Legendäre Reiseroute: Die Seidenstraße:Marco Polos Märchenwelt

Einst tauschten Händler auf der Seidenstraße Geschichten, Gewürze und den schimmernden Seidenstoff aus. Bis heute zieht das Geflecht historischer Handelswege Reisende in abgelegene Regionen - auf den Spuren von Marco Polo.

Anna Fischhaber

Die mosaikverzierten Kuppeln glitzern im Licht der Sonne wie in einem orientalischen Märchen. Ohne Zweifel: Der Registan-Platz in Samarkand in Usbekistan mit seinen drei prunkvollen Koranschulen gehört zu den imposantesten Plätzen der Welt.

Seidenstraße Legendäre Reiserouten

Mehr als 10.000 Kilometer ist das Netz der Seidenstraße lang.

(Foto: sueddeutsche.de, S. Kaiser)

Hier erzählte einst Scheherazade dem König Tausendundeine Nacht lang Märchen - und rettete ihr Leben. Hier machten die Kamelkarawanen von China nach Europa halt, tauschten Händler Gewürze, Geschichten und natürlich den schimmernden Seidenstoff aus. Denn Samarkand liegt an der Seidenstraße, einem Geflecht historischer Handelswege zwischen Morgenland und Abendland.

So war es früher:

Die Seidenstraße gilt als eine der ältesten Handelsrouten der Welt. Lange bevor Marco Polo hier entlanggereist sein soll, wurde in China die kostbare Seide entdeckt. Die erste Karawane soll etwa um das Jahr 100 vor Christus mit dem schimmernden Stoff von Chinas alter Hauptstadt Chang'an, heute Xi'an, Richtung Mittelmeer gestartet sein. Ein Abenteuer. Denn die Route führte durch die riesige Takla-Makan-Sandwüste mit Temperaturunterschieden von bis zu 75 Grad. Und über die schneebedeckten, oft höher als 4000 Meter gelegenen Pässe des Pamir-Gebirges. Und überall lauerten Räuber und Wegelagerer.

Karawanen mit bis zu tausend Kamelen starteten in Xi'an, um die kostbare Seide nach Rom zu bringen. Doch die Chinesen handelten nicht nur mit Europa, sondern auch mit den angrenzenden asiatischen Reichen. Und das Netz von Karawanenstraßen durch Vorder- und Zentralasien wurde immer dichter.

Bald verliefen die Straßen parallel zueinander, kreuzten und verzweigten sich. Etwa 10.000 Kilometer lang soll die alte Seidenstraße insgesamt gewesen sein. Eine Karawanenreise von China zum Mittelmeer und zurück dauerte etwa sechs bis acht Jahre. Die Händler nutzten deshalb meist nur Teilstrecken und tauschten unterwegs - etwa auf dem Registan-Platz in Samarkand - ihre Waren mit anderen Händlern aus.

Nicht nur Seide, auch Jade, Keramik, Gewürze, Gold und Glas transportierten die Kamele auf der Seidenstraße. Neben Händlern nutzen Missionare und Pilger die Route - und trieben die Verbreitung der Religionen voran: Der Buddhismus gelangte über die Seidenstraße von Indien nach China, das Christentum verbreitete sich gen Osten. Aber auch Krankheiten wie die Beulenpest wurden hier weitergegeben. Der verstärkte Seehandel leitete schließlich den Niedergang des uralten Highways ein.

Touristen auf der Seidenstraße

So ist es heute:

Wesentlich jünger als der Mythos Seidenstraße ist ihr Name: Erst 1877 taufte der deutsche Baron Ferdinand von Richthofen die Handelsroute auf diese Bezeichnung. Hierzulande ist die Seidenstraße aber vor allem dank des venezianischen Kaufmanns Marco Polo berühmt - auch wenn Wissenschaftler bezweifeln, dass er wirklich bis nach China gekommen ist und damit der am weitesten gereiste Mensch seiner Zeit war.

Dennoch zieht der Mythos Seidenstraße bis heute eine wachsende Zahl von Individualtouristen an, die auf den Spuren des Entdeckers in abgelegene Regionen reisen. Auf der Seidenstraße unterwegs zu sein, ist heute leichter denn je. Auch wenn man einige Länder entlang der Route aufgrund der Sicherheitslage meiden sollte. Schwierig bleibt die Entscheidung, wohin die Reise gehen soll. Denn: Wer die gesamte Seidenstraße abklappern will, braucht trotz moderner Verkehrsmittel Monate, wenn nicht Jahre.

Wer einmal auf den Spuren Marco Polos reisen will, ist im alten Karakhoto richtig, der Schwarzen Stadt - das einstige Handelszentrum im Westen der heutigen Inneren Mongolei gilt als eine der bedeutendsten Ruinenstädte entlang der Seidenstraße, das der Entdecker als "Edzina" beschrieb. Eine Reise in die Takla-Makan-Wüste ist wegen des Klimas noch immer beschwerlich. Dafür lässt sich die Wüste wie in früheren Zeiten erleben: mit einer Kamelkarawane. Eine Möglichkeit dazu bietet etwa das Dünengebiet nahe der uigurischen Kamelzüchtersiedlung Daheyen, das man mit dem Geländewagen von Yutian im Automen Gebiet Xinjiang an der Südroute der Seidenstraße erreicht. Die Tour wird wegen der notwendigen Genehmigung nur von chinesischen Reiseveranstaltern organisiert.

Eine der bequemsten Routen führt per Sonderzug durch Usbekistan, Kasachstan und Turkmenistan. 4300 Schienenkilometer, zwei Wüsten und drei Länder in zwei Wochen. Hier säumen Maulbeerbäume, in denen Seidenraupen gezüchtet werden, die Strecke. Hier pflegen die Menschen noch ihre Kulturtradition und lassen Künstler den Mythos Seidenstraße wiederaufleben. Hier kontrastieren protzige Herrscher-Statuen mit kunstvollen Bauten aus Tausend und einer Nacht. Und hier liegen die usbekischen Prachtstädte Chiwa, Buchara und Samarkand, durch die einst die Kamele beladen mit Seide Richtung Mittelmeer zogen.

Informationen:

Route 1: Die Kaschgar Mountaineering Adventures-Agentur in Kaschgar, China, gilt als Trekkingspezialist für Touren in die Takla-Makan-Wüste und ins Pamir-Gebirge. Tel.: 0086-998/525 36 60, www.ksalpine.com

Route 2: Die 14-tägige Sonderzugreise "Registan: Sagenhafte Seidenstraße" bietet Lernidee Erlebnisreisen viermal im Jahr an. Zweibett-Abteil ab 3860 Euro pro Person, Vierbett-Abteil ab 2870 Euro (fünf Nächte in Hotels im DZ). Linienflüge mit Lufthansa ab/bis Frankfurt (Economy Class) sowie Vollpension und Ausflüge sind inklusive. Die Reise führt von Astana (Kasachstan) nach Aschgabat (Turkmenistan) oder umgekehrt, Reiseschwerpunkt ist Usbekistan. Lernidee Erlebnisreisen, Eisenacher Str. 11, 10777 Berlin, Tel.: 030/786 00 00, team@lernidee.de, www.lernidee.de/registan

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