Klettersteige am Gardasee:Durch versteckte Schluchten zur grandiosen Aussicht

Kraxelei an steilen Felswänden, das glitzernde Wasser zu Füßen: Die Gardaseeberge bieten großartige Klettersteige für Anfänger und Könner. Die schönsten Routen im Überblick.

Von Stefan Herbke

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Klettersteig Gardasee Via ferrata dei Colodri

Quelle: Stefan Herbke

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Kraxelei an steilen Felswänden, das glitzernde Wasser zu Füßen: Die Gardaseeberge bieten großartige Klettersteige für Anfänger und Könner. Die schönsten Routen im Überblick.

Fast könnte man meinen, in dem kleinen Städtchen Arco gäbe es mehr Läden für Kletterbedarf als Eisdielen. Die Region am Fuße des Colodri ist bei Kletterern beliebt. Jedes Jahr im September findet hier das Rock Master Festival statt. Aber nicht nur Könner, auch Anfänger finden hier geeignete Routen - wie die Via Ferrata dei Colodri.

Klettersteig Gardasee Via ferrata dei Colodri

Quelle: Stefan Herbke

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Für Einsteiger: Via ferrata dei Colodri

Ausgangspunkt ist der Campingplatz in Arco. Von Anfang an ist die Route durch kurze Felsstufen gekennzeichnet. Auf dem Eisenweg, der mit Drahtseilen und Eisenklammern bestens gesichert ist, finden sich Einsteiger ebenso gut zurecht wie Kinder. Anstrengend ist nur ein kurzes Steilstück am Schluss. Dazwischen bieten sich auf leichtem Gehgelände immer wieder Erholungsmöglichkeiten. Weiter oben wechselt man von der Senkrechten in die Waagerechte und kann den Ausblick auf den Gardasee und ins Sarcatal genießen. Vorbei an markanten Karrenfeldern geht es schließlich zum Gipfelkreuz. Der schönste Weg zurück führt an der Wallfahrtskirche Santa Maria di Laghel und an Olivenhainen vorbei in die Altstadt von Arco.

Fazit: kurz und abwechslungsreich, gut geeignet für Klettersteig-Neulinge

Zeit: 2,5 Stunden, Schwierigkeit: B

Klettersteig Gardasee Via attrezzata Monte Albano

Quelle: Stefan Herbke

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Für Könner: Via attrezzata Monte Albano

Der Klettersteig auf den Monte Albano wurde 1976 angelegt und gehört zu den ersten Sportklettersteigen überhaupt. Seit diesem Frühjahr ist er wieder geöffnet, die Sicherungen wurden erneuert und die Route ist teilweise neu gewählt. Nach wie vor machen die luftigen Passagen und der imposante Ausblick auf die Dächer von Mori diesen Klettersteig so reizvoll. Auch die Schlüsselstelle, eine senkrechte Wand gleich am Einstieg, gibt es noch. Hier erfordern die ersten Meter leichtes, freies Klettern. Im Anschluss ist jedoch alles bestens gesichert, nach der Sanierung wurden großzügig Tritte gebohrt, manchem mag das schon zu viel sein. Aber der Vorteil: Beim Umhängen der Karabiner kann man auf einem soliden Eisenbügel stehen bleiben und so Kraft sparen.

Klettersteig Gardasee Via attrezzata Monte Albano

Quelle: Stefan Herbke

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Die senkrechte Schlusswand hat es in sich: Vor allem die letzten Meter sind eine kraftraubende Kraxelei, teilweise warten leichte Überhänge. Aber dann hat man es geschafft. Und vom Plateau des Monte Albano (ca. 600 m) aus folgt der Abstieg über einen Wanderweg hinunter nach Mori.

Fazit: ein reizvoller Klettersteig mit toller Routenführung und dank der südseitigen Ausrichtung fast das ganze Jahr hindurch begehbar - allerdings wird es hier im Sommer schnell sehr heiß.

Zeit: 3,5 Stunden, Schwierigkeit: D

Klettersteig Gardasee Via Ferrata F. Susatti

Quelle: Stefan Herbke

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Purer Genuss: Via ferrata Fausto Susatti

Als Kulisse ragen hinter Riva die senkrechte Nordwand der Cima Capi und das Felsmassiv der Rocchetta auf: Von dem Städtchen Riva aus ist es nur schwer vorstellbar, dass der Weg zum Gipfel des Capi über einen Klettersteig ein wahrer Genuss ist. Man sollte allerdings etwas Erfahrung mitbringen. Der Zustieg von Biacesa (418 m) auf dem Sentiero dei Bech liegt vormittags noch im Schatten. Erst auf dem Südostkamm der Cima Capi wechselt man in die Sonne, doch weht hier meist ein frischer Wind. Von hier aus liegt einem der Gardasee zu Füßen und der Blick nach oben zur Cima Capi ist sehr beruhigend. Statt senkrechter Wandabbrüche wartet angenehm gestuftes Gelände mit kurzen Felspassagen.

Klettersteig Gardasee Via Ferrata F. Susatti

Quelle: Stefan Herbke

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Eine italienische Flagge ziert den höchsten Punkt der Cima Capi (909 m). Anschließend ist Schwindelfreiheit hilfreich, dann geht es entlang des Kammes und ehemaliger Schützengräben. Danach wechselt man auf die kurze Via ferrata Mario Foletti. Kurz darauf erreicht man die Selbstversorgerhütte Arcioni und die Kapelle S. Giovanni. Von hier aus führt ein steiler Weg hinunter nach Biacesa.

Fazit: Klettersteig für Erfahrene mit faszinierendem Ausblick

Zeit: 4 Stunden, Schwierigkeit: B

Klettersteig Gardasee Ferrata Torrente Sallagoni

Quelle: Stefan Herbke

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An heißen Tagen: Ferrata Torrente Sallagoni

Wer an heißen Sommertagen einen der Klettersteige rund um Riva gehen will, muss früh dran sein oder erst spät nachmittags starten - sonst ist es an den sonnigen Felswänden kaum auszuhalten. Auf der Ferrata Torrente Sallagoni allerdings ist es immer angenehm kühl: Der Klettersteig unterhalb von Drena (393 m) führt durch eine versteckte Schlucht und viel Wald. Auf einem straff gespannten Drahtseil und den künstlichen Tritten geht es entlang glatt polierter Felswände. Natürliche Tritte und Griffe gibt es nicht. Mit jedem Meter wird die Schlucht enger und dunkler, teilweise lassen sich mit den Armen die Wände auf beiden Seiten berühren.

Klettersteig Gardasee Ferrata Torrente Sallagoni

Quelle: Stefan Herbke

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Einige Passagen mit teils großen Klammer-Abständen erfordern etwas Kraft, vor allem beim Umhängen der Karabiner. Auch auf den beiden Seilbrücken ist etwas Überwindung gefragt. Wer sich hier nicht mehr sicher fühlt: Nach der zweiten Seilbrücke führt ein Ausstieg hinauf zum Castello di Drena. Für alle anderen gibt es von hier an nur noch einzelne Eisentritte, kein Drahtseil mehr. Aber das ist auch nicht mehr nötig, da man sich nur noch knapp oberhalb des Wasserspiegels bewegt. Ab und an muss man auch von Stein zu Stein durchs Wasser springen.

Fazit: kurzweilige Route durch eine enge Klamm, mitten im Grünen

Zeit: 2 bis 2,5 Stunden, Schwierigkeit: C

Klettersteig Gardasee Via dell'Amicizia

Quelle: Stefan Herbke

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Der Klassiker: Via dell'Amicizia

Zur Feier ihres 100. Geburtstages 1972 schenkte die Società degli Alpinisti Tridentini (SAT) sich und den Bergen einen Klettersteig. Die Via dell'Amicizia ist damit einer der ältesten Klettersteige der Region - und einer der beliebtesten. Die Ferrata führt mitten durch die markanten Felsabbrüche der Cima SAT, die über Riva aufragt. Eigentlich handelt es sich bei dem Gipfel nur um einen 1276 Meter hohen Vorsprung im mächtigen Massiv der Rocchetta, doch bei einer Ausgangshöhe von gerade einmal 70 Metern kommt man auf dieser Tour ganz schön ins Schwitzen. Zudem liegt der Aufstieg an der Ostflanke schon frühmorgens in der Sonne.

Klettersteig Gardasee Via dell'Amicizia

Quelle: Stefan Herbke

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Der Großteil der Tour folgt steilen Wegen und Steigen, erst oberhalb der nur an Wochenenden bewirtschafteten Hütte Capanna Santa Barbara (560 m) unweit der kleinen, von Riva deutlich zu sehenden gleichnamigen Kapelle, startet der Klettersteig, der für seine Leiterpassagen bekannt ist. Auf diesen überwindet man senkrecht bis leicht überhängend die Felsabbrüche - zum Verschnaufen gibt es sogar ein Zwischenpodest. Anschließend belohnt der Ausblick über Riva und den Gardasee. Der Abstieg führt steil zurück zur Hütte und über die Festung "Il Bastione" zurück ins Tal.

Fazit: sehr heiß, aber reizvoll mit exponierten Leiterpassagen und atemberaubendem Ausblick

Zeit: 6 bis 6,5 Stunden, Schwierigkeit: B/C

© SZ.de/cag/sks/leja
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