Neue Fernbuslinien:Gedränge am Busbahnhof

Zentraler Omnibusbahnhof in München, 2013.

Zur Oktoberfestzeit fahren besonders viele Fernbusse den Münchner Busbahnhof an der Hackerbrücke an. Zu den etablierten Anbietern wie Meinfernbus, City2City, Deinbus oder Flixbus kommt demnächst noch die neue Konkurrenz von Deutscher Post und ADAC.

(Foto: Catherina Hess)

Gelbe Busse ab München: ADAC und Deutsche Post starten ihr deutschlandweites Netz mit zwei Verbindungen nach Köln. Auch die etablierten Anbieter rüsten auf - und locken mit günstigen Verbindungen zwischen den Großstädten. Doch nicht alle werden mithalten können.

Von Marco Völklein

Derzeit geht es äußerst eng zu im Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) an der Hackerbrücke: Selbst auf der großen Platzfläche im Osten des Areals, auf der sich sonst Skater vergnügen, parkt ein Reisebus neben dem anderen. Klar, wegen der Wiesn steuern derzeit besonders viele Fernbusse den ZOB an. Aber auch sonst drängen die Anbieter auf das Areal.

Von diesem Dienstag an nimmt der ADAC mit der Deutschen Post den Probebetrieb für sein deutschlandweites Fernbusnetz auf. München wird dabei offenbar eine zentrale Rolle spielen als Knoten- und Endpunkt vieler Linien. Details rückt der Autofahrerklub bislang nur wenige heraus; klar ist aber, dass sich die beiden "gelben Riesen" viel vorgenommen haben.

Aber nicht nur Post und ADAC gehen an den Start - auch die etablierten Anbieter arbeiten daran, ihre Netze weiter auszubauen. Das Münchner Unternehmen Flixbus etwa will noch im Herbst zehn neue Linien starten. "Diverse davon auch aus München heraus", kündigt Geschäftsführer Jochen Engert an. Zudem hat sich der Autokonzern Daimler erst in der vergangenen Woche an Flixbus beteiligt. So geht das junge Unternehmen finanziell gestärkt in den Wettkampf mit ADAC und Post.

Ziel der beiden Konzerne ist es, bis zum kommenden Frühjahr ein deutschlandweites Fernbusnetz mit 30 Städten und 60 Fahrzeugen aufzubauen. Am Dienstag allerdings gehen zunächst mal nur zwei Verbindungen von Köln nach München in den Probebetrieb - um unter anderem das Reservierungssystem zu testen, wie es beim ADAC heißt. Richtig loslegen mit zunächst einmal sechs Linien wollen der Autofahrerklub und der Briefzusteller am 1. November. "Ziemlich spät dran" seien die beiden Unternehmen damit, sagt Flixbus-Chef Engert. Und versichert, "sehr entspannt" auf die neue Konkurrenz zu schauen. Schließlich sei Flixbus bereits seit Mitte Februar mit "einem eingespielten Betrieb" unterwegs. "Und unser Angebot muss sich nicht verstecken", sagt Engert.

Hintergrund des späten Starts von ADAC und Post könnten auch Probleme mit den bestellten Bussen sein: Die beiden Unternehmen haben beim schwedischen Hersteller Scania 60 Fahrzeuge vom Typ "Omni-Express" geordert. Doch der Subunternehmer, der die Busse im Auftrag der Schweden bauen soll, ging pleite. Zwar versichert Scania, die Busse rechtzeitig zu liefern. Doch viele in der Branche erwarten, dass ADAC und Post zumindest zum Start die Strecken zum Teil zunächst mit "Bestandsbussen" aus den Fuhrparks regionaler Buspartner bedienen werden. Von ADAC und Post selbst ist dazu keine Auskunft zu bekommen. Man werde das neue Angebot offiziell am 9. Oktober in Bonn vorstellen - und dann auch alle Fragen dazu beantworten.

Zu spät für die Wiesn

Ein großes Geschäft ging den gelben Strategen heuer ohnehin bereits durch die Lappen: Zum Oktoberfest hat zum Beispiel allein der Berliner Konkurrent Meinfernbus mehr als 20 zusätzliche Abfahrten angeboten, um die "signifikant höhere Nachfrage" zu befriedigen, wie Firmensprecher Gregor Hintz sagt. Auch Flixbus-Chef Engert spricht von "einem deutlichen Plus bei Fahrgästen und Umsatz", das man mit zusätzlichen Fahrten abgeschöpft habe. Genaue Zahlen allerdings nennt keiner der Beteiligten. Zu sehr fürchten die Unternehmen, dass die Konkurrenz daraus Rückschlüsse ziehen könnte. Deshalb sind auch ADAC und Post so verschwiegen.

Klar ist aber auch, dass sich der neue Anbieter, ähnlich wie die etablierten Busunternehmen, vor allem auf die Rennstrecken zwischen den großen Städten konzentrieren wird. Die gelben Busse von München nach Köln zum Beispiel stoppen unter anderem in Frankfurt, Mannheim und Nürnberg - an Orten also, die auch die etablierten Anbieter wie Flixbus, Meinfernbus oder City2City ansteuern. Allein auf der Strecke München-Stuttgart machen sich derzeit mindestens sechs Anbieter Konkurrenz. Mit ADAC und Post kommt nun ein siebter hinzu. Und das, obwohl die Bahn die beiden Städte mit ihren Zügen tagsüber alle halbe Stunde verbindet.

Kleinere Städte anzubinden, sei wenig lukrativ, sagt Flixbus-Chef Engert. Wobei das nicht ganz stimmt: Regionale Anbieter setzen bereits auf diese Nische. So bietet etwa ein Reutlinger Unternehmen unter der Marke "Muenchenlinie.de" Fahrten unter anderem nach Reutlingen, Metzingen und Bad Urach an. Die großen Anbieter aber konzentrieren sich nach wie vor auf die Metropolen - und sind verantwortlich für das Gedränge beispielsweise im Münchner ZOB an der Hackerbrücke.

Und weil es so eng zugeht auf dem Markt, herrscht auch ein gnadenloser Preiskampf. So kostet zum Beispiel die Fahrt von der Isar an den Neckar bei Meinfernbus oder beim Konkurrenten City2City für Frühbucher nur acht Euro. ADAC und Post weisen auf ihrer Buchungsseite für die Strecke Preise ab elf Euro aus. Die "Allianz pro Schiene", in der sich unter anderem Bahn-Betreiber zusammengeschlossen haben, fordert daher von der neuen Bundesregierung eine Maut für Fernbusse. Nur so sei ein fairer Wettbewerb zwischen Bahn und Bus möglich.

Über kurz oder lang, erwarten Branchenkenner, werden einige Anbieter auch wieder verschwinden, weil ihnen angesichts des heftigen Preiskampfs irgendwann die Puste ausgehen wird. In dieser Hinsicht zumindest scheint der ADAC-Post-Auftritt mit zwei Großunternehmen im Rücken gut gerüstet zu sein.

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