Reise-Knigge Australien:Bier für Barbies

Australier gelten als offen und unkompliziert. Doch wenn man auf Reisen das falsche Benehmen an den Tag legt, reagieren selbst die toleranten "Aussies" ungemütlich.

Daniela Dau

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Australien ist ein entspanntes Reiseland. Doch es gibt ein paar Benimm-Fehler, die sollte man nicht einmal gelassenen "Aussies" zumuten - die wichtigsten Tipps.

Anrede

Mit Förmlichkeiten, Titeln oder sonstigen Ehrerweisungen halten sich Australier nicht lange auf. In der Regel stellt man sich mit dem Vornamen vor. Grundsätzlich aber gilt: Älteren Gesprächspartnern sollte man nicht gleich zu vertraulich kommen, sondern abwarten, bis einem die persönliche Anrede angeboten wird. Ist diese kleine Hürde genommen, steigt man rasch in der Wertschätzung und wird womöglich schon bei der nächsten Begegnung als mate, also Kumpel, begrüßt.

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Begrüßung

Noch weniger starr sind die Regeln bei der Begrüßung. Ein Handschlag ist zwar üblich, oft wird aber darauf verzichtet: Ein einfaches "Hi", "Hello" oder "G'day" genügt. Bei förmlicheren Anlässen versteigen sich Australier höchstens zu einem "Good Morning", "Good afternoon" oder "Good evening" - insofern verhielt sich der Cricket-Held Dennis Lillee (im Bild) australisch-korrekt, als er die britische Königin Elisabeth II. bei einem Spielbesuch mit einem handfesten "G'day, how ya goin'" ansprach.

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Soziale Unterschiede

Lillee handelte weder respektlos noch antiroyalistisch, sondern aus tiefster australischer Überzeugung. Alle Menschen werden als gleich und ebenbürtig gesehen, unabhängig von ihrem sozialen, rassischen oder finanziellen Hintergrund. Das gilt auch für einen Feldspieler und die Queen - denn schließlich kann die Königin nichts dafür, dass sie nicht Cricket spielen kann. Der Glaube an die Gleichheit aller trägt viel zum entspannten Miteinander in Australien bei. Doch es gibt eine Ausnahme: Jahrhundertelang wurden Ureinwohner als Australier zweiter Klasse behandelt. Trotz Annäherungen werden sie von einigen Australiern noch immer nicht voll akzeptiert.

Im Gespräch verwendet man übrigens am besten die Begriffe Aboriginal people oder indigenous Australians. Die bei uns übliche Bezeichnung Aborigines gilt mittlerweile als diskriminierend, noch schlimmer ist die Kurzform "Abo".

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Im Pub

Pubs sind überall auf der Welt gesellige Orte, an denen man leicht mit Einheimischen ins Gespräch kommt. In Australien sind sie auch in soziologischer Hinsicht interessant, denn nirgends kann man den egalitären Ansatz besser studieren als an der Theke eines Pubs. Hier kommt das Gesetz der Round oder des Shout zum Tragen: Australier spendieren ihrer Begleitung - dazu gehören auch die gerade kennengelernten Fremden - eine Runde Bier, und erwarten reihum im Gegenzug, dass sich alle anderen der Gruppe mit jeweils einer Runde revanchieren - Pech für denjenigen, der wirklich nur ein Bier trinken wollte. In Nachtklubs gibt es das soziale Phänomen der Rounds eher selten.

Für Frauen waren Pubs lange Zeit tabu, heute trifft man dort - zumindest in australischen Städten - auch Single-Frauen oder alleinfeiernde Frauen an. Platonische Freundschaften zwischen Männern und Frauen kommen relativ häufig vor und solange man sich bei den Rounds nicht ziert, wird man auch als alleinreisende Frau schnell als one of the boys akzeptiert. Trotzdem sollte man es mit dem Feiern nicht übertreiben, sonst sehen einheimische Männer nicht mehr die Lady sondern das Girly in einem und könnten aufdringlich werden.

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Im Restaurant

Ihre Spendierhosen brauchen Sie in australischen Restaurants nicht anzuziehen, deutsche Großzügigkeit nach dem Motto "Die Rechnung geht auf mich!" wird beim Zahlen nicht gern gesehen. Weder fühlen sich Australier verpflichtet, es Ihnen gleichzutun, noch möchten Sie ungefragt eingeladen werden. Sie ahnen es schon: Das widerspricht dem Gleichheitsgefühl. Es wird auch nicht als selbstverständlich erwartet, dass der Mann im Lokal für seine weibliche Begleitung bezahlt. Geht man privat mit einer Gruppe zum Essen, wird die Rechnung unter allen gleichermaßen aufgeteilt. Handelt es sich um ein geschäftliches Treffen, kann diese Regel lockerer gesehen werden.

Was die Tischsitten betrifft, gibt es keine großen Unterschiede zu Deutschland. Auffallen aber dürfte eines: Der Australier legt, wenn er mit einer Hand isst, die andere in den Schoß und nicht auf den Tisch.

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Trinkgeld

Mit dem Trinkgeld kann man es in Australien halten, wie man will: Es gilt nicht als obligatorisch, wird aber gerne genommen. In besseren Restaurants lässt man etwa zehn Prozent des Rechnungsbetrags auf dem Tisch liegen, wenn der Service besonders gut war. Taxifahrern gibt man Trinkgeld, wenn die Unterhaltung nett war und man nicht das Gefühl hatte, übers Ohr gehauen zu werden. Übrigens sollte man in australische Taxis immer vorne einsteigen: Zum einen erleichtert es die Unterhaltung. Zum anderen schafft der Fahrgast auf dem Rücksitz eine Distanz, die - mal wieder - dem Gleichheitsgedanken widerspricht.

In Bars und Pubs gibt man üblicherweise kein Trinkgeld. Doch auch ohne Tip werden Sie sicher beim nächsten Besuch genauso nett bedient wie am Abend zuvor.

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Grillrost mit Feuer Grillen

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Reise-Knigge Australien:Grillrost verschmutzt

Einladungen

Sie sind zu einem Barbecue eingeladen, erscheinen pünktlich und klopfen an die Tür des Gastgebers. Es könnte sein, dass Ihnen nicht geöffnet wird. Einem australischen Sprichwort zufolge bedeutet Ihr Anklopfen nämlich, dass Sie noch eine Hand zum Klopfen frei haben - anstatt einen Kasten Bier als Barbecue-Obulus zu schleppen. Es ist üblich, dass man sich an Einladungen mit einem eigenen Beitrag beteiligt, am besten erkundigen Sie sich vorher, was erwartet wird.

Bei australischen Barbies geht es deftig zu; Fleisch wird in der Regel gegrillt, bis es vollkommen durch ist. Ein Steak blutig oder halbdurch zu verzehren, ist nur was für Touristen.

Während beim Barbecue Bier das (mitzubringende) Getränk der Wahl ist, sollte es bei einer Einladung zur Dinnerparty ein Flasche Wein sein. Und zwar nicht irgendeine, sondern eine richtig gute. Ob Sie richtig gewählt haben, können Sie daran erkennen, dass Ihre mitgebrachte Flasche während der Party geöffnet wird.

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Pünktlichkeit ist Trumpf

Die Australier mögen im Umgang leger und entspannt sein, doch in einem Punkt hat die Lockerheit ein Ende: Down under wird sehr viel Wert auf Pünktlichkeit gelegt und zwar nicht nur im geschäftlichen Bereich.

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Handzeichen

Wer des Englischen nicht so ganz mächtig ist, wird auch in Australien versuchen, sich "mit Händen und Füßen" zu verständigen. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden - nur sollte man bedenken, dass bei uns gebräuchliche Gesten furchtbar missverstanden werden können.

So wunderte sich der damalige US-Präsident George Bush senior, als die Mienen seiner australischen Gastgeber bereits kurz nach seinem Eintreffen zu Eis gefroren. Bush senior hatte zum Zeichen seiner Sympathie das Victory-Zeichen gemacht, mit dem Handrücken zum Publikum. In Australien zeigt man seinem Gegenüber so einen "doppelten Stinkefinger" - und den bekam der verdutzte Präsident prompt von einigen Leuten zu sehen. Auch die bei uns beliebte Faust mit dem nach oben gereckten Daumen für "finde ich gut!" oder "prima gemacht!" sollte man sich verkneifen. Auf dem Fünften Kontinent gilt diese Geste als rüde Beleidigung.

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FKK und oben ohne

Angesichts der paradiesischen Umgebung an vielen australischen Stränden könnte man versucht sein, spontan die Hüllen fallen zu lassen und sich nackt ins Wasser zu stürzen. FKK ist allerdings nur in ausgewiesenen Bereichen erlaubt, achten Sie auf einen clothing optional-Hinweis. Sich "oben ohne" zu sonnen, wird landesweit toleriert. Sicherheitshalber empfiehlt sich aber vor dem Ablegen des Oberteils ein kurzer Rundblick, wie es die anderen Strandgäste halten.

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Schlange stehen

Man sieht sie oft in Australien: Lange Schlangen, die sich um mehrere Straßenecken winden und in denen die Menschen geduldig auf Einlass warten oder die Möglichkeit, Tickets zu kaufen. Offensives Schlangestehen - vulgo Drängeln - oder Schlangen-Hopping, in der Hoffnung schneller voranzukommen, gilt als absolutes Tabu.

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Gesprächsthemen

Ganz schnell kann eine gerade noch munter plätschernde Plauderei zum Erliegen kommen, sobald Sie sich nach Australiens Vergangenheit als ehemalige Sträflingskolonie erkundigen. Obwohl dieser Teil der nationalen Historie schon lange zurückliegt, leiden viele Aussies nach wie vor unter dem Stigma. Fragen nach Familie oder Herkunft könnten daher heikel sein - es sei denn, Sie sind sicher, den Abkömmling eines Offiziers oder Matrosen der First Fleet vor sich zu haben, jener Schiffsflotte, die mit den ersten britischen Strafgefangenen an der Terra Australis landete.

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© sueddeutsche.de/kaeb/cmat/cat
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