Monaco:Umworbene Zocker

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Auch Casinos müssen heutzutage sehen, wo sie bleiben. In der Glücksspieloase Monaco hat man in Sachen Kundenpflege jetzt exklusive Reiseangebote zusammengestellt - speziell für chinesische Spieler.

Sie schwimmen im Geld und sie lieben das Risiko: Chinesische Glücksspieler sind die Zielgruppe einer neuen Marketingstrategie der weltberühmten Casinos im Fürstentum Monaco.

(Foto: Foto: ddp)

"Ganz hoch angesiedelt", sei die Kampagne, mit der die staatliche Betreibergesellschaft Société des bains de mer (SBM) notorische Millionenzocker an die Mittelmeerküste locken will, sagt SBM-Generaldirektor Bernard Lambert. Komplette Reisepakete mit kostenloser Anreise und Hotelunterbringung sollen reiche chinesische Geschäftsleute aus den Casinos von Las Vegas oder Macau an die Côte d'Azur holen.

Die SBM peilt keinen Massenmarkt an: "Wir wollen 'Haute Couture" und nicht 'Prêt-à-porter'", meint Lambert. Sein Haus hat schon "eine Liste großer Spieler", die sich gegenwärtig noch in anderen Zockerparadiesen rund um den Globus tummeln.

Seit Monaten schicken Monacos Casinos unauffällige Kundschafter in die exklusiven Klubs des internationalen Jet-Set, um reiche Chinesen ausfindig zu machen. "Das sind meistens Geschäftsleute, bei denen gehört Risiko zum Leben", sagt SBM-Marketingchef Axel Hoppenot.

Die ins Auge gefasste Zielgruppe spielt mit erklecklichen Summen: Ein "großer" Spieler besitzt ein "Spielniveau" von einer Million Euro oder mehr, erläutert Hoppenot. Doch die Marketing-Kampagne soll "aggressiv" sein, deshalb werden Einladungen auch schon für Kunden ausgesprochen, die von läppischen 15.000 Euro aufwärts setzen wollen. Die Angebote für die chinesischen Kunden umfassen Unterbringung, Verpflegung, Unterhaltung und "Wellness", also Dampfbäder und Massagen.

Rückgänge beim "Tischgeschäft"

Die Aktion liegt auch in der Entwicklung der Umsatzzahlen begründet: Zwar stieg der Umsatz des Glücksspielgeschäftes in Monaco in der Saison 2005/2006 auf knapp 220 Millionen Euro, doch das "Tischgeschäft" im weltbekannten Casino von Monte-Carlo und den anderen Spieltempeln des Zwergstaates sank von 133,7 auf 123 Millionen Euro.

Und eingefleischte chinesische Spieler sind große Freunde des Kartenspiels "Punto Banco", eine Abwandlung des Baccara, bei dem der Spieler mit der oder gegen die Bank spielen kann. "Sie lieben Karten, sie wollen etwas anfassen", sagt Lambert.

Nächstes Zielland: Indien

Interesse an Monaco zeigen die Chinesen bereits: In den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres kamen 1400 Spieler aus dem Reich der Mitte, elf Prozent mehr als im Vorjahr, sagt Michel Bouquier, Chef der monegassischen Tourismusbehörde.

Und bei China will es die SBM nicht bewenden lassen: Nächstes Zielland ist Indien. "Wir sind in Schlachtaufstellung", sagt Lambert. Seine "Agenten" werden bald nach Delhi, Bombay und Bangalore reisen. Zwei Dinge haben sie schon herausgefunden: Inder spielen gern im Oktober, dem Lieblingsmonat der Götter, und sie schätzen Poker mit drei Karten.

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