Pauschalreisen:Neuer Tag, neuer Preis

Während der Laufzeit eines Katalogs mussten sich Veranstalter bisher an den einmal genannten Preis für Pauschalreisen halten. Das will der Deutsche ReiseVerband ändern.

Die deutsche Tourismuswirtschaft will die bisher festen Katalogpreise abschaffen und damit spätere Preiserhöhungen ermöglichen. Es sei ein Irrglaube, dass der Katalogpreis zum Schutz der Verbraucher fast ein Jahr lang festgeschrieben werden müsse, erklärte der Deutsche ReiseVerband (DRV) auf seiner Jahrestagung in Adeje auf Teneriffa.

Bislang müssen die Reiseveranstalter sich bei Pauschalreisen während der Laufzeit des Katalogs an den einmal genannten Preis halten und können ihn bei besonders hoher oder niedriger Nachfrage nicht ohne weiteres ändern. Grund sind europäische und deutsche Rechtsnormen. Hotels oder auch Fluggesellschaften können dagegen beim Einzelverkauf tagesaktuelle Preise verlangen, was zu starken Preisschwankungen führt.

"Der Preis wird von Angebot und Nachfrage gemacht", sagte DRV- Präsident Klaus Laepple. Die Katalogpreisbindung sei "nicht mehr zeitgemäß". Er gehe davon aus, dass die Liberalisierung von den Verbrauchern akzeptiert werde, wenn die Preise nicht nur steigen, sondern auch sinken könnten.

Dabei werde es nur um wenige Euro gehen, bei Zuschlägen von 200 oder 300 Euro auf den Katalogpreis sehe es anders aus. Die Verbraucher dürften nicht den Eindruck bekommen, man wolle ihnen "das Geld aus der Tasche ziehen".

Deutsche Rechtsnormen und europäische Richtlinien

Verbraucherschützer haben solche Vorstöße bislang abgelehnt, auch Gerichte urteilten für die Katalogpreisbindung. Nach Angaben des DRV müssen zur Aufhebung der Preisbindung zwei deutsche Rechtsnormen sowie die europäische Pauschalreiserichtlinie geändert werden.

Unterstützung erhielt der Verband vom Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Ernst Hinsken (CSU). Verbraucherschutz dürfe nicht zu bürokratischen Belastungen führen.

Für das nächste Jahr rechnet der Verband mit einem Wachstum des Veranstaltergeschäfts von 3,0 bis 3,5, nachdem im laufenden Jahr ein Plus von lediglich einem Prozent auf 19,6 Milliarden Euro Umsatz erzielt worden war. Als Ursache für die schwache Entwicklung gelten die Fußball-Weltmeisterschaft, der Rekord-Sommer und die Furcht vor Anschlägen. Die Zahl der Gäste war um zwei Prozent auf 37,5 Millionen gestiegen.

Laepple machte deutlich, dass die neue Prognose stark von der Entwicklung der Kaufkraft abhängt. Zudem sehe es derzeit so aus, dass die Energiepreise nicht weiter anstiegen. Laepple sagte, sein Ziel sei es, kommendes Jahr beim Veranstalterumsatz wieder den bisherigen Rekordwert von 2001 zu erreichen. Dafür sei ein Wachstum von 3,0 bis 4,0 Prozent notwendig. Im Gegensatz zum Verband hatte Europas zweitgrößter Tourismuskonzern Thomas Cook für den Markt ein Null-Wachstum vorhergesagt, Branchenführer TUI wagte bislang keine Prognose.

Pauschalreisen könnten künftig - je nach Angebot und Nachfrage - teurer, aber auch billiger werden. Was halten Sie vom Vorstoß der Tourismuswirtschaft?

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