Logbuch und Bildband:Blau blüht der Ozean

Kobaltblau, Königsblau, Türkis, Algengrün: Peter Schanz ist auf einem Containerschiff in knapp drei Monaten einmal um die Erde gereist. Jeden Tag hat er ein Foto vom Wasser gemacht und es dabei nie inszeniert.

Stefan Fischer

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Peter Schanz/www.bildkultur.de

Quelle: Peter Schanz/www.bildkultur.de

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Im Meer spiegele sich der Himmel, heißt es. Aber wer das behauptet, sieht nicht genau genug hin. Denn: "Unter Himmelblau kann sich jeder etwas vorstellen", wie der Autor John von Düffel in seinem Vorwort zu Peter Schanz' Band "87 Tage Blau" zu Recht schreibt. Unter "Ozeanblau" aber imaginiere jeder einen anderen Farbton - oder aber viele verschiedene Nuancen.

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Peter Schanz belegt das mit seinem Buch, das der Sanssouci-Verlag verdienstvoll neu aufgelegt hat, nachdem es längere Zeit vergriffen war. Vor elf Jahren ist Schanz auf einem Containerschiff in knapp drei  Monaten einmal um die Erde gereist, und jeden Tag hat er die Wasseroberfläche fotografiert.

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Jeden Tag hat das Meer eine andere Farbe, und für jede Farbe bräuchte es im Grunde ein anderes Wort. Manche dieser Wörter gibt es: Kobaltblau,  Königsblau, Türkis, Algengrün. Die meisten aber müsste man erfinden. Novemberblau zum Beispiel oder Kiesgrün. Nur himmelblau ist die See nie.

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Peter Schanz, der, wenn er nicht schreibt und fotografiert, als Dramaturg und Regisseur an Theatern arbeitet, hat das Wasser nie inszeniert: Gleißenden Lichteinfall, Sonnenuntergänge und Gewitterstimmungen macht er sich nicht zunutze. Schlicht dokumentarisch ist sein Blick, gerade das regt die Phantasie an: Was schwimmt unter dieser Oberfläche, wie riecht die See hier?

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Der Band ist zugleich ein Logbuch; in lakonischen, pointierten Einträgen hat Schanz seine Gedanken und Eindrücke festgehalten. So knapp und dabei so anschaulich wie er hat wohl kaum jemand je eine Passage durch den Panamakanal beschrieben.

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Er bestätigt darüber hinaus manches, was man über Seeleute zu wissen glaubt - und korrigiert dort, wo es nötig ist, Klischees mit einem lapidaren Satz: "Seeleute haben Gedichte unterm Kopfkissen." Der Weltumrunder hat Nirwana gesehen. Es liegt drei Seemeilen vor der Hafenausfahrt von Jakarta, so verzeichnen es jedenfalls die Seekarten.

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Und Schanz war, andernfalls wäre die Reise mit ihrer speziellen Intention auch seltsam unvollkommen geblieben, in der "Heimat allen Blaus". Er verortet sie im Lagunenwasser Neukaledoniens. Aber Exotik ist relativ, anderen Seeleuten ist fremd, was uns vertraut ist: die deutsche Sprache. Vokabeln, die dennoch jeder an Bord kennt, unabhängig von seiner Muttersprache, listet Schanz am Ende des Abenteuers auf:  Alleskla, Eintof, Sauba. Und: Slusetz.

Peter Schanz: 87 Tage Blau. Logbuch einer Erdumrundung in Texten und Fotografien. Sanssouci im Carl Hanser Verlag, München 2011. 64 Seiten, 14,90 Euro.

Wie sieht Ihr Ozeanblau aus? Schicken Sie uns Ihr schönstes Wasserbild!

© SZ vom 11.8.2011/afis
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