Österreich:Von wegen Totes Gebirge!

Ein missverständlicher Name: Die neun Gemeinden der Pyhrn-Priel-Region in Oberösterreich sind alles andere als tot. Im Almgasthof Baumschlagerberg kommen gleich mal ein paar sehr vitale Hasen und Ziegen zur Begrüßung aus dem Kuhstall gehoppelt.

Von Thomas Becker

Wer im Winter kommt, sollte die Schneeketten nicht vergessen. Die letzten zwei, drei Kilometer hinauf zum Almgasthof Baumschlagerberg haben es in sich. Steil und kurvig windet sich die enge Straße nach oben zum Hochplateau über dem Stodertal. Wer es endlich bis hinauf geschafft hat, wird mit einem wunderbaren Blick über die Gipfel der Kalkalpen und des Toten Gebirges belohnt - ein missverständlicher Name: Die neun Gemeinden der Pyhrn-Priel-Region sind nämlich alles andere als tot, sondern voller Leben. Oben am Baumschlagerberg kommen gleich mal ein paar sehr vitale Hasen und Ziegen zur Begrüßung aus dem Kuhstall gehoppelt.

Die Region an der Südgrenze Oberösterreichs hin zur Steiermark hat sich dem Familienurlaub verschrieben - wie das auch viele andere tun. Doch ein derart vielfältiges Angebot wie zwischen Hinterstoder und Spital am Pyhrn ist in der Tat selten zu finden. Elf Gastgeberfamilien haben sich zu den "Stodertaler Zwergen" zusammengetan und ihr Angebot komplett auf Familien mit Kindern ausgerichtet, vom Babybauernhof bis zum Viersterne-Kinderhotel. Ihr Motto: "Wir mögen Kinder".

Der auf 1020 Metern hoch überm Ort am Hang gelegene Almgasthof Baumschlagerberg in Vorderstoder gehört zur Abteilung "Ferien auf dem Bauernhof": gemütliche Gaststube, holzvertäfelte Zimmer, vor der Tür ein Abenteuerspielplatz samt Riesen-GoKarts, Erlebnisbauernhof mit Katzen, Hasen und Ziegen, Schafen und Kühen und am Abend gibt's Hausmusik auf der Ziehharmonika, bis auch der noch der letzte Gast aus dem tiefsten Norddeutschland zu jodeln anfängt - da kennt Nikolaus, der junge Wirt, kein Pardon.

Gleich neben dem schönen alten Bauernhaus hat die Familie Berger für eine weitere Attraktion gesorgt: In vier Almhütten kann man Selbstversorgung oder Halbpension buchen. Bis zu bis acht Personen finden auf den 80 Quadratmetern Platz: drei Schlafzimmer, zwei Bäder, Bauernstube mit Kachelofen, Panorama-Balkon und Terrasse - und im Winter ist der hauseigene Skilift gleich vor der Tür.

Im Sommer dürfte der Urlaub fast zu kurz sein, um sämtliche Angebote wahrnehmen zu können. Da ist zum Beispiel der erste österreichische Minigolf-Rundwanderweg, der auf insgesamt zehn Stationen an Bauernhöfen und Gasthöfen vorbeiführt. Oder das Wilderermuseum in St. Pankraz mit der Sonderausstellung "Die Erotik der Sennerin" - okay, das ist ausnahmsweise nicht kinderkompatibel. Ansonsten im Angebot: Sommerrodelbahnen, Wildpark, Kinderangeln, Laternenwanderung , Hundebootsfahrt, ein Besuch in der Hufschmiede, der Käserei, dem Maultrommelmuseum, dem Bienenschauhaus oder einfach nur rumtoben am SWUWIZ (Stodertaler Wald- und Wiesenspielplatz im Zwergental).

Auch für wander-unwillige Kinder - die es ja tatsächlich geben soll - hat man sich etwas einfallen lassen: das Märchenrubbelwandern in Hinterstoder. Alle 20, 30 Minuten gelangt man auf diesen Themenwanderwegen zu Stationen, bei denen es um ein Märchen oder eine Sage aus der Region geht. Die Kinder rubbeln das Motiv in ein in den Hotels erhältliches Märchenrubbelbuch und bekommen am Ende der Wanderung eine Belohnung - wer wird da nicht wandern wollen!

Schon ab nur einer Übernachtung in einem der 155 Betriebe erhält der Urlauber zum Nulltarif die "Naturerlebnis-Card", mit der zahllose Bergbahnen, Museen, Frei- und Hallenbäder und geführte Wanderungen kostenlos in Anspruch genommen werden können.

Auch im Winter lohnt der Weg ins Stodertal: 120 Kilometer Loipen, 20 Skilifte, 40 Kilometer Piste, verteilt auf die beiden Gebiete Wurzeralm (810-1870 Meter) nahe Spital am Phyrn und Hinterstoder (600-1858 Meter), wo auch schon einmal der Ski-Weltcup zu Gast war, ganz weit hinten bei der Bärenalm, kurz vor Talschluss. Gar nicht weit von dort führt ein verträumter Weg vorbei am Schiederweiher zum "Polsterstüberl" - am besten und romantischsten legt man die paar Kilometer von Hinterstoder mit dem von stämmigen Haflingern gezogenen Pferdeschlitten zurück oder lässt sich von einem Husky-Gespann ziehen. Danach noch auf eine der beleuchteten Rodelbahnen, zur nächtlichen Schneeschuhwanderung - oder nur noch in die Sauna oder das Dampfbad, oben im Baumschlagerberg.

Und nochmal: Wer im eisigen Winter nicht unbedingt Bekanntschaft mit dem Traktor der Familie Berger machen möchte: Schneeketten nicht vergessen!

Anreise: Autobahn A1 Richtung Wien, Ausfahrt Wels, B 138 und A 9 Richtung Graz/Klagenfurt bis Windischgarsten, Internet: www.pyhrn-priel.net

Almgasthof Baumschlagerberg: A-4574 Vorderstoder 19, Tel. 0043/7564/8220, Fax 0043/ 7564/2204, Internet: www.baumschlagerberg.at, Preise: Halbpension ab 32 Euro, Hütte ab 100 Ero pro Tag

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