstenfalls findet sich der Besucher am angegebenen Ort in der Gesellschaft von vielen anderen Touristen mit demselben Buch in der Hand wieder. Abhilfe schaffen will hier der "Indie Travel Guide UK & Europa" von Manuel Schreiner und Mirjam Kolb, der sich besonders an Rockfans richtet.

In dem rund 570 Seiten starken Buch stellen Indie-Bands ihre Städte vor - darunter nicht nur Metropolen, sondern auch eher untouristische Kleinstädte wie das englische Horsham oder Kortrijk in Belgien.

Ein Schwerpunkt liegt auf den britischen Inseln einschließlich Irland, ihnen ist mehr als ein Drittel des Reiseführers gewidmet. Aber auch Skandinavien nimmt breiten Raum ein, schließlich kommen von dort ja auch eine Menge Bands.

Im Kapitel "West-Europa"gibt es Tipps für Städte in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich und natürlich Deutschland. Südeuropa, immerhin Ziel vieler Touristen aus dem deutschsprachigen Raum, wird im Buch etwas knapp abgehandelt: Auf insgesamt nur 25 Seiten werden Barcelona, Madrid und Rom vorgestellt.

Dafür findet, wer sich in deutschen Städten umsehen will, Tipps zu Berlin, Hamburg, Hannover, München, Köln, Bonn, Frankfurt/Main, Dresden, Nürnberg, Freiburg und Augsburg. Wie in jedem Kapitel gibt es hier vorab zu jeder Stadt eine Kurzbeschreibung, und im einzelnen folgen dann ganz subjektive Empfehlungen der befragten Musiker zu Stichwörtern wie "Sehenswürdigkeit", "Museum", "Kneipe/Bar", "Club", "Restaurant", "Plattenladen", "Klamottenladen", "Schuhgeschäft" oder "Besonderheiten".

Was Indie-Bands empfehlen

Als sehenswert empfindet beispielsweise Vera Mohrs von der Band Lichter einen Kanaldeckel vor dem Hauptbahnhof in Hannover, aus dem Tag und Nacht Musik tönt. Matze Brunner von Sushimob fällt zum selben Thema der Lohrberg in Frankfurt am Main ein, der einen herrlichen Überblick über die Skyline der Stadt und außerdem eine kleine Plantage zum Selbstpflücken von Äpfeln bietet.

Reiseführer: Sänger Paul Smith von der englischen Band Maximo Park vor seinem Tipp: Der Newcastle Brown Ale-Brauerei

Sänger Paul Smith von der englischen Band Maximo Park vor seinem Tipp: Der Newcastle Brown Ale-Brauerei

(Foto: Foto: Rockbuch/Edel)

An anderer Stelle verraten die Befragten ihre Stammkneipe oder ihren bevorzugten Club. Doch nicht alle der Empfehlungen sind echte Geheimtipps - viele der erwähnten Museen dürften auch in konventionellen Reiseführern zu finden sein. Aber vielleicht hilft es ja bei der Auswahl zu wissen, dass auch Einheimische ein bestimmtes Museum besonders schätzen.

Tipps von Manic Street Preachers und Sportfreunde Stiller

Und damit man auch weiß, wer sich da als literarischer Stadtführer zur Verfügung stellt, gibt es in knapper Form auch eine Beschreibung des jeweiligen Musikers oder seiner Band. Häufig ist das auch nötig, denn neben Mitgliedern prominenterer Gruppen wie den Kaiser Chiefs, Manic Street Preachers, den Charlatans oder den Sportfreunden Stiller geben auch Musiker Tipps, deren Bands hauptsächlich eingefleischten Fans der Szene bekannt sein dürften.

Wer sich also Empfehlungen von Mick Jagger oder Madonna erhofft, wird enttäuscht - aber die verkehren ja vermutlich auch nicht mehr in "normalen" Kneipen und Läden.

Ergänzt werden die Sightseeing-Vorschläge von zahlreichen Fotos der jeweiligen Locations, Stadtplänen, auf denen die Tipps markiert sind, und von den Künstlern selbst gemalten kleinen Skizzen. Bleibt ein Manko: Einen solch dicken Wälzer mit auf Reisen zu schleppen, ist nicht jedermanns Sache. Aber für die Vorbereitung einer Städtereise abseits ausgetretener Pfade kann er sicher hilfreich sein.

Rockbuch Verlag, September 2008, ISBN 978-3-927638-46-4, 576 Seiten, 19,90 Euro

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