Nach Ausfall der ICE-Flotte:Verspätete und volle Züge

Ärger für Bahn-Reisende: Pendler müssen weiter mit massiven Beeinträchtigungen rechnen. Die Bahn setzt zusätzliche Züge ein - und droht den ICE-Herstellern mit Regressforderungen.

Nach dem kurzfristigen Rückzug von rund 70 ICE-Zügen kommt es auch in den nächsten Tagen noch zu Zugausfällen und Verspätungen. Die Deutsche Bahn setzte am Sonntag zwar verstärkt Ersatzzüge ein, so dass es nach ihren Angaben zu einem weitgehend planmäßigen Betrieb kam.

Nach Ausfall der ICE-Flotte: Zehntausende Bahn-Reisende müssen auf Ersatzzüge ausweichen.

Zehntausende Bahn-Reisende müssen auf Ersatzzüge ausweichen.

(Foto: Foto: dpa)

Zu den Spitzen-Reisezeiten ab Sonntagnachmittag erwartete die Bahn aber vor allem bei Linien über Leipzig Verspätungen und Überbesetzungen. Der seit Samstag laufende Ersatzverkehr werde "in den nächsten Tagen durch zusätzlich einsetzbare Fahrzeuge weiter verstärkt", teilte die Deutsche Bahn am Sonntagmittag in Berlin mit.

Wegen des Wochenend-Rückreiseverkehrs wurden schon am Sonntag zusätzliche Züge eingesetzt. Davon profitierte vor allem die zentrale Verkehrsachse Hamburg-Berlin-München. Dort sollten teilweise auch längere Züge verkehren als noch am Samstag, um den Fahrgästen die gewohnte Sitzplatzkapazität zu bieten.

Vor allem in Leipzig, wo zwei ICE-T-Linien aufeinandertreffen, rechnete die Bahn mit einer "angespannten" Lage. Auf den betroffenen Strecken finden derzeit nur rund zwei Drittel der geplanten Zugfahrten statt.

Reisende zeigen Verständnis

Die Bahn empfahl jedoch, am Sonntag Verbindungen am Nachmittag oder frühen Abend wegen des traditionell starken Fahrgastaufkommens zu meiden. Außerdem gingen in den Nordländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen die Herbstferien zu Ende, in Mecklenburg-Vorpommern waren sie jüngst erst gestartet.

Auf der ICE-T-Linie 28 von der Hansestadt in die Hauptstadt und weiter bis München fielen am Samstag zunächst alle ICE-Züge zwischen Berlin und München aus. Von Hamburg nach Berlin fuhren die Züge nur noch alle zwei Stunden statt im Stunden-Takt. Ein Chaos am Hamburger Hauptbahnhof blieb aber aus.

Die Bahn verstärkte ihr Service-Personal, um ratlose Reisende zu informieren. "Die meisten Kunden zeigen Verständnis für unsere Sicherheitsmaßnahme, aber es gibt natürlich auch verärgerte Reisende", sagte eine Bahnsprecherin in Hamburg.

Die Einschränkungen im Zugverkehr werden laut Bahn noch bis Freitag dauern. Zwei Drittel der Zugfahrten werden den Angaben zufolge mit verfügbaren und überprüften ICE-T-Zügen sowie mit IC-Ersatzzügen mit teils geringerem Platzangebot abgedeckt.

Im Streit über die Sicherheit der ICE-Achsen droht Bahn-Chef Hartmut Mehdorn den Herstellern unterdessen mit Regressforderungen. "Wir werden Schadenersatzforderungen gegen die Industrie prüfen, denn wir sind auf absolut verlässliche Garantien angewiesen", sagte Mehdorn der Bild am Sonntag.

Von den Behinderungen sind laut Bahn hauptsächlich vier ICE-Linien betroffen: Hamburg - Berlin - Leipzig - München; Wiesbaden - Frankfurt - Leipzig - Dresden; Stuttgart - Singen - Zürich; Dortmund - Koblenz - Mainz - Frankfurt - Nürnberg - Passau - Wien.

Informationen im Netz und per Telefon

Die etwa 70 ICE-T-Züge werden vorsorglich mit Ultraschall auf Achs-Schäden überprüft und sollen laut Bahn nach und nach wieder eingesetzt werden. Betroffen sind Züge der Typen ICE 3 und ICE T, nachdem an einer Achse ein millimetertiefer Riss gefunden worden war.

Bahnkunden können sich auf der Internetseite der Bahn oder unter der Hotline 08000 996633 informieren. Kunden aus dem Ausland erhalten Informationen unter der Nummer 0049 1805 33 44 44.

Für Fahrgäste, die von den Beeinträchtigungen im ICE-Verkehr betroffen sind, werden nach Bahn-Informationen erweiterte Kulanz-Regelungen gelten. Bei Spezialangeboten werde die Zugbindung aufgehoben.

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