Mitten in ... München
Auf Flughäfen zeigen Menschen, wie sie sind, wenn sie unter Druck stehen. Und das Paar, das in München auf einen Anschlussflug wartet, ist extrem angespannt, nur der zweijährige Sohn springt lärmend herum, die Ermahnungen der Mutter ignorierend.
Sie ist vermutlich hübsch, hat aber entsetzliche Augenringe und üble Laune, offenbar liegt ihr der Thailand-Urlaub im Magen; der braungebrannte Ehemann trägt einen Dreitagebart und viel Elend vor sich her, er sieht aus wie einer der traurigen Helden aus "Hangover 2".
Es nähert sich ein Airport-Mitarbeiter und weist höflich darauf hin, dass Kinderwagen dieser Größe nicht als Handgepäck durchgehen. Die Frau rastet aus. "Horror", "Wahnsinn", "Idiot", "nie wieder", sie steigert sich in einen Zicken-Rausch hinein.
Der Mann wendet sich ab. Der Zweijährige lacht - Reisen kann ja so schön sein.
Christian Mayer, SZ vom 21./22.4.2012