Öffentliche Toiletten in Großbritannien:Klos für alle!

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Die Briten haben ein drängendes Problem: Es gibt zu wenige öffentliche WCs. Nun sollen Pubs, Cafés und Geschäfte ihre Klos der Allgemeinheit öffnen.

In britischen Pubs werden bekanntermaßen gerne Geschäfte gemacht. Künftig sollen es jedoch noch mehr sein. Die Kneipen sollen wie auch Restaurants, Cafés oder Shops zu Toiletten für jedermann werden. Denn die Briten haben ein besonders dringendes Problem: Die öffentlichen Toiletten werden knapp.

Ein seltenes Bild, denn öffentliche Toiletten sind knapp in Großbritannien. (Foto: Foto: dpa)

In der Not hat jetzt ein Ausschuss des Parlaments einen Bericht veröffentlicht, wie der "Niedergang" des einst so ruhmreichen öffentlichen britischen Klos gestoppt werden kann. Die Kommunen sind nun aufgefordert, eine "Toiletten-Strategie" vorzulegen.

"Toiletten-Witze sind in Großbritannien weit verbreitet, aber das Angebot an Toiletten ist nicht zum Lachen. Öffentliche WCs gehen jeden etwas an", erläuterten die Abgeordneten. Nach Schätzungen sind rund 1000 der etwa 5500 öffentlichen Toiletten seit Beginn des Jahrzehnts verschwunden. Gemeinden wollen oder können kein Geld mehr in die WCs stecken, seit sie nicht mehr dazu verpflichtet sind.

Weitgehend Toiletten-freies Territorium hat der Ausschuss zum Beispiel in Edinburgh oder Birmingham ausgemacht. Am Londoner Themseufer, an dem sich pro Jahr 14 Millionen Besucher tummeln, gibt es kein einziges öffentliches Häuschen, wird moniert. Und wenn es sie gibt, sind viele Klos verdreckt oder zu Treffpunkten für Sex-Suchende und zum Umschlagplatz für Drogen geworden.

"Über Jahrzehnte war es eine Sache des Stolzes, die kommunalen Einrichtungen zu pflegen", sagte Elizabeth Andrews vom Regierungsreferat für Kommunales. Das sei nun nicht mehr so. Die Glanzzeit der öffentlichen Toilette während des Viktorianischen Zeitalters ist lange vorbei. Vor allem ältere Menschen und Eltern mit Kindern leiden unter der Toiletten-Knappheit. "Beschämend" nennt die Senioren-Organisation Help the Aged die Lage.

Jeder ist willkommen

Nun soll alles anders werden. Restaurants, Cafés, Shops oder eben das gute alte Pub sollen die Türen auch für Nicht-Kunden zum Klobesuch öffnen. Im Gegenzug bekommen sie eine Entschädigung von der Kommune. Mit gutem Beispiel schreitet das vornehme Londoner Viertel Richmond voran: Dort bekommen die Läden je 600 Pfund (rund 750 Euro) pro Jahr, wenn sie ihre Toiletten für die Allgemeinheit öffnen. Bisher haben sich etwa 70 Einrichtungen angeschlossen.

Auch in der Küstenstadt Brighton (sowieso schon Gewinner der "Klo des Jahres"-Auszeichnung) sind in einigen Läden nicht nur zahlende Kunden willkommen. Unter dem Motto "You Are Welcome" kann jeder auf der Suche nach einer Toilette Restaurants und ähnliches ansteuern, ohne einen schrägen Blick vom Personal zu ernten. "Wenn die Leute den Willkommens-Aufkleber sehen, wissen sie, dass sie hier zur Toilette gehen können, ohne etwas kaufen zu müssen", erklärte Gemeinderätin Mary Mears.

Das nächste Klo per SMS

Eine Methode zur besseren Verortung der Toiletten wird derzeit in der Londoner Innenstadt praktiziert. "Orts"-Unkundige können sich den Weg zum nächsten Klo und dessen Öffnungszeiten per SMS schicken lassen. Andernorts werden sogenannte "Urilifts" installiert, Klohäuschen, die ausgefahren und wieder im Boden verschwinden können.

All das soll nicht nur den Bürgern Erleichterung verschaffen. Der britische Toiletten-Verband hat noch einen Vorteil ausgemacht. Denn saubere und viele Klos fördern den Tourismus, heißt es, schließlich seien Toiletten für die Region das Image-prägende "Schaufenster".

© Annette Reuther/dpa/lpr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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