Pustertal:Neuer Adel

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Ein ehemaliges Frauenkloster im Pustertal bietet heute bodenständigen Komfort.

Von Stefan Fischer

In Südtirol gibt es mehr Burgen je Quadratkilometer als andernorts Wirtshäuser. Sie haben lange gute Dienste geleistet bei der Landesverteidigung. Inzwischen jedoch, da Fremde mehrheitlich in guter Absicht kommen, ist es durchaus opportun, auch auswärtige Burgherren zu akzeptieren.

Die Sonnenburg bei St. Lorenzen im Pustertal konnte so in den 1970er-Jahren vor dem Verfall gerettet werden: Der Deutsche Karl Knötig hatte das zum Steinbruch heruntergewirtschaftete Anwesen gekauft und in ein Hotel umgewandelt. Auf diese Weise wurde nicht zuletzt ein Marientod-Fresko gerettet, das während vieler Jahrzehnte, in denen die Burg keinen Burgherren hatte, Wind und Wetter ausgesetzt war. Wobei: Es waren Frauen, die die Geschicke der Sonnenburg sieben Jahrhunderte lang gelenkt haben. Die Burg war vom Hochmittelalter bis zur Säkularisation ein mächtiges Frauenkloster, war Gerichtssitz - der Name leitet sich von dem mittelhochdeutschen Begriff für Sühneburg ab - und ein großes landwirtschaftliches Unternehmen.

Sieht mächtig aus, für Dünkel aber ist die Atmosphäre auf der Sonnenburg zu familiär. Die Anlage profitiert von ihrer Nähe zum Skigebiet Kronplatz. (Foto: Sonnenburg)

Die Äbtissinnen und die Nonnen, allesamt adlige Frauen, haben gut gelebt auf der Sonnenburg. Und so ist es heute wieder in dem Hotel: Es ist auf bodenständige Weise komfortabel. Die Zimmer sind geräumig, ohne zu protzen. Die regionale Küche ist gehoben, aber nicht manieriert. Das Haus hat Stil und behauptet ihn nicht bloß. Es gibt im Hof einen Brunnen, der nach wie vor Wasser führt. Der klösterliche Apothekergarten wurde restauriert. Der Plan, hier wieder Wein anzubauen, musste hingegen aufgegeben werden. Die Gewölbe jedoch und etliche alte Holzdecken sind erhalten geblieben. Von der Stiftskirche, der Vigiliuskapelle und dem Kreuzgang sind immerhin stattliche Ruinen übrig und derart in die Hotelanlage integriert, dass sich tatsächlich ein Burggefühl einstellt. Zumal die Sonnenburg auf einem Felsen errichtet ist und man entsprechend weit ins Puster- und ins Gadertal hineinblickt. Erhabenheit mag man empfinden, für Dünkel aber ist die Atmosphäre auf der Sonnenburg zu familiär, zu angenehm salopp.

Tafeln unter Stuck: Das Restaurant in der Sonnenburg. (Foto: Hotel Sonnenburg)

Wer jetzt im Winter kommt, hat gute Skifahrmöglichkeiten. Der Kronplatz ist nah, viele Gäste reizt auch die Sella Ronda. Zweimal pro Woche gibt es vom Hotel organisierte Ski- oder Wandertouren, abhängig von Witterung und Schneemenge. Aktuell hat es frisch geschneit, und so gleicht die Burg momentan einem winterlichen Märchenschloss.

Doppelzimmer ab 136 Euro pro Person inkl. Dreiviertelpension, www.sonnenburg.com

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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