Neulich in Kapstadt:Voller Einsatz im Kreisverkehr

Was passiert, wenn nach einem Crash mit dem Mietwagen die Polizei sofort zur Stelle ist: Protokoll eines ungewöhnlichen Unfalls.

Stefan Nink

Wie stolz er ist, der nette Mann von der Autovermietung am Flughafen, dass er so ein Fahrzeug anbieten kann: das da vorne, brandneu, erst 32 Kilometer auf dem Tacho. Da freut man sich natürlich gleich mit. Und erzählt dem netten Mann, dass man gerade unbeschadet knapp 2000 Kiometer im Norden Südafrikas gefahren ist.

Neulich in Kapstadt: Blick über Kapstadt

Blick über Kapstadt

(Foto: Foto: ddp)

Böse Pisten, voller tückischer Schlaglöcher! Wütende Elefantenbullen! Jähzornige Büffel! Und unbeleuchtete Eselskarren, Schulklassen, querstehende Lastzüge, alles plötzlich aus dem Dunkel der afrikanischen Nacht auftauchend.

Der Mann schaut entsetzt. "Aber das hier ist ja Kapstadt!", beruhigen wir ihn. Er wirkt erleichtert. Und sagt vorsorglich, dass wir bei einem Unfall unbedingt die Polizei benachrichtigen müssten.

Müssen wir nicht: Die ist schon da. Am letzten Tag in Kapstadt rammt uns nämlich ein gepanzertes Einsatzfahrzeug der südafrikanischen Polizei. In einem Verkehrskreisel.

Wir fahren außen, mit 17 Stundenkilometern, die Polizei überholt innen mit 60 Stundenkilometern, will die Ausfahrt raus, schneidet uns, kracht uns in die Seite und kommt hundert Meter weiter zum Stehen.

Die Polizei ist Constable Sandmann, und Constable Sandmann ist jetzt wütend, auf dem Weg zu einem wichtigen Einsatz, und nun das! Und wieso wir keinen Blinker gesetzt hätten? Weil wir doch im Kreisel bleiben wollten. "Genau dann muss man den Blinker setzen!" Sie schüttelt den Kopf. Der kleine Mietwagen sieht aus, als habe ihn ein Nashorn erwischt. Am Polizeiwagen ist eine winzige Delle.

Constable Sandmann nimmt uns mit zur Wache. Auf der Fahrt klingelt unentwegt ihr Handy, es sind ihr Mann, ihre Mutter, ihre Babysitterin. Der Kleine zahnt, der Ärmste. Sie zeigt uns ein Babyfoto, während sie versucht, den Wagen mit einer Hand durch die stacheldrahtbewehrte Einfahrt der Wache zu steuern.

Drinnen müssen wir viele Formulare ausfüllen, und Constable Sandmann muss viel telefonieren und den Verbleib von Ersatzschnullern, Beißringen und sonstigem Zubehör klären.

Ein Foto vom neuen Zahn

Der wachhabende Offizier fragt sie zwischen zwei Telefonaten, ob der Mietwagen denn per Blinker angezeigt habe, dass er den Kreisel verlassen wolle - sonst hätte sie nämlich davon ausgehen müssen, dass er im Kreisel weiterfahre.

Constable Sandmann sagt, dass sie ziemlich in Eile gewesen sei. "Ich musste bis zwölf beim Standesamt sein. Wegen der Namensänderung." Dann vibriert ihr Handy. Ihr Mann hat ein Foto vom neuen Zahn geschickt.

Dem netten Mann bei der Autovermietung kommen fast die Tränen, als wir ihm sein Auto zurückbringen: Die rechte Seite ist verbeult, der Blinker baumelt an einem Kabel, der Kotflügel schleift über den Garagenboden und verursacht ein schlimmes Geräusch. Er holt einen Formularblock: "Haben Sie nach dem Unfall die Polizei benachrichtigt?"

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