Oceanliner:Stilsicher geliftet

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Die Queen Mary 2 im August in Oslo. (Foto: Paul Kleiven/dpa)

Die "Queen Mary 2" nach ihrer Renovierung in Hamburg: globaler, geradliniger und moderner - und mit erweitertem kulinarischen Horizont.

Von Sven Weniger

Sie ist die letzte ihrer Art, ein Oceanliner, dessen schlanke Silhouette an die Eleganz anknüpft, mit der einst schnelle Passagierschiffe den Atlantik überquerten. Nun wurde die Queen Mary 2, Flaggschiff der Cunard-Reederei, bei Blohm & Voss in Hamburg für 105 Millionen Euro einem dreiwöchigen Refit unterzogen, einer Grunderneuerung des gesamten Innenbereichs. Und wie es sich gehört für eine Schönheitskur: Es wurde gestrafft, poliert und verjüngt. Erfolgreich, wie sich nun zeigt. Bisher verlor sich die QM2 im Crossover zwischen Windsor und Las Vegas, zwischen Plüsch und Bling. Zwei Pole, um Briten und Amerikaner, die wichtigsten Kunden, auf das Schiff zu locken.

Der neue Stil sucht den Mittelweg. Es geht nun geradliniger, globaler und moderner zu an Bord, vor allem auf Deck 7, wo sich die meisten Bereiche des Caterings befinden. Hier treffen sich irgendwann alle Passagiere, egal ob sie eine Suite oder eine fensterlose Innenkabine gebucht haben. Der Selbstbedienungsbereich mit dem Charme einer Mensa wurde aufgewertet. Kings Court, das große Büffet-Restaurant, ist nun ein lichter Saal in Weiß mit Decken im Meereswellendekor, geraden Quergängen und niedrigen Tresen, die die Sichtachse über die ganze Breite der QM2 offenhalten. Princess Grill und The Verandah, beide mit Tischbedienung, sind schnörkellos klassizistisch und in Blau- und Grautönen gehalten. Außerdem bedient die neue Carinthia Lounge, der frühere Wintergarten, den Trend zu kleinen Snacks von Tapas bis Fingerfood. Der mit Tischen und Stühlen leider zu eng verstellte Bereich bietet schon morgens paneuropäisch leichte Kost, ist damit eine angenehme Ergänzung zum bisher angloamerikanisch dominierten Frühstück und später am Tag auch eine Fast-Food-Alternative zur Burgerbratstation der Chef's Galley. Die "alternativ" genannten neuen Themenmenüs reichen von asiatisch bis lateinamerikanisch und zeigen ebenfalls den Willen, den Horizont kulinarisch zu erweitern. Die wichtigste Neuerung findet sich auf Deck 13: Es verfügt über 35 zusätzliche Kabinen, die QM2 hat damit nun insgesamt 1345.

Neue Menüs aus Asien und Lateinamerika weiten den kulinarischen Horizont

Stolz ist man auch die Aufwertung der Plätze für mitreisende Vierbeiner. Hunde pinkeln nun so stilsicher wie nie - an einen Feuerhydranten aus New York und einen Laternenpfahl aus Liverpool. Verstärkt trägt Cunard mit einem Unterhaltungsprogramm auf Deutsch der Tatsache Rechnung, dass auf einigen Reisen über 50 Prozent aus diesem schnell wachsenden Markt kommen. Besonders Schnuppertouren von Southampton nach Hamburg sind bei deutschsprachigen Gästen, die das berühmte Schiff so zu moderaten Kosten kennenlernen können, beliebt.

Die Kabinen wurden komplett neu möbliert. Sie sind nun heller und freundlicher. Der Reederei gelang eine Balance zwischen den Cunard-Farben Marineblau und Dunkelrot, Sitzmöbeln in Grau- und Blautönen, semmelfarbenen Einbauschränken und Seefahrtmotiven der römischen Antike an den Wänden. Dass man sich nicht dazu durchringen konnte, endlich auch kontinentaleuropäische Steckdosen zu verbauen - geschenkt. Dass die Sitzbadewannen mit Vorhängen immer noch nicht gegen moderne Duschkabinen getauscht wurden - verziehen. Immerhin gibt es von neuen Partnern Cunards nun italienischen Kaffee und belgische Pralinen an Bord und als Dreingabe gratis in den Suiten. In jedem Fall hat die QM2 mit ihrer Runderneuerung eine europäischere Identität bekommen, die ihr bei treuen Fans ebenso Lob einbringen dürfte wie bei Erstbuchern.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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