Regensburg:Altstadt zum Weltkulturerbe erklärt

Der fast komplett erhaltene mittelalterliche Stadtkern stellt für die UNESCO ein Denkmal von "außergewöhnlichem Wert" dar.

Regensburg ist damit die 32. Stätte in Deutschland auf der UNESCO-Liste. Wahrzeichen der Stadt sind der Dom St. Peter und die Steinerne Brücke über die Donau. Daneben gibt es rund 1.400 andere denkmalgeschützte Bauten in der Altstadt.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sagte: "Diese hochrangige internationale Auszeichnung kann neue positive Impulse für Kultur, Wirtschaft und Tourismus in Regensburg geben, die auf ganz Bayern ausstrahlen." Regensburg hatte sich schon lange um die Anerkennung bemüht, die das zuständige UNESCO-Komitee nun auf einer Tagung in Litauen beschloss.

Residenz deutscher Kaiser und bayerischer Herzöge

An der nördlichsten Stelle der Donau hatte der römische Kaiser Marc Aurel 179 nach Christus ein Castra Regina (Lager am Regen) für 6.000 Soldaten errichten lassen, von dem das eindrucksvolle Nordtor Porta Praetoria erhalten ist. Seit Karl dem Großen war Regensburg jahrhundertelang Residenz deutscher Kaiser und der bayerischen Herzöge.

Fernhändler machten die Freie Reichsstadt im Hochmittelalter zu einer der wohlhabendsten und größten Städte Deutschlands. Als Weltwunder galt die Steinerne Brücke über die Donau, die im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Von der damaligen Blütezeit zeugen heute auch noch der gotische Dom, die prachtvoll erhaltene Altstadt und 20 Wohntürme, die reiche Patrizierfamilien nach italienischem Vorbild mitten in der Stadt errichtet hatten.

Von 1663 bis 1806 war Regensburg Sitz des Immerwährenden Reichstages - "quasi der Vorläufer des Europaparlaments", sagte der Regensburger Kulturreferent Klemens Unger. Die als Reichspostmeister berühmte Fürstenfamilie von Thurn und Taxis vertrat den Kaiser auf dem Reichstag und verlegte ihre Residenz deshalb von Frankfurt am Main nach Regensburg.

EU-Zuschüsse für Denkmalschutz erhofft

Die Auszeichnung Regensburgs zum Welterbe war bereits die dritte UNESCO-Entscheidung über ein deutsches Denkmal in dieser Woche. Zuvor hatte die UNESCO das Dresdner Elbtal wegen einer geplanten Brücke auf die "Rote Liste" der besonders gefährdeten Denkmäler gesetzt und den Kölner Dom nach dem Verzicht auf Hochhausbauten in der Nachbarschaft von dieser Liste genommen.

Kulturreferent Klemens Unger erwartet durch den Titel vor allem eine langfristige Profilierung im Tourismus. "Das Etikett 'Welterbe' dient vielen Touristen als Reiseplaner für ihre Route", sagte Unger. Er erhoffe aus Brüssel auch "finanzielle Zuschüsse für größere Projekte". Die UNESCO selbst hat keinen Fonds, aus dem sie Welterbe-Stätten unterstützt.

Denkmalschutz auf hohem Niveau

Verschärfte Vorschriften für den Erhalt der Altstadt gebe es nicht. "Es kommen keine neuen Spielregeln hinzu. Durch den Denkmalschutz und die Altstadtschutzverordnung sind wir schon auf einem so hohen Niveau, das durch das Prädikat 'Welterbe' nur noch geadelt wird", sagte Unger.

So regeln Vorschriften bereits, mit welchen Materialien denkmalgeschützte Häuser saniert werden dürfen und in welchem Umfang Werbung in der Regensburger Altstadt angebracht werden darf. Auch Neubauten sind nach Ungers Worten möglich - sofern sie sich in das Altstadtbild einfügen. Der Titel 'Welterbe' werde die Regensburger aber noch sensibler für Denkmalpflege machen.

Mit einer 3.000 Seiten starken Bewerbungsschrift hatten die Regensburger sich um den Titel beworben. Jedes einzelne der über 1.400 denkmalgeschützten Häuser der Altstadt musste detailliert beschrieben werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: