Lifestyle:Die Gardeniendame und ihr Zaubertrunk

Der Handel mit Schönheitsprodukten Tahitis floriert

Von Susanne Hermanski und Christina Berndt

Nein, es sind keine Perücken - und auch keine drangeschummelten "Extentions", wie Popstars sie sich einknüpfen lassen. Die schwarze Haarpracht der Frauen der Südsee ist echt. Bis zu ihren Knöcheln reichen die Haare der Tänzerin Viviana del Rio. Sie verrät das Geheimnis des üppigen Wuchses: "Monoi".

Lifestyle: Tahiti von seiner schönsten Seite - es hat aber noch mehr zu bieten als Sonne und Strand.

Tahiti von seiner schönsten Seite - es hat aber noch mehr zu bieten als Sonne und Strand.

(Foto: Foto: AP)

Seit jeher spielte dieses kaltgepresste Kokosnussöl eine wichtige Rolle im Alltagsleben der Polynesier: bei rituellen Handlungen, als Heilmittel oder als ein täglich angewendetes Schönheitsöl für Körper und Haare. Die Blüte der Tiaré - diese Gardenienart gedeiht auf Tahiti und ist dort Nationalblume - verleiht ihm seinen exotischen Duft. Bei Schuppen und spröden Spitzen wird es als Ölkur eingesetzt. Man massiert ein bis zwei Kappen davon auf die feuchte Kopfhaut und in die Haare, lässt es 20 Minuten oder über Nacht einwirken und wäscht es aus.

Die Substanzen der Tiaré, deren Extrakt in einem natürlichen Verfahren drei Wochen lang "mazeriert" wird, sollen außergewöhnlich feuchtigkeitsspendend sein und Haut wie Haar vor Sonne, Wind und Salzwasser schützen. Das Monoi wie auch die Tiaré-Blüten alleine finden in der polynesischen Volksmedizin Anwendung zur Behandlung von Ohrenschmerzen, Migräne, Gerstenkörnern, bestimmten Ekzemen und zur Vorbeugung von Insektenstichen. Kleines Problem dabei für uns, die wir im kalten Norden leben: Bei Temperaturen unter 25 Grad wird das Öl fest. Durch Überspülen der Flasche mit warmem Wasser lässt es sich aber schnell wieder in gebrauchsfähigen Zustand bringen. Zu kaufen gibt es das Originalprodukt mittlerweile in gut sortierten Bio-Kosmetikläden (zum Beispiel bei Basic und Manufaktum).

Die Gardeniendame und ihr Zaubertrunk

Tahitian Noni Juice

Lifestyle: Das Geheimnis der tanzenden Schönheiten ist gelüftet.

Das Geheimnis der tanzenden Schönheiten ist gelüftet.

(Foto: Foto: DPA)

Eine hässliche Knolle hat es zum Schönheitsfetisch gebracht. "Noni" heißt die skurrile Palmenfrucht, die kaktusähnlich aussieht und sich inzwischen einen beeindruckenden Ruf erworben hat. In Reformhäusern, Apotheken, Ökoläden und auch im Internet wird die Knolle aus der Südsee zu erstaunlichen Preisen vermarktet. Das heißt, nicht die Knolle selbst, denn die ist so empfindlich, dass sie schon beim Transport zerfallen würde. Stattdessen kommt die kartoffelgroße Noni- Frucht als Saft oder Tee in die Läden, als Shampoo, Hautcreme oder Duschgel.

Etwa 35 bis 40 Euro kostet der Liter Noni-Saft. Das wäre zweifelsohne noch billig, wenn stimmen würde, was der amerikanische Alleinvermarkter "Tahitian Noni International" dem wundersamen Getränk zuschreibt, das er unter dem Label "Tahitian Noni Juice" vertreibt. Es soll gegen fast alle Leiden dieser Welt helfen: gegen Krebs und Diabetes ebensowie gegen Erkältungskrankheiten, Bluthochdruck, Rheuma, Stress, Depressionen, Allergien, Nierenprobleme und Übergewicht.

Die Gardeniendame und ihr Zaubertrunk

"Lassen Sie Tahitian Noni Juice Ihre Kanu-Pflanze sein, mit der Sie durch stürmische Zeiten segeln", wirbt der Hersteller mit nicht durchdachter Metaphorik. In Europa ist der Saft aus der Frucht des indischen Maulbeerbaums erst seit dem Jahr 2003 zugelassen. Die zuständige EU-Kommission stellt jedoch klar: "Die Zulassung bedeutet lediglich, dass vom Saft keine gesundheitlichen Risiken ausgehen." Dass die Noni-Frucht eine besondere, positive Wirkung habe, lasse sich aus den Daten, die die Hersteller vorgelegt haben, nicht schließen.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wird noch deutlicher: "Die Heilwirkung (von Noni-Produkten) ist wissenschaftlich nicht haltbar" und die Werbeaussagen vieler Verkäufer seien "irreführend". "Der hohe Preis ist durch nichts gerechtfertigt. Noni-Säfte sind Fruchtsäfte wie viele andere." Und dabei riecht das Noni-Extrakt seifig-käsig und schmeckt ranzig und bitter. Die Australier nennen dieses Obst eingängigerweise "Cheese Fruit". Den Geschmack der Kunden scheint die Trauben-Beeren-Noni-Mixtur aber zu treffen. Im Jahr 2004 hat die Firma Tahitian Noni International mehr als 500 Millionen Dollar mit ihren Knollen-Produkten umgesetzt.

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