Paddeltour und Plitvicer Seen:Durchs wilde Kroatien

Einst paddelten hier Winnetou und Old Shatterhand, nun dürfen die Urlauber selbst das Ruder übernehmen - im idyllischen Binnenland Kroatiens.

Eine Bilderreise von Susanne Popp

16 Bilder

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

1 / 16

Wasserfälle, glasklare Flüsse und vergessene Dörfer: Jenseits des Velebit-Gebirges im kroatischen Binnenland bleibt der Ansturm touristischer Massen bisher noch aus. In der Region zwischen Zagreb und den Plitvicer Seen lässt sich fast unberührte Natur erleben - ob beim Rafting auf den Flüssen um Karlovac oder Wandern im Plitvicer Nationalpark. Eine Bilderreise von Susanne Popp.

Es ist heiß. Im Neoprenanzug und mit einem gelben Schlauchboot auf den Schultern fühlen sich die 30 Grad im kroatischen Hinterland noch sehr viel heißer an. Ein schmaler Weg führt den Berg hinunter zur grün-blau schimmernden Mrežnica. Je zwei Personen schleppen ein Schlauchboot bis zum Ufer. Auf sie wartet nach der Hitze ein Kälteschock: Das Wasser hat nur 13 Grad Celsius.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

2 / 16

Mario Mihajlik lacht. Er steht bis zur Hüfte im Fluss und zieht die Boote in die Stromschnellen, nachdem die fröstelnden Mitfahrer an Bord geklettert sind. Von Mai bis Ende Oktober paddelt er fast jeden Tag mit Touristen auf den Flüssen der Region Lika-Karlovac.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

3 / 16

Die Region Lika-Karlovac erstreckt sich südlich von Zagreb bis zum Nationalpark Plitvicer Seen, das Velebit-Gebirge trennt die Gegend von der Adria. Die meisten Touristen fahren hier schnellstmöglich auf der Autobahn A1 Richtung Split durch - ein Fehler. Wer hierbleibt, entdeckt Natur fern der Hektik von Urlaubsorten. Auf den Wiesen liegen graue Karststeine wie zufällig fallen gelassen. Zikaden zirpen, es riecht nach frischem Heu. Schon nach kurzer Zeit in dem dünn besiedelten Landstrich scheint die Zivilisation weit entfernt. "Die Natur spricht hier für sich selbst", sagt Guide Mihajlik.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

4 / 16

Rund um die Festungsstadt Karlovac prägen die vier Flüsse Dobra, Korana, Kupa und Mrežnica mit insgesamt 200 Kilometern Länge das Land. Die Urlauber gleiten leise im Schlauchboot vorüber und genießen das Wasserschauspiel: Allein die Mrežnica hat hundert Wasserfälle und Stromschnellen. Am Ufer wachsen wilder Holunder, Farn und Schilf. Ab und an ragen steile Felsen auf. Es ist still, einzig das Quaken der Frösche und das Eintauchen der Paddel sind zu hören.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

5 / 16

Plötzlich kündigt Rauschen den ersten größeren Wasserfall an. Über fünf Meter stürzt die Mrežnica hinab - zu tief, um in den Booten zu bleiben. Nachdem die Zweierteams ausgestiegen sind, schiebt Mihajlik ein Schlauchboot nach dem anderen über die Felskante den Wasserfall hinab. Für die Passagiere führt nur ein Weg nach unten: der Sprung von den Felsen. Herzklopfen, springen, kreischen. Nur kurz dauert der freie Fall, dann schlägt das kalte Wasser schäumend über den Köpfen zusammen.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

6 / 16

Insgesamt sechs Kilometer ist die Paddelstrecke lang, die Bootfahrer brauchen dafür drei Stunden. Doch schon nach der Hälfte werden die Arme müde. Gegen den Durst hilft Flusswasser, das im oberen Teil der Mrežnica Trinkwasserqualität hat. Gegen die Kälte reicht Mihajlik Brandy in Plastikbechern, als Tablett dient ein Paddel.

Nach gut drei Stunden weht endlich der Geruch von Gegrilltem über das Wasser. An einem kleinen Campingplatz bei Slapić werden die Boote an Land gezogen, die Sonne wärmt die kalten Füße wieder auf. Mihajliks Helfer warten auf der Terrasse eines Holzhauses mit Fleisch, Brot, gefüllter Paprika und süßem kroatischen Strudel. Dazu schmeckt der Wein sogar aus Pappbechern und Karlovaèko, das örtliche Bier.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

7 / 16

Touristen und Sportler befahren mit Kajaks, Kanus und Rafting-Booten die Flüsse: manchmal mit Adrenalinschüben wie auf der Mrežnica, manchmal geradezu idyllisch ruhig wie auf dem Gacka. In dessen klarem Wasser begleiten Fische die Kanus, ein Storch startet lautstark aus dem Schilf. Nur vereinzelt zeugen Bauernhöfe am Ufer von anderen Menschen.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

8 / 16

Für Zivilisationsmüde scheint Lika-Karlovac das Paradies: Sie finden fast unberührte Natur - und Orte, die in die Vergangenheit versetzen. So wie die kathedralenartige Tropfsteinhöhle Samograd bei Perušic. Aus dem gleißenden Sonnenlicht kommend, klettert man in ein dunkles Loch im Berg. Eine schmale, rutschige Treppe führt immer tiefer in die 240 Meter lange Höhle. Die Luft ist feucht-kalt, Stalagmiten wachsen aus dem Boden. Während heute nur stetes Tropfen zu hören ist, dienen die bis zu 30 Meter hohen Hallen der Höhle an manchen Tagen als Raum für klassische Konzerte.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

9 / 16

Ähnlich aus der Zeit gefallen erscheint das kleine Dorf Rastoke, das mit seinen alten Mühlen und Holzhäusern wie eine Märchenkulisse wirkt. Die meisten Gebäude entstanden vor dem 19. Jahrhundert, die Wasserkraft wurde damals wie heute zum Mahlen von Getreide, Waschen oder zur Bearbeitung von Stoffen genutzt. In zahlreichen Kaskaden und Wasserfällen fließen hier mehrere Flüsse in die Korana zusammen.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

10 / 16

So friedlich, wie sich die Region zwischen Zagreb und Plitvice heute präsentiert, war es jedoch nicht immer. Im Frühling 1991 brach nach bewaffneten Auseinandersetzungen in den Wäldern des Nationalparks Plitvicer Seen der Krieg zwischen Serben und Kroaten aus. Bis heute hat dieser Spuren hinterlassen. Sichtbar wird er durch Einschusslöcher an manchen Hausfassaden.

Doch inzwischen lockt die Ursprünglichkeit der Natur mehr Touristen in die Region. Andernorts längst ausgestorbenen Arten wie Braunbär, Wolf, Luchs oder Wildkatze haben in den Wäldern überlebt.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

11 / 16

Rund 55 Kilometer östlich der adriatischen Küste zählt die Seenlandschaft um Plitvice pro Jahr fast eine Million Besucher. 16 Seen ergießen sich in dem Naturschutzgebiet über Kaskaden in eine dicht bewaldete Landschaft.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

12 / 16

25 Meter stürzt das Wasser des Galovaèki buk laut rauschend den Felsen hinab. Millionen winziger Wassertropfen schweben in der Luft und spiegeln das Sonnenlicht in fluoreszierenden Farben. Auf der Haut der Touristen und den Linsen der Kameras hinterlassen sie feuchte Spuren.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

13 / 16

Die Luft ist angenehm kühl. Durch den Laubwald führen markierte Wanderrouten, die zwischen zwei und acht Stunden dauern. Mal klappern die Schuhe auf hölzernen Stegen, mal tritt man lautlos auf unebenem Waldboden, an einigen Stellen führt der Pfad direkt am felsigen Abhang entlang.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

14 / 16

Nach einer Wegbiegung öffnet sich unvermittelt das Blätterwerk und gibt den Blick auf den Okrugljak frei: Umrahmt von schroffen, beigefarbenen Karstfelsen und klar bis zum Grund liegt der See in der Nachmittagssonne. Libellen und Schmetterlinge tanzen über dem Schilf am Rand des Wassers. Unwillkürlich hat man eine alte Melodie im Ohr, meint, am schattigen Seeufer ein einsames Kanu vorbeiziehen zu sehen.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

15 / 16

Tatsächlich war es der Kaluđerovac, der zweitgrößte der Plitvicer Seen, an dem in den 1960er Jahren Teile des Karl-May-Klassikers "Der Schatz im Silbersee" gedreht wurden. 50 Jahre später fragen allerdings nur noch vereinzelt Besucher nach den Drehorten. "Meistens interessieren sich Deutsche oder Österreicher für die Winnetou-Geschichten", sagt Helena, die seit mehr als zwei Jahrzehnten als Guide im Park arbeitet. Plitvice wurde schon im Jahr 1949, lange vor den Indianermärchen, zum Nationalpark und 1979 dann Unesco-Weltnaturerbe. Postkarten mit Winnetou und Old Shatterhand sind aber aus den Souvenirshops am Parkausgang nicht wegzudenken.

Kroatien Hinterland Plitvicer Seen Karlovac

Quelle: Susanne Popp

16 / 16

In kleinen weißen Booten kommen die Touristengruppen über den Kozjak hier an. Mancher Besucher fühlt sich in dieser unwirklich schönen Landschaft tatsächlich wie in einer perfekt inszenierten Filmkulisse.

Informationen

Kroatische Zentrale für Tourismus croatia.hr

Essen & Trinken: Spezialitäten sind beispielsweise Burek, Cevapcici mit Ajwar oder in der Region Lika Ofenkartoffeln mit Lamm und der Käse Škripavac. Getrunken wird dazu Wein oder Bier und "Türkischer Kaffee" mit Bodensatz.

Nationalpark Plitvička jezera: deu.np-plitvicka-jezera.hr; Tageskarte 10 bis 15 Euro (inklusive Boots- und Busfahrten im Park)

© Süddeutsche.de/kaeb/lala
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: