Malawi:Auf dem Holzweg

Idyllische Wanderungen, anspruchsvolle Bergtouren - am Mulanje-Massiv ist beides möglich.

Gabi Vögele

Malawi? Ist das nicht das Land, aus dem Madonna gerade, unter großer öffentlicher Anteilnahme ihren Adoptivsohn David geholt hat? Irgendwo in Afrika. Aber sonst?

Das kleine Land im Südosten des schwarzen Kontinents, dessen Staatsgebiet zu einem Viertel aus der Wasserfläche des Lake Malawi besteht, war wohl allenfalls Biologen und Aquarien-Freunden ein Begriff, bevor Madonna ihr Herz für einen schwarzen Halbwaisen entdeckte.

Denn der Malawisee, der mit einer Länge von 575 Kilometern und einer Breite von bis zu 85 Kilometern das kleine Land dominiert, ist berühmt für seinen Fischreichtum: Fast 1.000 verschiedene Fischarten schwimmen im drittgrößten See Afrikas - eine weltweit einzigartige Explosion der Artenvielfalt. Die zierlichen Buntbarsche etwa wandern von hier in die Aquarien in aller Welt.

Abseits des Sees, im südlichen Hochland von Malawi, überrascht das Land jedoch mit einer völlig unerwarteten Szenerie: Das schroffe, steile Granitmassiv des Mount Mulanje ragt hier bis zu 3.000 Meter hoch aus der flachen Ebene, die bis zum Horizont in leuchtendem Grün erstrahlt: Am Fuss des gewaltigen Bergmassivs breiten sich riesige Teeplantagen aus. Ein englischer Missionsgärtner namens Henry Brown brachte das beliebteste Getränk der Kolonialherren im 19. Jahrhundert hierher. Heute ist Malawi der zweitgrößte Teeproduzent in Afrika.

Der Mount Mulanje, um den sich regelmäßig Wolken hüllen, sorgt für asureichend Regen und Feuchtigkeit. Und er lädt zu idyllischen Bergwanderungen und anspruchsvollen Touren ein - rauschende Gebirgsbäche, Wasserfälle und dichter Nadelwald inklusive.

"Die Mulanje-Zeder ist der Nationalbaum Malawis", erklärt Frances. Der junge Mann aus Mulanje, dem kleinen Ort am Fuß des gleichnamigen Bergmassivs, führt die wenigen Touristen, die hierher kommen, je nach Fitness auf mehr oder weniger anspruchsvollen Routen auf die diversen Plateaus und Gipfel des Massivs.

Der kunstvoll geschnitzte Stock aus frischem Zedernholz, den er dabei mit sich führt, verströmt einen wunderbar würzigen Duft wie der Wald, durch den die Wanderung steil bergauf führt. Am Rand des schmalen Pfades zum Chambe-Plateau, den wir gewählt haben, leuchten bunte Wildblumen: Begonien, Lobelien, Gladiolen.

Dafür hat der sehnige, muskelbepackte Mann, dessen durchtrainierter Körper nur in zerfetzten Shorts steckt, und der uns auf dem Weg entgegenkommt, wohl keinen Blick. Auf seinem Kopf balanciert er ein Bündel Holzlatten, das er barfuss den steilen Pfad hinunterschleppt.

Der mühsame Holztransport von den Bergen runter in die Dörfer ist für viele hier die einzige Erwerbsquelle. "Früher wurde das Holz mit einer Seilbahn nach unten transportiert zur Weiterverarbeitung", erzählt Frances. Die Pfeiler stehen noch in der Landschaft. "Aber die Bahn funktioniert nicht mehr; seither schleppen die Männer das Holz wieder wie früher in Handarbeit vom Berg." Wer die anstrengende Tour zwei Mal am Tag schafft, verdient umgerechnet rund 5 Euro am Tag.

Dabei ist die Wanderung über rund 1.000 Höhenmeter auch ohne schwere Last auf dem Kopf anstrengend genug. Einer anspruchsvollen Bergtour in den Alpen steht sie in nichts nach. Als unsere Route uns zu einem steil herabstürzenden Gebirgsbach führt, den wir auf großen, glatt gewaschenen Steinblöcken überqueren, bietet das eiskalte, quellfrische Wasser eine höchst willkommene Erfrischung. Man kann es bedenkenlos trinken, versichert Frances. Das frische Quellwasser aus den Bergen wird sogar als Mineralwasser abgefüllt.

Die ultimative Erfrischung aber wartet am Ende der Tour: Unterhalb des Likabula-Wasserfalls, in den der rauschende Gebirgsbach sich ergießt, hat die Natur einen natürlichen Pool im Felsen geschaffen, in dem das klare Gebirgswasser zu einem erfrischenden Bad vor der grandiosen Bergkulisse einlädt.

Erholen kann man sich von der anstrengenden Bergtour dann am besten im ehemaligen Kolonialhaus eines Teeplantagenbesitzers. Das "Satemwa Tea Estate" (www.satemwa.com) bietet drei kleine Gästehäuser zur Selbstversorgung an. Bei einer Führung durch die angeschlossene Fabrik kann man sich auch gleich ansehen, wie die grünen Triebe aus den umliegenden Plantagen weiterverarbeitet wird, und natürlich auch eine Tasse von dem kräftigen, vollmundigen Tee kosten.

Klima: Man unterscheidet drei Jahreszeiten: - die gemäßigte, trockene Jahreszeit von Mai bis August mit Temperaturen von 15-27 Grad, wobei die Nächte auf den Hochplateaus bis an die Frostgrenze abkühlen können. - die heiße und trockene Jahreszeit von September bis November, mit Temperaturen von 24 -32 Grad. - die heiße Regenzeit von November bis April

Gesundheitsvorsorge: Malaria ist überall in Malawi, außer auf den höchsten Plateaus, verbreitet. Im Lake Malawi gibt es Bilharziose-Erreger - mikroskopische Würmer, die sich durch die menschliche Haut bohren und die Leber angreifen. Bevor man ins Wasser geht, sollte man sich daher erkundigen, ob das jeweilige Gebiet bilharziose-frei ist.

Reise-Literatur:

Ilona Hupe/Manfred Vachal: Reisen in Zambia und Malawi. Ein Reisebegleiter für Natur und Abenteuer. Ilona Hupe Verlag, München

Anbieter von organisierten Malawi-Reisen:

OUTBACK AFRICA Erlebnisreisen GmbH, Am Südhang 10, D - 08645 Bad Elster, Tel. 037437-53804, Fax 037437-53805, E-Mail: info@outbackafrica.de, www.outbackafrica.de

LIVINGSTONE TOURS, Mühlwiesenstr. 3, D-72555 Metzingen, Tel. 07123/92 09 43, Fax: 07123/92 09 44, E-Mail: info@livingstone-tours.de, www.livingstone-tours.de/

Längere Afrika-Rundreise mit Bergwandern in Malawi als Bestandteil: z.B. DER-Tour, Southern Circle Camp Safari, 27 Tage Flugpauschalreise ab/bis Deutschland, ab 2.639 €, www.dertour.de

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