Wie kam die Steinerne Agnes zu ihrem Namen, wer steckt im Watzmann und wo ist der Teufel bereits zum zweiten Mal auf denselben Trick hereingefallen? Zehn Orte in den Bergen und ihre Legenden.
Das vergessene Kind im Grimming (Steiermark in Österreich)
Mächtig erhebt sich der Grimming zwischen Ennstal und Salzkammergut aus dem Talboden - kein Wunder, dass man den 2351 Meter hohen Gebirgsstock früher sogar höher einschätzte als den nahen Dachstein. Vom Ennstal aus ist in einer steilen Felswand eine rundbogenartige überwölbte Vertiefung zu sehen, das sogenannte Grimmingtor. Dieses Tor spielt in der Sage vom vergessenen Kind eine zentrale Rolle. Einmal pro Jahr, an Peter und Paul (29. Juni), soll sich das Tor öffnen und den Blick auf die Schätze freigeben, die der Berg in sich birgt.
Davon hörte auch eine verarmte Witwe, die eines Tages mit ihrer kleinen Tochter den Weg auf den Berg wagte. Als das Tor aufging, hastete sie hinein, setzte das Kind auf einem Stein im Inneren des Berges ab und raffte so viel Gold an sich, wie sie tragen konnte. Als sie ihre Last vor dem Berg abgelegt hatte und erneut hineingehen wollte, schloss sich das Steintor. Die Mutter konnte ihr Kind nicht mehr herausholen. Da verfluchte die Witwe das viele Gold und kehrte ohne den Schatz, aber auch ohne ihre Tochter ins Tal zurück.
Ein Jahr lang musste sie warten, bis sich das Grimmingtor wieder öffnete und sie ihr Kind wohlbehalten in die Arme schließen konnte. Das Gold im Berginneren würdigte die Witwe diesmal keines Blickes.