Neuer Bahntarif:Sparfahrer statt Billigflieger

Mit günstigen Tickets will die Deutsche Bahn mehr Reisende in die Züge locken. Wer sich allerdings beraten lässt, zahlt drauf. Und ein anderes Sonderangebot entfällt.

Katja Schnitzler

"Wir haben keine Angst vor Billigfliegern", sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Schließlich habe diese im vergangenen Jahr im Fernverkehr so viele Menschen wie noch nie zuvor befördert.

Neuer Bahntarif: Auf die billigen Plätze: Für jeden Zug gibt es einige günstige Tickets.

Auf die billigen Plätze: Für jeden Zug gibt es einige günstige Tickets.

(Foto: Foto: dpa)

Dennoch will die Bahn mit günstigen Fahrkarten den Billigfliegern Kunden abwerben, und auch Autofahrer will sie zum Umsteigen bewegen. Die günstigen Tickets nennt die Deutsche Bahn "Dauer-Spezial", monatlich stehen dafür 750.000 Karten zur Verfügung.

Laut Bahn werden damit 7,5 Prozent des gesamten Ticketaufkommens abgedeckt. Die Fahrschein-Kontingente werden für gut ausgelastete Strecken kleiner sein als für schwächer genutzte Verbindungen.

Wer solch ein Ticket im Internet oder an den Automaten kauft, kann mit dem ICE durch ganz Deutschland reisen. Die Karte wird zwischen 29 und 69 Euro kosten, je nach Auslastung der Züge: "Bei ganz frühen Fahrten sind die Chancen auf ein 29-Euro-Ticket natürlich größer", sagt ein Sprecher der Bahn. Zu Hauptreisezeiten am Freitag und Sonntag könne man wohl höchstens einen 69-Euro-Fahrschein kaufen - solange der Vorrat reicht.

Gebucht werden kann frühestens drei Monate und spätestens drei Tage vor der Abreise.

Ob man Deutschland nun von Norden nach Süden quert oder nur eine kurze Strecke fährt, ändert den Preis nicht. Dieser liegt damit auf dem Niveau von Billigflügen.

Mit dem "Dauer-Spezial" entfällt allerdings das Angebot "Surf&Rail": Per Internet konnte man bislang sowohl Hin- als auch Rückfahrt für 39 bis 59 Euro buchen.

"Das war sicher günstiger, aber es gab auch Probleme damit", meint Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn. So konnte man "Surf&Rail" ausschließlich im Internet buchen und musste dabei auch gleich den Zeitpunkt der Rückfahrt festlegen. Zudem habe es Schwierigkeiten gegeben, so Barth, wenn bei der Rückreise der Ankunftsbahnhof und der Abfahrtsbahnhof nicht identisch sein sollten.

Dennoch ist Barth mit dem neuen "Spezial" nicht zufrieden, "Es ist sicher nicht das billigste Angebot, sondern noch dazu ein Stückchen teurer als Surf&Rail". Regelmäßige Bahnkunden würden mit einer Bahncard wohl besser fahren.

Doch für andere Reisende sei der Preis im Vergleich zu Billigfliegern durchaus attraktiv.

Die neuen Tickets für eine Fernverkehrsfahrt in der zweiten Klasse können vom 10. Juni an bis zum 28. Dezember gebucht werden, erster möglicher Reisetag ist der 13. Juni.

Einen höheren Preis müssen Bahnfahrer zahlen, die das "Dauer-Spezial"-Ticket am Schalter oder per Telefon ordern - dann kostet es fünf Euro mehr.

"Wir wollen viele Menschen vom Auto und Flugzeug zum Klima-Schoner Bahn holen", wirbt Bahnchef Hartmut Mehdorn in der Bild-Zeitung. Schließlich beeinflussten auch hohe Spritpreise und die Umweltdebatte die Wahl des Transportmittels.

So plant der Konzern auch im nächsten Jahr Preisaktionen, damit die Kunden von Bord der Billigflieger gehen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: