Kinder, Kunst, Kassel, die drei Ks für die geduldige Mutter im Documenta-Sommer. Auf den Weinbergterrassen schlendert sie mit ihrem vielleicht sechsjährigen Sohn an den Werken Adrián Villar Rojas' vorbei. Skulpturen aus ungebranntem Ton sind das, Glocken, Kugeln, Zahnräder, aber auch Menschen. Und Tiere. Der Sohn ist ziemlich interessiert an den merkwürdigen Gebilden, besonders an einem: der Skulptur einer Frau, die ein Schwein säugt.
Junge und Mutter tauschen nun ein paar nachvollziehbare Fragen und unentschiedene Antworten aus, bis der schwer beeindruckte Junge sich schließlich abwendet - mit einem letzten Satz, der anschaulich beweist, dass selbst und vor allem rätselhafte Kunst, wenn sie denn gut ist, mit ihrem Betrachter, ob der nun jung ist oder alt, etwas anstellt, und sei es nur unterbewusst: "Ich hab' Durst."
Martin Wittmann, SZ vom 8./9.9.2012