Warum fahren die Briten links?
Praktische Gründe für den Linksverkehr gehen zurück bis ins Mittelalter, immer vorausgesetzt, dass Rechtshänder die Norm waren. Das Aufsteigen eines Ritters, der das Schwert an der linken Hüfte trug, fiel ihm von dieser Seite des Pferdes leichter. Musste der Ritter auf dem Pferd die Waffe zücken, hatte er auf der linken Wegseite mehr Platz zum Ausholen. Und wenn einzelne Tiere oder Gespanne mit der rechten Hand auf der linken Seite des Weges geführt wurden, so konnte der Führer nicht zwischen die Tiere oder Fuhrwerke geraten, falls ein Gespann entgegenkam.
Auf allen Wasserstraßen der Welt dagegen herrscht seit Jahrhunderten Rechtsverkehr, weil das Steuer sich in der Regel auf dieser Seite befindet - an Steuerbord.
Im von Pferdefuhrwerken dominierten Großbritannien und Irland wurde 1835 mit dem Highway Act der Linksverkehr gesetzlich verankert und in der Folge auch in den Kolonien und Dominions der britischen Krone eingeführt. In Ländern mit starker Binnenschifffahrt wie Deutschland und Frankreich setzte sich dagegen der Rechtsverkehr durch. Mit den Eroberungszügen von Napoleon Bonaparte wurde diese Verkehrsregel auch in andere europäische Ländern getragen, allerdings kehrten Länder wie Österreich-Ungarn nach Napoleons Abzug wieder zum Linksverkehr zurück. Österreich führte erst 1938 den Rechtsverkehr wieder ein, Schweden gar erst im Jahr 1967.
Während auch andere Länder im Laufe ihrer Geschichte zwischen Rechts- und Linksverkehr munter wechselten, wird in Japan seit jeher links gefahren, obwohl das Land zu keinem Zeitpunkt Teil des Britischen Commonwealth war. Doch beim Aufbau seines Eisenbahnschienennetzes im ausgehenden 19. Jahrhundert vertraute das Kaiserreich auf die Kunst britischer Ingenieure und führte im Schienenverkehr - und in der Folge auch auf der Straße - das Linksfahren ein.