Neue Reiseirrtümer:Schiefer geht's nicht. Oder?

Im Mittelmeer gibt es keine Weißen Haie, die Panamericana führt durchgehend von Alaska nach Feuerland und Inuit kennen hundert Wörter für Schnee - zehn Reiseirrtümer.

Katja Schnitzler

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WHITE POINTER SHARK

Quelle: AP

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Im Mittelmeer gibt es keine Weißen Haie, die Panamericana führt durchgehend von Alaska nach Feuerland und die Inuit kennen hundert Wörter für Schnee - zehn Reiseirrtümer. Von Katja Schnitzler.

"Weiße Haie gibt es nur in den Ozeanen, nicht im Mittelmeer."

Die großen Weißen mögen es gerne warm und warten etwa vor der Küste Südafrikas oder Australiens auf unvorsichtige Robben. Doch auch das Mittelmeer ist warm genug, so dass hier immer wieder Weiße Haie gesichtet werden, die sich unter anderem von Thunfischen oder Delphinen ernähren. Forscher gehen davon aus, dass sich die Weißen Haie ins Mittelmeer verirrt hatten und dort ihren Nachwuchs zur Welt brachten. Da die Tiere immer zum Ort ihrer Geburt zurückkehren, um dort selbst Junge zu bekommen, wird es wohl auch weiterhin Weißhaie im Mittelmeer geben.

Ratgeber Reisen: Unbekanntes Venezuela

Quelle: inatur/ddp

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"Der Himalaya ist das größte Gebirge der Welt."

Der Himalaya ist das Land der Riesen: In dem asiatischen Hochgebirge ragen zehn der 14 Achttausender und damit höchsten Gipfel der Welt empor. Doch bei der Ausdehnung wird der Himalaya von den Anden geschlagen: Während der Himalaya rund 3000 Kilometer lang ist, erstrecken sich die Anden etwa 7500 Kilometer über den gesamten südamerikanischen Kontinent. Doch auch dieses Gebirge ist nicht das größte, zumindest wenn man Konkurrenz unter Wasser mit hinzunimmt: Der Mittelatlantische Rücken teilt den Ozean und verläuft von arktischen Gewässern bis ins Südpolarmeer. Die Gipfel dieser Bergkette unter Wasser sind Inseln, darunter Island und die Azoren.

Kleiner Teil der langen Andenkette: der Pico Bolívar in Venezuela.

7. Beelitzer Badewannenrennen

Quelle: ddp

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"In Australien dreht sich der Badewannenstrudel andersherum als in Deutschland."

Ja, das wäre möglich - wäre die Badewanne nach Berechnungen des australischen Mathematikers Michael Page 500 Mal größer als die üblichen Modelle und das Wasser hätte gleich einige Tage Zeit, um vor dem Ablassen zur Ruhe zu kommen. Denn erst dann wäre die Corioliskraft sichtbar, die auf der Erde auf alle sich drehenden Systeme auswirkt. Doch in den handelsüblichen kleinen Badewannen beeinflussen andere Bewegungen - etwa vom Badenden verursachte Wirbel - die Strudelrichtung des abfließenden Wassers sehr viel stärker, ob auf der Nord- oder der Südhalbkugel. Sichtbar wird die Coriolis- oder Trägheitskraft aber bei Wetterphänomenen: Nördlich des Äquators dreht sich das Hochdruckgebiet im Uhrzeigersinn, das Tiefdruckgebiet gegen die Uhr - auf der Südhalbkugel genau umgekehrt.

Strudelerprobter Teilnehmer beim Beelitzer Badewannenrennen.

Schneeflocken: Klischees und Fakten

Quelle: dpa

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"Inuit haben hundert Wörter für Schnee."

Gar so viele sind es nicht. Die unterschiedlichen Wörter für "Schnee" in den diversen Inuit-Sprachen bestehen oft aus Zusammensetzungen, ähnlich wie im Deutschen der Neuschnee, Pulverschnee, Sulzschnee oder Schneematsch. In den regional unterschiedlichen eskimo-aleutischen Sprachen gibt es Grundworte wie qanik für Schneeflocken und aput für liegenden Schnee. Mit diesen Grundworten können die Inuit durch Voranstellungen oder angehängte Silben die Bedeutung stark verändern. Dafür müssen sie nicht wie im Deutschen einen Relativsatz bilden: Bei ihnen kann somit auch "Schnee, der auf Zedern fällt" wie ein Wort aussehen.

panamericana darien panama kolumbien

Quelle: AFP

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"Auf der Panamericana kann man von Alaska durchgehend bis nach Feuerland mit dem Auto fahren."

Leider nicht, es gibt eine Lücke zwischen Panama und Kolumbien: Die Panamericana kann in dem Grenzgebiet nicht zu Ende gebaut werden, unter anderem, da die Panama-Provinz Darién zum Teil noch immer in der Hand von Guerillagruppen und Drogenschmugglern ist und die Bauarbeiten zu gefährlich wären. Auch der Umweltschutz spielt eine Rolle, das artenreiche Gebiet ist von dichtem Regenwald bedeckt. Daher fehlen zwischen Yaviza in Panama und Barranquillita in Kolumbien mehr als 100 Kilometer der Straße. Wegen diesem "Tapón del Darién" beziehungsweise "Darién Gap" müssten Reisende ihr Auto verschiffen, doch das ist sehr teuer. Meist ist es besser, das Fahrzeug zu verkaufen und sich in Südamerika ein neues anzuschaffen.

Grenzsoldaten patroullieren in Darién.

Rekorde auf Reisen Guinness Buch schiefster Turm der Welt Abu Dhabi

Quelle: AFP

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"In Pisa steht der schiefste Turm der Welt."

Der Turm in Pisa neigt sich bedrohlich, ohne Rettungsmaßnahmen wäre er wohl schon längst umgefallen. Doch es geht noch schiefer: Schon 2009 verlor der Campanile in der Toskana den Titel "Schiefster Turm der Welt" an einen Kirchturm in Suurhusen, Ostfriesland: Dieser neigt sich um mehr als fünf Grad, der in Pisa "nur" um 3,97 Grad. In Deutschland gibt es noch einen zweiten Kirchturm, der stärker kippt als der Glockenturm in Pisa: Die Oberkirche von Bad Frankenhausen in Thüringen mit knapp 4,8 Grad - dem einsturzgefährdeten Turm könnte allerdings der Abriss drohen. Gemeinsam haben diese Bauten, dass die schiefe Optik nicht gewollt war. Im Gegensatz zum aktuellen Spitzenreiter: Der neu erbaute "Capital Gate Tower" in Abu Dhabi (im Bild) neigt sich um 18 Grad - und ist damit der schiefste Turm der Welt.

Kanada Indianer

Quelle: ASSOCIATED PRESS

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"Kanada erhielt seinen Namen von den ersten Siedlern. "

1535 nannte zwar der französische Entdeckung Jacques Cartier die Region um die heutige Stadt Québec "Kanada", doch erfunden hat er den Begriff nicht: Sehr wahrscheinlich leitet sich der Name von "Kanata" ab, dem Wort der ansässigen Indianer für Dorf und dessen nächste Umgebung. Je nach Legende erklärten Einheimische den Weg zum "Kanata" des regionalen Herrschers. Oder dieser antwortete auf die Frage Cartiers, wie das Land heiße: "Kanata."

Häuptling der Neuzeit: der Irokese James R. McComber in Québec, 1940.

Sucre Bolivien

Quelle: AFP

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"Die Hauptstadt von Bolivien ist La Paz."

Diesem Irrtum kann man leicht erliegen, schließlich ist La Paz sogar der Sitz der Regierung Boliviens. Dennoch, die Hauptstadt ist Sucre, sie liegt weiter südöstlich im ehemals florierenden Silbergebiet. Nach dem Ende des Silberbooms in Bolivien liefen aber nicht mehr alle Geschäfte über Sucre. 1898 wurde der Regierungssitz nach La Paz verlegt, da diese Stadt weitaus leichter erreichbar war - doch Sucre blieb die Hauptstadt. Inzwischen gibt es eine Schnellstraße zwischen Sucre und La Paz, auch per Flugzeug ist die wahre Kapitale bequem anzusteuern - und das lohnt sich durchaus: Die Altstadt mit ihren weißen Häusern gilt als besonders gut erhaltenes Beispiel einer spanischen Kolonialstadt und wird seit 1991 von der Unesco als Weltkulturerbe geführt.

Präfektur in Sucre, der Hauptstadt Boliviens.

PASSANT POMMES FRITES

Quelle: AP

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"French fries kommen aus Frankreich."

Der Name führt in die Irre: Nicht die Franzosen, sondern die Belgier erfanden die frittierten Kartoffelstreifen - die von Belgien aus den Siegeszug um die Welt und in die Fastfood-Restaurants antraten. Auch eine schöne Legende gibt es dazu: 1680 sollen arme Leute im Raum Lüttich kleine, frittierte Fische aus den nahen Seen aufgetischt haben. Als in einem Winter jedoch auch die letzte Angelmöglichkeit zugefroren war, kam ein Gastwirt auf die Idee, Kartoffeln in Fischform zu schneiden und einfach auch zu frittieren. Für Fische bedeutete dies fortan nicht die Rettung - sie landeten nun gemeinsam mit den Pommes auf dem Teller.

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Quelle: AP

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"Landesflaggen sind immer mehrfarbig."

Das trifft auf alle Landesflaggen zu - nur nicht auf die Libyens. Sie ist Grün, nur Grün, ohne jegliches Emblem oder Wappen, und das seit November 1977. Grün ist die traditionelle Farbe des Islam.

© sueddeutsche.de/dd
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