Mitten in ...:München

"Gebissen wurde ich noch nicht" - das Ende einer Nacht in einer Münchner Notaufnahme.

Marc Felix Serrao

Die richtig harten Nachteulen trifft man nicht am Tresen. Sie sammeln sich, im Gegenteil, an einem Ort, an dem es keine Musik und keine Drinks gibt: der Notaufnahme. Eine Münchner Klinik, weit nach Mitternacht. Die eigene blutige Hand liegt seit Stunden unbehandelt auf dem Tisch, doch für Selbstmitleid ist keine Zeit.

Da ist dieser grinsende Teenager, der versucht hat, eine Sektflasche auf seinem Kopf zu zerschlagen. Oder der Anzugträger, der laut überlegt, warum zwei Zähne in seiner Oberlippe stecken. Oder der Rentner, der halb wimmert, halb singt und dabei beteuert, nicht er sei vor die Tram gelaufen - die Bahn habe verbotenerweise seinen Weg gekreuzt.

"Ganz schön was los hier", versucht man einen Smalltalk mit der Ärztin. Ach, sagt sie. Das sei gar nichts: "Noch hat sich keiner vollgepinkelt, und gebissen wurde ich auch noch nicht."

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