North Island zwischen Luxus und Natur:Gott spielen auf den Seychellen

Erst wurde North Island für die Kokos-Produktion aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht, dann ihrem Schicksal überlassen. Dass die Ratten- und Katzenplage vorbei ist und die Nordinsel der Seychellen wieder ein Paradies, verdankt sie dem Tourismus.

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Grüner Tourismus auf den Seychellen

Quelle: Wilderness Safaris/Dana Allen/dpa-tmn

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Erst wurde North Island für die Kokos-Produktion aus dem natürlichen Gleichgewicht gebracht, dann ihrem Schicksal überlassen. Dass die Ratten- und Katzenplage vorbei ist und die Nordinsel der Seychellen wieder ein Paradies, verdankt sie dem Tourismus.

Ob es am forschen Fahrstil der Einheimischen liegt? Oder dem erhöhten Verkehrsaufkommen geschuldet ist? Die Seychellen haben jüngst ihre erste richtige Fußgängerampel errichtet. Der Trubel in dem Inselstaat im Indischen Ozean ist allerdings weiterhin überschaubar. Neben dem Fischfang leben die etwa 87.000 Seycheller seit den 70er Jahren hauptsächlich vom Tourismus. Doch von penetranten Souvenirverkäufern und aufdringlichen Restaurant-Werbern bleiben Besucher verschont. Statt großer Hotelburgen gibt es nur kleine Resorts, wenn auch teure. Das kommt auch der Umwelt zugute.

Seychellen North Island Nordinsel

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Wer mit der Biologin Linda Vanherck auf die Gipfel von North Island klettert, sorgt damit gewissermaßen für das Überleben der Insel. Die Belgierin leitet das Renaturierungsprojekt dort und erzählt von ihrer Arbeit am liebsten unterwegs. Um die Nordinsel wieder zu ihren Ursprüngen zurückzuführen, war allerdings ein radikaler Schnitt nötig: Mit dem Zusammenbruch der Kokos-Industrie überließ man einst die unbewohnte ehemalige Plantageninsel ihrem Schicksal. Giftige Nadelbäume, als Windschutz gepflanzt, und eingeschleppte Wucherpflanzen verdrängten die natürliche Vegetation. Ratten fraßen die Gelege aus den Vogelnestern, während verwilderte Katzen, die eigentlich gegen die Rattenplage auf das 201-Hektar kleine Eiland nordwestlich der Hauptinsel Mahé gebracht worden waren, lieber Seevögel fingen. North Island schien von der touristischen Landkarte des Inselparadieses im Indischen Ozean für alle Zeiten verbannt.

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Doch 1997 begann ein Luxus-Tourismus-Anbieter aus Südafrika mit dem Wiederaufbau des zusammengebrochenen Ökosystems. Fallen erlegten die streunenden Katzen, Giftköder die Nager. Mangels Beute fielen schließlich sogar die ebenfalls nicht heimischen Schleiereulen verhungert von den Palmen. "Es war nicht besonders human in diesen Tagen", sagt Vanherck (im Bild) heute. Die Biologin lebt und arbeitet seit 2005 auf North Island, dem Jahr, in dem die letzte Ratte verendete. "Die Wälder haben damals gestunken", erzählt sie - wegen der Rattenkadaver. "Aber nachdem wir die nichtheimischen Arten getötet hatten, konnten wir mit dem schönen Teil beginnen." Die zierliche Frau erzählt, wie bedrohte Vogelarten ausgewildert werden konnten und Wasserschildkröten in den Süßwassersumpf der Insel zurückkehrten.

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Finanziert wird der Weg zurück zur intakten Natur durch elf sündhaft teure Luxusvillen, die solventen Gästen auf der Privatinsel Abgeschiedenheit bieten. "Rehabilitation ist fantastisch. Aber jedes Stück, das man renaturiert, muss man auch unterhalten", sagt Insel-Manager Noel Cameron über das Geschäftsmodell und verweist auf die hohen Kosten des Naturschutz. "Es geht nicht nur darum, die Vögel zurückzubringen, wir mussten natürliche Fruchtbäume pflanzen und überprüfen, ob wir genügend Bodenbewuchs für ausreichend Insekten haben", erklärt Vanherck. Mit ihrem Team schneidet sie deshalb wild wuchernde Passionsfrucht-Ranken zurück, die in kürzester Zeit den Platz einnehmen, den gefällte Kokos-Palmen zurücklassen.

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Das Privatreservat fügt sich damit ein in die Strategie der Regierung, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit zusätzlichen Reservaten und Schutzgebieten immer stärker auf den Naturschutz setzte. Wenn Linda Vanherck schließlich auf dem 110 Meter hohen Felsmassiv steht und ihren Blick über die tiefgrüne Insel schweifen lässt, wird auch ohne Worte klar, dass hier jemand sein Lebenswerk umsetzt. "Ein bisschen", sagt sie schließlich gedankenverloren, "ist es so, als würde man Gott spielen".

Informationen

Die Seychellen sind ein Ganzjahres-Reiseziel. Luft und Wasser sind stets angenehm warm, während des Südost-Monsuns von Mai bis September aber aufgewühlter als sonst - genau dann lässt sich allerdings auch die Fischbrut beobachten. Die Regenzeit liegt zwischen Dezember und Januar.

Auch nachts können sich Urlauber problemlos zu Fuß oder per Fahrrad auf den autofreien Inseln bewegen.

Weitere Informationen unter seychelles.travel/de/home/index.php und north-island.com

© Christian Selz, dpa/kaeb
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