Neulich in Lop Buri:Achtung, bissig!

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(Foto: Getty Images)

Lop Buri in Thailand ist eine Stadt, in der wilde Affen leben. Auf lustigen Fotos zeigen sich Backpacker vor Khmer-Tempeln mit einem halben Dutzend kleiner süßer Makaken. Wenn man ankommt, sieht alles ein wenig anders aus.

Von Charlotte Theile

Lop Buri in Thailand ist eine Stadt, in der wilde Affen leben. Viele Affen. Auf Fotos zeigen sich Backpacker vor Khmer-Tempeln mit einem halben Dutzend kleiner süßer Makaken auf den Schultern. Wenn man ankommt, sieht alles ein wenig anders aus. Warnschilder weisen darauf hin, dass man die Affen nur an bestimmten Orten füttern soll. Dass man nie mit einer größeren Gruppe Affen alleine sein soll. Und falls man gebissen werde, müsse man schnellstmöglich eine Notrufnummer wählen. Auch die Affen sehen anders aus als auf den Fotos. Klein und süß sind manche. Andere sind groß, alt, krank. Und aggressiv.

Ein Glas Cola auf den Schreck. Auf der Straße eine Verfolgungsjagd zweier Jung-affen, eine falsche Bewegung, das Glas liegt in Scherben auf dem Boden. Eine Millisekunde später steht Michael am Tisch. Er kommt aus der Schweiz und fragt, ob er helfen dürfe. Eine Scherbe hat einen sehr kleinen Schnitt am Finger hinterlassen. Michael desinfiziert seine Hände. Dann schreitet er zur Tat. Fläschchen, Tupfer. Michael spricht vom feuchtwarmen Klima, das die Infektionsgefahr in die Höhe treibe, zur Sicherheit verwendet er noch eine Flüssigkeit, kleine braune Flasche, unklare Wirkung. Eine Salbe soll die Wundheilung fördern. Dann Pflaster. Es gibt solche mit lustigen Motiven und andere, die schlicht sind. Eins für Kinder bitte, quietschbunt mit Tieren. Einen Moment lang zögert Michael. Bunte, glänzende Dinge sind in Lop Buri ein Risiko. Die Affen stehlen Sonnenbrillen, Selfiesticks, Uhren, Ohrringe, fast jeder Reisende hat etwas im Kampf verloren. Das bunte Pflaster aber ist in Ordnung.

Später am Abend. Nach einer großen Runde um den Monkey-Tempel, bei dem die Affen in Gruppen zusammengekommen sind, einem besonders ängstlichen Menschen zunächst den mitgebrachten Stock entrissen und ihn dann vom Gelände vertrieben haben, sitzen zwei Dutzend Backpacker beim Kneipenquiz im Hostel zusammen. Fragen zu den alten Ägyptern und den sieben Weltmeeren. Ein Team namens "Safety third" verliert mit deutlichem Abstand gegen die anderen.

Am nächsten Tag kehrt es zum Affenfelsen zurück, diesmal in langer Kleidung, ohne Sonnenbrillen, ohne Schmuck, dafür mit kleinen Bananen. Die Makaken erkennen, dass hier jemand verstanden hat, wie das Spiel läuft, und stehen höflich an, um je eine Banane abzuholen. Niemand wird verletzt, niemand beklaut. Das kleine bunte Pflaster landet danach in einem Mülleimer. Die Wunde ist in Rekordzeit verheilt.

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