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Quelle: Bernhard Edmaier
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Dem Fotografen Bernhard Edmaier ist weniger an Bergpanoramen gelegen: Er dokumentiert, wozu Kollision und Erosion geführt haben in den Alpen. Seine Bilder zeigen gewaltige Faltungen und Schichtungen, Gestein, das gebogen und gewunden ist, als wäre es aus Knetmasse. Eine Rezension von Stefan Fischer
Eine Alpenüberquerung erscheint einem auch heute mitunter noch als recht mühsam - immer dann, wenn der Stau über den Brenner mal wieder kein Ende nehmen will. Im Grunde aber ist es inzwischen ein Klacks, zwei Koffer und zwei Surfbretter mit Hilfe von 150 PS vom Gardasee zurück nach München zu schaffen.
Da haben andere bereits ganz andere Lasten hinüber geschafft: die Zugspitze zum Beispiel, der Watzmann oder das Dachsteinmassiv, die weite Wege zurückgelegt haben, und zwar mitsamt all ihren Gesteinsmassen im Schlepptau, um schließlich dorthin zu gelangen, wo sie nun stehen.
Im Bild: Dachstein in Österreich
Quelle: Bernhard Edmaier
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Das ist zwar schon eine geraume Weile her, war aber gewiss keine Wochenend-Spritztour, auch wenn die Alpen damals überhaupt erst dabei waren, sich aufzufalten. Aber die Hohen Tauern lagen auch da schon quer im Weg, und den Katschbergtunnel hat es noch nicht gegeben. Also mussten sie drüber hinweg, die Zugspitze und ihr Gefolge.
Erdgeschichte ist ein Thema, das immer wieder staunen lässt. Zumal, wenn es einem so anschaulich nahe gebracht wird wie in dem Bildband "Kunstwerk Alpen". Die Einleitung wie auch die Bildbeschreibungen von Angelika Jung-Hüttl sind kurz gehalten, dabei präzise in ihrem wissenschaftlichen, gleichwohl leicht verständlichen Gehalt.
Im Bild: Tagliamento, Fluss im Friaul, Oberitalien
Quelle: Bernhard Edmaier
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Jung-Hüttl verfällt nicht in ein Fachvokabular; die wenigen fremden Begriffe, die man durch sie kennenlernt, sind so bezaubernd, dass man selbst sofort Alpin-Geologe werden möchte, um sie fortan benutzen zu können: Fließwulst etwa, Gletscherlack oder knolliges Gestein.
Die knappen Sätze erklären nicht, was man auf Bernhard Edmaiers Fotografien sieht, sondern warum die Dinge so aussehen, wie sie aussehen.
Im Bild: Gorner-Gletscher im Wallis, Schweiz
Quelle: Bernhard Edmaier
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Die meisten Bilder sind Luftaufnahmen, jedoch spart Edmaier den Horizont aus. Ihm ist nicht an Alpenpanoramen gelegen, er dokumentiert, wozu Kollision und Erosion geführt haben in den Alpen - im Großen wie im Kleinen. Die Bilder zeigen gewaltige Faltungen und Schichtungen, Gestein, das gebogen und gewunden ist, als wäre es aus Knetmasse.
Im Bild: Mont Blanc
Quelle: Bernhard Edmaier
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Es sind nicht zwingend die schroffsten, gefährlichsten Gebirgsregionen, die es ermöglichen, die Alpen zu einem Kunstwerk zu stilisieren. Die Allgäuer Grasberge etwa sind weder besonders hoch noch besonders spektakulär geformt. Doch sind sie trotz scharfer Grate und steiler Flanken intensiv bewachsen, was es in den Alpen in der Form kein zweites Mal gibt und seinen Grund in einer speziellen Gesteinszusammensetzung hat.
Im Bild: die vier Gipfel des Höfats, Allgäuer Grasberge
Quelle: Bernhard Edmaier
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Aus 15.000 Fotografien hat Edmaier weniger als 200 ausgewählt - jene, die den größten ästhetischen Wert haben aufgrund der Formen, Farben und Strukturen des Gesteins oder des Eises. Auch den Gletschern und ihrem Rückgang ist ein Kapitel gewidmet.
Bei Edmaier haben die Aufnahmen aber nicht den Charakter eines Nachrufs. Vielmehr blickt der Fotograf neugierig auf die Gesteinsformationen, die nach Jahrtausenden unter einer Schnee- und Eisdecke erstmals wieder an die Oberfläche gekommen sind.
Im Bild: Gauligletscher, Berner Alpen in der Schweiz
Quelle: Bernhard Edmaier
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Alle Fotos aus Bernhard Edmaier: Kunstwerk Alpen. Bergverlag Rother, München 2012. 224 Seiten, 188 Aufnahmen, 49,90 Euro.
Die Ausstellung "Kunstwerk Alpen" mit den Fotografien von Bernhard Edmaier ist von 25. Mai bis 16. September im Museum Mensch und Natur in Schloss Nymphenburg, München, zu sehen.
Im Bild: Osterseen in Oberbayern