Kolosseum in Rom:"Die Autos müssen weg!"

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Für eine Renovierung des bröckelnden Kolosseums fehlt zwar das Geld - dennoch haben Denkmalschützer Großes vor.

Andrea Bachstein

Dass da immer was am Bröckeln ist, versteht sich bei einem fast 2000 Jahre alten Bauwerk fast von selbst. Als aber neulich von einem Bogen im Kolosseum 50 Quadratzentimeter römischer Mörtel abgefallen sind, gab es doch etwas Aufregung. Es geht schließlich um Roms Wahrzeichen und eines der berühmtesten Bauwerke der Welt, das jedes Jahr gut vier Millionen Menschen anzieht. Der saure Regen ist ein Problem, auch die sehr lauten Rockkonzerte in seiner Nähe.

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Verkehr, Umwelteinflüsse und das Alter setzen dem Amphitheater aus dem Jahr 80 ständig zu. Es wird noch eine ganze Weile halten, aber im und ums Kolosseum herum soll sich einiges ändern.

Zu den Kleinigkeiten zählt, dass es von Juni bis September dienstags und samstags auch von 21 Uhr bis Mitternacht geöffnet sein wird - "Colosseo by night", heißt das. Und von Ende August an soll auch der oberste Stock zugänglich sein, ebenso der unterirdische Teil, wo einst Kerker, Bühnentechnik und Käfige für die wilden Tiere waren, die hier zur blutigen Volksbelustigung sterben mussten.

Was Archäologen und Denkmalschützer vorhaben, hat aber viel größere Dimensionen. Der Autoverkehr soll weg aus der Nähe des antiken Ovals. Abgase und Erschütterungen schaden ihm. Die Denkmalschützer wollen, dass ums Kolosseum endlich eine Fußgängerzone entsteht. Und noch mehr.

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Roberto Cecchi, Sonderkommissar für die antiken Stätten von Rom und Ostia, hofft, dass sich ein Archäologiepark realisieren lässt, der Kolosseum, Palatinhügel und Circus Maximus verbindet. Zwei Straßen müssten dafür verschwinden. Unbedingt aus dem Kolosseum entfernt werden sollen Toiletten sowie Buch- und Souvenirläden.

Es ist geplant, dass all das Platz findet in einem großen Besucherzentrum beim Konstantinbogen. Das Problem ist wie überall das Geld - man sucht noch Sponsoren. So wie für die Renovierung des Kolosseums, die etwa 22 Millionen Euro teuer wird. Roms Bürgermeister Gianni Alemanno äußerte sich optimistisch, dass sich Geldgeber finden.

Die Kommune selbst fällt mit mehr als neun Milliarden Euro Defizit als Mäzen leider aus. Der staatliche Kommissar Cecchi klagt, er habe 31,5 Millionen Euro Etat - aber für alle dringenden Arbeiten an den mindestens 30 antiken Stätten seiner Zuständigkeit. Darunter sind Brocken wie Forum Romanum und Palatin mit 350.000 Quadratmetern Fläche oder die Caracalla-Thermen mit 115.000 Quadratmetern.

© SZ vom 26.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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