Mitten in ... Frasso Sabino
Unterwegs auf der Via Salaria in Roms gebirgigem Hinterland. Die alten, oftmals einspurigen Konsularstraßen entschleunigen, man fährt durch Dörfer, bleibt in ihrem Lokalverkehr stecken, und hält auch mal beim Metzger, der seine harten Würste vom Wildschwein und von der Ente verklärt, als wären sie Delikatessen (sind sie ja auch). Dann zur Ölmühle auf einem Hügel bei Frasso Sabino, die ihr kalt Gepresstes ab Hahn verkauft, aus großen Stahlbehältern. Das neue Olivenöl ist trüb und bitter, und es kostet mehr als das einjährige Öl, das klarer ist und süßlich. Ein Kunde kommt, er sagt, er beliefere die besten Restaurants von Rom, die Stadtleute wollen ja immer das, was neu und teuer ist. Dann füllt er 150 Liter in gelbe Kanister - vom einjährigen. Die Leute, sagt er, "glauben, ich bringe ihnen das neue", aber das behalte er für sich. Merkt keiner, Banausen alle.
Oliver Meiler
SZ vom 5. Mai 2017