Nationalpark in Namibia:Begehrtes Land der "weißen Leere"

Seltene Schwarze Nashörner, Löwen, Geparden, Gnus und Hyänen, Giraffen und Antilopen: Seit 100 Jahren sind Tiere im "Ethosha"-Park geschützt - leer ist es daher in dem Reservat wirklich nicht.

Sein Name heißt übersetzt "Die große weiße Leere". Dabei wimmelt es im Etosha Nationalpark nur so: Etwa 340 Vogelarten sind hier zu Hause, 114 Säugetierarten leben in dem riesigen Areal: seltene Schwarze Nashörner, Löwen, Geparden, Gnus und Hyänen, Giraffen und Antilopen. Die heimischen Elefanten sind angeblich die größten in Afrika.

Etwa 22.300 Quadratkilometer weit dehnt sich der Nationalpark im Norden von Namibia aus. Er ist damit eines der größten Wildreservate der Welt. Doch zum hundertsten Geburtstag des Parks ist die feierliche Stimmung getrübt: Die San-Buschleute verlangen ihr Land zurück, von dem sie vor etwa 40 Jahren vertrieben wurden.

Am 22. März 1907 erklärte der deutsche Gouverneur Friedrich von Lindequist das neue Wildreservat mit einer Größe von 93.240 Quadratkilometern offiziell für eröffnet. Seit 1884 war Namibia, das damals Deutsch-Südwestafrika hieß, eine Kolonie.

Erst das südafrikanische Apartheid-Regime stutzte das Gebiet in den 70er Jahren radikal auf ein Viertel seiner ursprünglichen Ausdehnung zusammen. Der Name Etosha stammt aus der Sprache der Nama und bezieht sich auf eine große Salzsenke, die etwa ein Viertel der Gesamtfläche ausmacht - eine große, weiße Leere.

Heute gehört der Etosha Nationalpark fest ins Programm ausländischer Touristen: Etwa 300.000 Menschen besuchen das Reservat jedes Jahr, das ist fast jeder zweite ausländische Urlauber. Dabei steht es mit der Infrastruktur nicht zum besten: Seit der Unabhängigkeit Namibias 1990 war nicht mehr genug Geld für Investitionen da.

Nicht nur die Wildhüter bekommen das zu spüren. Die drei Resorts Halali, Okaukuejo und Namutoni haben einen "unmodernen Stil, der aus den 60ern stammt", räumt der Leiter der Namibia Wildlife Resorts (NWR), Tobie Aupindi, ein.

Zum hundertsten Geburtstag sollen die Camps nun von Grund auf modernisiert werden. "Wir renovieren alle touristischen Einrichtungen in Ethosha auf Weltniveau", sagt Aupindi. Die Regierung stellte dafür umgerechnet eine Million Euro bereit.

Auch das Tourenprogramm wird erweitert. Unter anderem sollen künftig auch Nachtfahrten möglich sein. "Ethosha ist das Juwel unseres Tourismussektors", sagt Aupindi. Und Urlauber sind eine der wichtigsten Einnahmequellen Namibias: Nach Bergbau und Fischfang ist Tourismus die drittgrößte Wirtschaftsbranche des Landes.

Doch es gibt Ärger rund um die Geburtstagsfeiern: Vier Jahrzehnte nach ihrer Vertreibung fordern die San-Buschleute ihr Land zurück. Jahrhundertlang hatte der Stamm der Haikom auf dem Gelände des Ethosha-Parks gelebt, bevor das Apartheid-Regime sie vertrieb.

"Wir wollen, dass Etosha wieder unser Land wird", sagt Naftali Soroseb von der Minderheitenorganisation Wimsa. "Wir haben kein Land, und wir haben auch keinen Vorteil vom Tourismus in Etosha." Die Regierung versucht nun, die Farmen am Rande des Nationalparks aufzukaufen, um die Haikom dort in Schutzgebieten anzusiedeln.

Der Tourismus könne dann auch den Buschleuten zugute kommen, sagte Tourismusminister Willem Konjore kürzlich.

Doch die San misstrauen der Initiative. "Aus den Jahresfeiern sind wir ja auch herausgehalten worden", kritisiert Soroseb.

Informationen unter www.etosha.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: