Reise-Bildband Werben für Österreich:So schön wird es nie wieder

Als der Tourismus noch Fremdenverkehr hieß und der Urlaub noch Sommerfrische, da warben die Österreicher im Ausland für ihr Land mit gezeichneten oder gemalten Plakaten. Die könnte man sich heute noch an die Wand hängen.

Hans Gasser

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Österreich Tourismus Werbung Plakate

Quelle: Metroverlag

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Früher warben die Österreicher im Ausland für ihr Land mit gezeichneten oder gemalten Plakaten. Die könnte man sich heute noch an die Wand hängen. Von Hans Gasser

Die goldenen dreißiger Jahre! Nein, natürlich nicht politisch gesehen, da waren sie eine Katastrophe, aber grafisch: 1a! Als der Tourismus noch Fremdenverkehr hieß und der Urlaub noch Sommerfrische, da warben die Österreicher im Ausland mit gezeichneten oder gemalten Plakaten für ihr Land.

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Besonders kunstvoll waren diese interessanterweise in den 1930er Jahren - bevor die Nazis einmarschierten. Und das kam so: Nach dem Ersten Weltkrieg sah sich Österreich um vier Fünftel seiner Fläche verkleinert, touristische Zugpferde wie Istrien, der Gardasee oder Südtirol gehörten jetzt zu anderen Ländern. Es dauerte ein gutes Jahrzehnt, bis man sich klar wurde, womit man als Rumpfstaat eigentlich werben sollte, unter dem Eindruck der Wirtschaftskrisen vermarktete man sich zunächst einmal als Billigreiseland.

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Erst mit den Austrofaschisten unter Engelbert Dollfuß wurde die nationale Tourismuswerbung, vorher nur von den Bundesbahnen betrieben, professionalisiert. Noch mehr, nachdem die deutschen Nazis 1933 als Strafmaßnahme gegen das partout seinen eigenen Faschismus betreiben wollende Österreich jeden dorthin reisenden Deutschen an der Grenze 1000 Mark zahlen ließen. Das führte natürlich zu einem Einbruch der Gästezahlen aus dem Nachbarland.

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Man begann in England, Holland und Frankreich um Touristen zu werben, dafür beschäftigte man die besten Grafiker.

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Wer sich die Plakate aus diesen wenigen Jahren bis zum Einmarsch der Deutschen 1938 ansieht, stellt fest: Sie wirken sehr modern, sind reduziert auf das Wesentliche, ein Berg, ein Mensch, eine Kirche, eine Seilbahn, grafisch durchkomponiert und in oftmals expressionistischen Farben. So etwas kann man sich heute noch ins Wohnzimmer hängen.

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Ganz im Gegensatz zu den deutschtümelnden Motiven, die nach 1938 gedruckt wurden, wo etwa eine Trachtenfrau mit der Hakenkreuzfahne wedelt und darunter in Fraktur zum "Deutschen Frühling in der Wachau" geladen wird.

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"Die Jahre des Austrofaschismus waren die Grundlage für die Erfolgsstory des Tourismuslandes Österreich", heißt es in dem Bildband "Willkommen in Österreich", der Tourismus-Werbemotive zwischen 1900 und etwa 1970 versammelt - aus Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek.

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Man warb nicht nur, sondern baute in dieser Zeit auch viele Hotels und spektakuläre Verbindungen wie die Großglockner-Hochalpenstraße. Das Österreichbild, das im austrofaschistischen Ständestaat geprägt worden sei, so der Volkskunde-Professor Konrad Köstlin, habe auch lange in der 2. Republik noch nachgewirkt.

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Man sieht das auch an den Plakaten aus den 1950er und 1960er Jahren. Allerdings sind diese viel kitschiger und biederer, mit pläsierlichen Kindern, Tieren und rotlippigen Dirndlträgerinnen, die wirken, als wären sie aus einem Heimatfilm gesprungen. Die Qualität aus den Dreißigern wurde nicht mehr erreicht. Und mit Ende der 1960er Jahre verschwand auch das gemalte Plakat. Fotos traten an seine Stelle, die sich teils bis heute nicht von der Heimatfilmästhetik zu lösen vermochten.

Willkommen in Österreich

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Alle Bilder aus CHRISTIAN MARYSKA, MICHAELA PFUNDNER (Hrsg.): Willkommen in Österreich. Eine sommerliche Reise in Bildern. Metroverlag, Wien 2012. 256 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, 29,90 Euro.

© SZ vom 21.6.2012/dd
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