Kreuzfahrten:Online über den Ozean

Eine Stunde kostenfreies Internet am Tag - das klingt eher nach Einschränkung als nach Kundenservice: Die Möglichkeit, mitten auf dem Ozean ins Netz einzutauchen, ist zwar kein Neuland mehr. Aber schnelles Wlan ist längst nicht selbstverständlich.

Von Leonie Gubela

Eine Stunde kostenfreies Internet am Tag - das klingt eher nach Einschränkung als nach Kundenservice. Auf hoher See jedoch ist entgeltfreies Surfen im World Wide Web immer noch die Ausnahme. Die monegassische Reederei Silversea beispielsweise kündigte für Anfang des nächsten Jahres für jeden Passagier täglich 60 Gratis-Minuten an. Die Möglichkeit, mitten auf dem Ozean ins Netz einzutauchen, ist zwar schon lange kein Neuland mehr - kostengünstige Angebote jedoch sind es schon.

Da auf den Weltmeeren weder Kabel verlegt noch Sendemasten platziert werden können, wird die Internetverbindung über Satelliten hergestellt. Die Verbindungswege ins All, aufs Festland und zurück aufs Schiff sind lang, außerdem kommen dem Signal diverse Stahlwände und Schallschutz-Abschirmungen in die Quere. "Durch die enorme Distanz kann es zu leichten Verzögerungen kommen, die sich für den Anwender heutzutage ungewohnt anfühlen", sagt Thomas Pfitzer, IT-Chef bei Aida Cruises. Zusätzlich können Wetter und Schiffsposition die Qualität beeinflussen. "Oben bei Spitzbergen wird's haarig", sagt Pfitzer.

Grundsätzlich sei die Netzqualität jedoch sehr gut, es reiche sogar für das Verschicken von HD-Videos, sagt Helge Grammerstorf, Direktor der deutschen Vertretung des globalen Kreuzfahrtverbandes Clia. Auf einigen Schiffen gebe es bereits Breitbandverbindungen, deren Surf-Geschwindigkeit an die von landbasierten Netzen herankomme. Das hat seinen Preis. "Die technische Ausrüstung der Schiffe, die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur durch den Schiffsnetzbetreiber sowie die Datenübertragung sind auf hoher See sowie an Bord von Flugzeugen um ein Vielfaches teurer als an Land."

Das spürt auch der Urlauber: Auf Schiffen der Hapag-Lloyd bezahlen Reisende 19 Cent für die Wlan-Nutzung in der Minute. Das Versenden anhangloser E-Mails via eines persönlich eingerichteten Kreuzfahrt-Postfachs ist kostenfrei. Bei Tui Cruises kann sich der Kunde entscheiden zwischen minütlich 0,49 Euro und verschiedenen Internetpaketen. Auf Aida-Schiffen wird die Bandbreite und damit die Geschwindigkeit des Internets aktuell neu ausgebaut. Als erstes deutsches Kreuzfahrtunternehmen führt Aida Cruises außerdem bis November eine Flatrate für soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram ein. Wer erst entspannen kann, wenn die persönlichen Urlaubsanekdoten von Daheimgebliebenen mit Herzchen und Däumchen kommentiert werden, zahlt vier Euro am Tag oder 19 Euro in der Woche. Vom reibungslosen, kostengünstigen Zugang ihrer Passagiere zu sozialen Medien versprechen sich Reedereien Werbeeffekte. Ästhetische Kreationen aus der Kreuzfahrtküche auf Instagram, ein kurzer Mitschnitt des abendlichen Unterhaltungsprogramms in diversen Whatsapp-Gruppen oder ein "Was geht's uns doch gut"-Statusupdate sollten dem Geschäft nicht schaden. Die amerikanische Reederei Carnival Cruise Lines führte die Rabatte auf Facebook, Snapchat und Co. auf ihren Schiffen bereits Anfang dieses Jahres ein. Konkurrent Royal Caribbean mit Sitz in Miami wirbt mit dem weltweit schnellsten Internet auf dem Wasser.

Mittlerweile würden beim Bau neuer Kreuzfahrtschiffe die notwendigen technischen Voraussetzungen für verlässliche Internet-Verbindungen besonders beachtet, so Verbandsdirektor Grammerstorf. Momentan teste man zudem, ob sich Offshore-Windparks in der Ostsee als Signalverstärker eignen. Auch für die Größe der Crew hat die Online-Sehnsucht Konsequenzen: Neben Kapitän, Offizieren und Service-Personal sind inzwischen IT-Spezialisten und Netzwerkmanager mit an Bord.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: