Luca Toni:Seine Liebe gehört Emilia

Fast wäre der Bayern-Stürmer nicht zur Tür hineingekommen, dabei sollte er doch in einem Lokal für seine italienische Heimatprovinz werben - sehr zur Freude seines Bruders.

Am Ende wurde bester Schinken hereingetragen, die dünnen Scheiben einzeln auf Grissini aufgerollt, ein Silbertablett weiter lagen Parmesanstücke mit cremigem Balsamico betröpfelt und wer es wärmer mochte, bekam liebevollst angerichtete Ravioli-Portiönchen. Doch die kulinarischen Kleinigkeiten erhielten nicht die sonstige Aufmerksamkeit. Die zog ein 1,94 Meter großer Profi auf sich, der auf dem Fußballplatz selbst im Scheinwerferlicht steht - dieses aber nun auf seine Heimat lenken soll: Luca Toni wirbt, und zwar für Emilia, Emilia-Romagna.

Dass er eine Gefahr fürs gegnerische Tor ist, gut aussieht und charmant lächeln kann, war bekannt. Nun soll München und Deutschland auch erfahren, woher er stammt: aus einem kleinen Bergdorf im Norden Italiens, nahe Modena in der - genau - Emilia-Romagna. Ein noch besserer Werbeträger als der 30-Jährige ist kaum vorstellbar, bei allem Respekt für Parmigiano Reggiano, Aceto Balsamico und Prosciutto di Parma.

Mit dem Publicitywert des bestens aufgelegten Torschützen Toni (das Münchner DFB-Pokal-Derby einmal freundlich ignoriert) könnte höchstens Sophia Loren in jungen Jahren mithalten. Entsprechend eng wurde es in dem eher kleinen italienischen Restaurant in München, in dem Luca Tonis Glanz am Donnerstagabend auf die Emilia-Romagna strahlen sollte.

"Sie haben gesagt, 40 Leute kommen, jetzt sind es 80", klagte der Wirt sein Leid der PR-Frau angesichts der Journalisten, beide wirkten gestresst wie Mütter beim Kindergeburtstag.

Luca Toni kam erst mal gar nicht hinein - sein erstes Autogramm musste er noch vor dem Gartenzaun des Lokals geben, bis zur Eingangstür wurde er nicht weniger als hundert Mal fotografiert und im Restaurant ging er nur deshalb nicht im Menschenpulk unter, weil er der größte Mann im Raum war.

Tapfer lächelte Luca Toni im schwarzen Samtsakko mit gezielt hier und da eingerissener Designerjeans auch in die kleinste Fankamera, nicht weniger freundlich waren seine Worte für die Emilia-Romagna: die schöne Kindheit dort, die leckeren Gnocchi der Mama, die nahen Strände (er hat jüngst einen gekauft), die für romantische Spaziergänge so geeignet seien wie fürs Baden, dazu Modenas spannende Einkaufsstraßen, überhaupt die vielen schönen Städte, alles wunderbar. Man glaubte ihm sofort.

Ein bisschen ungenau blieb er aber, dem das Scheinwerferlicht der TV-Kameras Schweißtropfen auf die Stirn trieb, konkrete Namen und Adressen nennen wollte er nicht so recht. Das wäre den Emilia-Romagna-Werbern zwar anders wahrscheinlich lieber gewesen, ist aber verständlich.

Wer möchte in seinem Lieblingsrestaurant demnächst neben halb München sitzen oder sich die kleine Bucht am Meer mit 500 Bayern-Fans teilen?

Aber den Schuhladen seines Bruders konnte er dann doch noch näher beschreiben, "der braucht ein paar Kunden", sagte Toni und lachte. Wenn also demnächst die Südkurve der Allianz-Arena auffallend gutes italienisches Schuhwerk tragen sollte, wissen wir warum.

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