Reiseführer nennen die Kipu Falls "einen wunderbaren, versteckten Ort" und eine "außergewöhnliche Badestelle". Doch die Schönheit des Wasserfalls und des natürlichen Schwimmbeckens trügt. Einheimische fragen sich, ob ein wütender "mo'o" - ein hawaiianischer Wassergeist in Gestalt einer Echse - dort lebt.
Fünf Menschen sind in den Kipu Falls auf der hawaiianischen Insel Kauai in den letzten fünf Jahren ertrunken, allein seit Dezember vergangenen Jahres kamen zwei ums Leben. In den meisten Fällen sprangen die Menschen vom Wasserfall sechs Meter tief in das Schwimmbecken und wurden dann in die Tiefe gezogen. All ihre Versuche, sich an Land zu retten, waren vergeblich.
Andere Besucher erlitten schwere Brustverletzungen, geplatzte Trommelfelle oder Knöchelbrüche. Nun spekulieren Einheimische, ob ein starker Strudel oder ein Geist im Schwimmbecken für die Unglücke verantwortlich sein könnten.
Hawaiianische Behörden wollen den Zugang stärker beschränken. Das örtliche Tourismusbüro fährt seit dem letzten Jahr eine Kampagne, um Hinweise auf die Kipu Falls aus Reiseführern zu verbannen. Es sollte sogar ein Gesetz geben, wonach Autoren und Verleger der Reiseführer für verunglückte Touristen persönlich haftbar gewesen wären. Nach Protesten, dass dies gegen die Meinungsfreiheit verstoßen würde, wurde das Gesetz dann aber nicht verabschiedet.
Das Tourismusbüro bittet auch Reiseveranstalter und Hotels, keine weiteren Urlauber in die Gegend um die Kipu Falls zu schicken. Sue Kanoho, die das Büro leitet, hat der Witwe des zuletzt Verunglückten - ein 35-jähriger Mann aus Kalifornien - bei der Rücksendung des Gepäcks geholfen. Sie sei erschüttert gewesen, dass es wieder zu einer Tragödie gekommen sei, sagt sie.
Bewohner der Gegend sagen, sie schwämmen seit Jahrzehnten dort, weitgehend ohne Probleme. Die Touristen seien ab Mitte der 90er-Jahre gekommen, als Reiseführer begannen, die Kipu Falls zu erwähnen. Obwohl die Führer den Ort immer noch als Geheimtipp bezeichnen, sind auch unter der Woche Dutzende Touristen anzutreffen.
Der stellvertretende Chef der örtlichen Feuerwehr glaubt nicht an Geister oder mysteriöse Strudel. John Blalock sagt, viele Touristen verunglückten, weil sie im Urlaub an unbekannten Orten hohe Risiken eingingen. "Man macht Sachen, die man normalerweise nicht macht."
