Panoramastraße Sithonia:Blütezeit auf dem Mittelfinger

Das Meer immer im Blick - eine Rundtour auf einer der drei Landzungen, die sich von der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki in die Ägäis erstrecken.

Vier Kilometer schlängelt sich die schmale Straße bergan. Dann sind die ersten kleinen Häuser von Parthenonas zu sehen. Sie verteilen sich über die sattgrünen Hügel des Dörfchens, das auf 400 Meter liegt.

Die kleinen Bauten aus Naturstein haben flach geneigte Dächer aus mattroten Ziegeln, sind zwei Etagen hoch und kuscheln sich geradezu an die Hänge. Manche Häuschen sind ockergelb oder weiß angestrichen und kommen gut erhalten daher. Andere stellen sich aus der Nähe als Ruinen heraus mit halb eingestürzten Dächern, teils zerfallenen Außenwänden und Fenstern.

Das Dorf Parthenonas war 1970 von seinen letzten Bewohnern verlassen worden. "Da waren die meisten schon lange zuvor nach Neos Marmaras direkt unten am Meer gezogen. Der neue Ort liegt sechs Kilometer entfernt und besteht seit 1920", erzählt Paul Karapapas, der im Dorf oben am Berg die Taverne Parthenon betreibt.

Hier hätte es bis zum Exodus keinen Strom, kein fließendes Wasser, keine wirkliche Lebensgrundlage mehr gegeben. Andererseits blieben dem Ort so ungute Modernisierungen erspart und der alte Charme erhalten. Heute steht Parthenonas, dessen Geschichte vor 700 Jahren begann, komplett unter Denkmalschutz. Wohlhabende Griechen aus dem 120 Kilometer entfernten Thessaloniki haben etliche Häuser bereits originalgetreu restauriert und nutzen sie als Feriendomizile. Die alte Schule wurde liebevoll als Völkerkundemuseum eingerichtet.

Von hohen Klippen zerklüftet

Das alte Dorf liegt auf Sithonia. Das ist eine der drei Landzungen, die sich wie Finger von der Halbinsel Halkidiki ins Ägäische Meer erstrecken. Halkidiki befindet sich im Norden Griechenlands, Sithonia ist der "Mittelfinger". Wer das historische Parthenonas an der Westküste besucht, erschließt sich unterwegs den besonderen Reiz des 30 Kilometer breiten und 50 Kilometer langen, teils von hohen Klippen zerklüfteten Zipfels.

Blütezeit auf dem Mittelfinger

Hier sind nicht nur die Strände schön und sauber und das Meer türkis-blau, wie typisch für die Ägäis. Über Land geht es durch eine idyllische Mittelgebirgslandschaft mit Wäldern und Weinbergen. An den Hängen weiden Schafe und Ziegen. Die höchste Erhebung ist der Itamos mit seinen 800 Metern.

Exkursion um den "Finger"

Praktisch und perfekt für die Exkursion ist die Straße, die in Küstennähe ganz um den "Finger" herumführt. Sie windet sich teils in engen Serpentinen hinauf und wieder herunter. Sie beginnt im Norden am Badeort Nikiti, mit Neos Marmaras im Westen und Sarti im Osten die touristischen Zentren auf Sithonia. Vom Rundkurs aus eröffnen sich zum Meer außer den schönen Aussichten immer wieder Wege zu kleinen wie großen Buchten. Sie entpuppen sich als breite Sandstrände oder von Felsen umgebene Badestellen. Die Straßen dorthin sind zwar oft unbefestigt, doch lohnen solche Abstecher.

Das gilt insbesondere im Mai und Juni, da sich erst zur Hauptsaison an einigen dieser lauschigen Flecken regelrechte Wohnwagenparks ansammeln. Die Monate Mai und Juni haben zudem den Vorzug, dass überall Klatschmohn, Ginster, Jasmin und Olivenbäume blühen. Am Weg rund um den Finger wechseln sich immer wieder Pinien- und Kiefernwälder mit Olivenhainen ab. Und immer wieder tauchen gelbe, rote und blaue Imkerkästen auf, in denen der Wald- und Wiesenhonig aus Sithonia gesammelt wird.

Schmale Durchfahrt zum Fischerhafen

Am südlichsten Zipfel Sithonias versteckt sich der kleine Fischerhafen Porto Koufo. Dabei handelt es sich um einen Naturhafen, der zwischen einer von Macchia und Wald überwucherten Hügelkette seine schützende Einfahrt hat. "Die Durchfahrt ist selbst vom Hafen aus kaum sichtbar, die Hügel sehen völlig geschlossen aus", hatte Paul Karapapas zuvor erklärt. Die Fischer kennen das Tor selbstverständlich. Auch manche Segelyachten steuern auf ihrem Kurs durch die nördliche Ägäis den verschlafenen Porto Koufo an.

Fahren sie weiter nach Nordwesten, ist vom Schiff aus das alte Parthenonas zu sehen. "Der Blick von meiner Terrasse über die Ägäis ist genauso grandios", wirbt der Kneipier für seine Taverne. Diese liegt am Ortsausgang, wo ein Wanderweg Richtung Gipfel des Itamos führt. Die Terrasse ist in der Tat ideal, um die Sonne im Meer versinken zu sehen.

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