Reise durch Nordkorea:Unter den Augen der toten Diktatoren

Der Fotograf Olaf Schülke erlebte in Nordkorea den Kontrast zwischen bombastischer Inszenierung und tristem Alltag. Ständig in Sichtweite: seine Aufpasser und die strengen Blicke von Kim Il Sung und seinem Sohn Kim Jong Il.

Bilderreise

20 Bilder

Bildstrecke aus Nordkorea von Olaf Schuelke

Quelle: Olaf Schülke

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Der Fotograf Olaf Schülke reiste im August 2012 durch Nordkorea und erlebte den Kontrast zwischen bombastischer Inszenierung und tristem Alltag. Ständig in Sichtweite: seine Aufpasser und die strengen Blicke von Kim Il Sung und seinem Sohn Kim Jong Il. Eine Bilderreise.

Im Zug nach Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, führt der Weg durch das isolierte Land entlang grüner Felder und schier endloser Bergketten. Man fährt vorbei an ländlichen Bahnhöfen, die sich überraschend ähneln: weiß getüncht und über der Eingangstür ein Porträt des "Ewigen Präsidenten" Kim Il Sung, der streng auf die Reisenden herabblickt. Obwohl im Jahr 1994 verstorben, blieb der Diktator offiziell in Amt und Würden. Den Posten selbst übernahm sein Sohn Kim Jong Il, nach dessen Tod 2011 rückte der Enkel des "Ewigen Präsidenten" nach: der jetzige Machthaber Kim Jong Un.

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Nordkorea ist ohne ständige Begleitung sogenannter Aufpasser nicht zu bereisen. Auf Schritt und Tritt folgen sie der Reisegruppe, stets in sichtbarer Nähe. Und trotzdem gelingen unbeobachtete Bilder: Blick auf Pjöngjang aus einem Hotel, das auf einer kleinen Insel vom Fluss Taedong umrahmt ist. Im Hintergrund steht das Rungrado May Day Stadion. Das größte Stadion der Welt bietet Platz für 150.000 Zuschauer.

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Hier findet mehrmals jährlich das Arirang-Festival statt, eine Massenveranstaltung mit Tanz und Akrobatik, bei der die Führer-Dynastie und die Vergangenheit, aber auch die Gegenwart Nordkoreas glorifiziert wird. Etliche Nordkoreaner erhalten für ihre besonderen Verdienste Gratiseintrittskarten, können Familie und Freunde mitbringen und werden Teil der Veranstaltung: Indem sie farbige Karten hochhalten, setzen sie auf den Tribünen riesige Mosaikbilder zusammen. Auch nordkoreanische Soldaten wie diese marschierende Einheit vor dem Rungrado May Day Stadion gehören zum Publikum.

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Zehntausende Mitwirkende stellen die Geschichte des nordkoreanischen Volkes dar und feiern die aus Regierungssicht großartige Gegenwart. Auch die Verherrlichung von Kim Il Sung und dessen Sohn Kim Jong Il sind fester Bestandteil des Riesenspektakels.

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Ein nordkoreanisches Mädchen steht auf der Bühne des Schülerpalastes Mangyongdae in Pjöngjang - dies ist die größte der zahlreichen Einrichtungen, in denen Schüler am Nachmittag für Freizeitaktivitäten untergebracht sind. Hier sollen sie musizieren, Sport treiben oder Fremdsprachen lernen.

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Volksnah und unterhaltsam präsentieren sich Teile der Armee: Jeden Tag führen Soldaten eine Hochseil-Artistenshow in Pjöngjangs Militärzirkus vor, der Teil des nordkoreanischen Staatszirkus ist.

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Sonst bietet der Alltag in der Hauptstadt Pjöngjang seinen Einwohnern nur wenig Abwechslung. Lediglich ein paar Vergnügungs- und Freizeitparks locken an lauen Sommerabenden Menschenscharen an. Auf diesem Foto bestaunen Besucher ein Spektakel auf einem dieser Rummelplätze.

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Einen Teil ihrer Freizeit verbringen die Menschen in Pjöngjang damit, sich weiterzubilden, zum Beispiel im Großen Studienpalast des Volkes. Dort gibt es neben Sprach- und EDV-Kursen auch eine Video- und Audiothek, in der dieser Besucher einer aufgezeichneten Opernaufführung lauscht.

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Die Abbildungen und Statuen der verstorbenen Staatslenker werden landesweit fast überall zur Schau gestellt: außerhalb und innerhalb öffentlicher Gebäude und in annähernd jedem Raum des Großen Studienpalastes des Volkes. Ihre Porträts hängen in Geschäften, Vorhallen, Schulen und Theatern, auch an Straßen und Kreuzungen sind sie aufgestellt. Sie zieren sogar die Wohnzimmerwände nordkoreanischer Familien.

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Auf den Bahnsteigen der U-Bahnhaltestellen in Pjöngjang vertreiben sich  Fahrgäste die Wartezeit mit Zeitungslektüre. Nordkorea gehört weltweit zu den Ländern mit der rigidesten Pressebeschränkung. Die 2011-Rangliste zur Pressefreiheit der Reporter ohne Grenzen listet das Land auf dem vorletzten Platz von 179 Ländern. Weniger Pressefreiheit gibt es demnach nur noch im ostafrikanischen Eritrea. Nach der Lektüre steigen die Menschen in ausrangierte ostdeutsche U-Bahnzügen, die bis zu einer Tiefe von 100 Metern unter der Stadt verkehren. Zu Zeiten des Kalten Krieges waren die Waggons noch auf den Schienen Ost-Berlins unterwegs.

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Ein Bild, das noch immer nicht ganz alltäglich ist: In einer U-Bahn liest ein Mann eine Textnachricht auf seinem Handy, über sich die ikonenartigen Bilder von Vater und Sohn der Kim-Dynastie. Die Mediennutzung in Nordkorea unterliegt strengen Beschränkungen. Während der 100-tägigen Trauerzeit für Kim Jong-Il galten Handynutzer als Kriegsverbrecher. Zusätzlich zu den beiden U-Bahnlinien der Hauptstadt ergänzen in Pjöngjang Dutzende, mittlerweile in die Jahre gekommene Oberleitungsbusse und nostalgisch anmutende, aber intakte Straßenbahnen den öffentlichen Nahverkehr.

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Außerhalb Pjöngjangs gibt es besonders in den ländlichen Bezirken keinen vergleichbaren Nahverkehr und Fahrgästen bleibt meist nichts anderes übrig, als stehend und dicht gedrängt auf der Ladefläche eines Lastwagens mitzufahren.

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Die Bewohner Pjöngjangs genießen einen vergleichsweise privilegierten und angenehmen Lebensstandard. Auf dem Land jedoch leiden viele Menschen noch immer bittere Armut. Nordkoreanern, die nicht in Pjöngjang wohnen und gemeldet sind, ist es nicht gestattet, ohne Genehmigung in die Hauptstadt zu reisen

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In einem buddhistischen Tempel außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang praktiziert einer von mehr als zweihundert nordkoreanischen, buddhistischen Mönchen seinen Glauben. Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist konfessionslos, obgleich die traditionellen Religionen des Landes der Buddhismus und der Konfuzianismus sind.

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Einige Autostunden von Pjöngjang entfernt liegt Wonsan, eine Hafenstadt an der Ostküste der nordkoreanischen Halbinsel und die sechstgrößte des Landes mit etwa 330.000 Einwohnern. Wonsan ist ein beliebter Badeort und bietet einige Sandstrände, die auch für ausländische Touristen zugänglich sind. Innerhalb eines recht weitläufig und teilweise spärlich umzäunten Strandabschnitts dürfen sich die Touristen ungehindert bewegen - doch die Aufpasser bleiben ständig in Sichtweite. Auf diesem Foto spazieren zwei Nordkoreaner die Uferstraße von Wonsan entlang.

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Im Stadtteil Songdowon in Wonsan befinden sich nicht nur die schönsten Sandstrände, sondern auch das Internationale Kindersommerlager. Die Kinder wohnen in Mehrbettzimmern, natürlich mit Bildern der beiden ehemaligen Staatsführer dekoriert.

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Einheimische in Wonsan beim Angeln an einem trüben Vormittag. Das scheinbare Idyll täuscht, hier ist Angeln weniger ein Hobby denn eine Notwendigkeit: Mit den Fischen wird die karge Alltagskost mit zusätzlichen Proteinen angereichert.

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Doch es gibt auch entspannte Momente: Nordkoreanische Urlauber genießen das Strandleben in Wonsan. Trotz der Propaganda, der die Bevölkerung permanent ausgesetzt ist und welche die angebliche Bedrohung durch den Westen betont, war auf der Reise keine Ablehnung oder gar Hass auf Ausländer spürbar - auch nicht am Badestrand. 

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Mehr als angespannt sind aber bis heute die Beziehungen zwischen den beiden Nationen Nord- und Südkorea. Diese Spannung war in dem kleinen Grenzort Panmunjom zu spüren, der inmitten der vier Kilometer breiten entmilitarisierten Zone liegt, die entlang des 38. Breitengrads verläuft. Selbst 60 Jahre nach Ende des Koreakriegs, der die Teilung Koreas zur Folge hatte, haben die beiden Staaten keinen Friedensvertrag geschlossen. Sie befinden sich offiziell weiterhin im Kriegszustand. Währenddessen leidet die Bevölkerung unter Hunger und Verletzungen der Menschenrechte (hier der Report von Amnesty International zu Nordkorea von 2012).

Informationen zur Reise nach Nordkorea gibt das Auswärtige Amt: "Tourismus ist nur als Gruppen-oder Individualreise zugelassen, in jedem Fall mit ständiger Begleitung durch einen Dolmetscher. Alle Besuche außerhalb der Hauptstadt sind genehmigungspflichtig, sie - wie im Übrigen der gesamte Reiseverlauf - werden von den Sicherheitsorganen strikt überwacht. Nicht alle Regionen sind für Ausländer zugänglich. Unkontrollierte Kontakte mit Einheimischen sind praktisch unmöglich und der Bevölkerung unter Strafandrohung untersagt."

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Der Fotograf dieser Bilderreise durch Nordkorea, Olaf Schülke, hat inzwischen seinen Sitz in Singapur. Von klein auf begeisterten ihn seine Eltern für die Fotografie, mit 14 Jahren bekam er seine erste Spiegelreflexkamera. Schon immer von Reisen, fremden Kulturen und Menschen fasziniert, hat er in den vergangenen 20 Jahren fast 50 Länder besucht. Als studierter Architekt arbeitete er in Stuttgart, Frankfurt und Dublin, bis er vor kurzem nach Singapur aufbrach, um sich ganz der Fotografie zu widmen.

© Süddeutsche.de mit Material von Olaf Schülke/kaeb/dd
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