Nachgefragt:Gesundheitsrisiko Urlaub?

Es sind nicht nur exotische Krankheiten, die Urlauber mit nach Hause bringen, auch altbekannte Krankheiten treten wieder neu auf. Wie man sich auf Reisen schützen kann.

Vanessa Assmann

Erreger exotischer Krankheiten, aber auch neu auftretender altbekannter Krankheiten wie etwa Tuberkulose gelangen immer wieder mit Reisenden nach Deutschland. Klaus Stark, Experte für Infektionskrankheiten am Robert-Koch-Institut in Berlin, erklärt, wie Urlauber mit Risiken umgehen und so ihre Gesundheit schützen können.

Mücken können gefährliche Infektionskrankheiten übertragen, oh

Mücken können gefährliche Infektionskrankheiten übertragen.

(Foto: Foto: oh)

SZ: Wie sollen Reisende mit der aktuellen Ausbreitung des Dengue-Fiebers, etwa in Indien und Fidschi, umgehen?

Stark: Man sollte sich vor einer solchen Reise unbedingt reisemedizinisch beraten lassen, vor allem, da es gegen Dengue keinen Impfstoff gibt. Wenn man aber eine Region besucht, von der man weiß, dass dort eine richtiggehende Dengue-Epidemie grassiert, dann muss man sich überlegen, ob man die Reise verschiebt.

SZ: Warum wird das Dengue-Fieber heute so viel häufiger nach Deutschland importiert als früher?

Stark: Das Dengue-Fieber hat sich in den vergangenen Jahren weltweit stark ausgebreitet, etwa in der Karibik, in Mexiko, Mittelamerika und Südostasien. Damit sind nun auch Länder betroffen, die noch vor zehn, 20 Jahren kaum Probleme hatten. Doch zum Glück sind bei Reisenden lebensbedrohliche Verläufe die Ausnahme. Man kann das Risiko über Mückenschutz reduzieren, doch anders als bei Malaria sind es bei Dengue-Fieber die tagaktiven Mücken, vor denen man sich nur schwer schützen kann.

SZ: Reist man mit Blick auf die Gesundheit besser ins nähere Ausland als in exotische Gebiete?

Stark: Auch vor solchen Reisen sollte man den Impfschutz prüfen, zum Beispiel gegen Tetanus und Diphtherie. Es gibt auch immer wieder größere Masern-Ausbrüche, mal in Österreich, Norditalien oder der Schweiz, mal in einem osteuropäischen Land. Wer die klassische Kinderimpfung nicht hat, sollte sie sich als Erwachsener nach ärztlicher Absprache verabreichen lassen, da mit höherem Alter die Erkrankung schwerer verläuft. Ein anderes Beispiel ist Hepatitis A, die rund um das Mittelmeer ein Problem ist. Jedoch muss sich nicht impfen lassen, wer eine Woche an den Gardasee fährt.

SZ: Wie sollen sich Reisende angesichts sich häufender Tuberkulose-Fälle in Osteuropa und Russland verhalten?

Stark: Zunächst ist Tuberkulose keine klassische reisemedizinische Erkrankung. Problematisch ist aber die Resistenz neuer Bakterien gegen gängige Antibiotika, deswegen müssen wir beobachten, was aus östlichen Staaten importiert wird. Urlauber müssen sich darüber für gewöhnlich aber nicht sorgen. Wenn man durch Russland reist, in der vollen U-Bahn fährt, in Museen oder ins Stadion geht, ist das Ansteckungsrisiko zwar höher als hier, aber nicht so hoch, dass davor gewarnt werden müsste.

SZ: Erscheinen Impfungen und Vorsichtsmaßnahmen nicht überflüssig, wenn man niemanden kennt, der je im Ausland erkrankt ist?

Stark: Dieses Phänomen haben wir leider bei der Malaria-Prophylaxe. Leute mit Migrationshintergrund, etwa aus Westafrika, die wieder zurückreisen, verzichten häufig auf eine Prophylaxe. Aber auch für jemanden, der jedes Jahr in die Tropen fährt, ist die Versuchung groß, sich zu sagen, ich lasse es mal weg, den Einheimischen passiert ja auch nichts.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: