Keystone in Colorado:Wedeln in dünner Luft

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In Colorado ist alles etwas gewaltiger: Die Skiabfahrten in Keystone beginnen bei 3700 Meter Höhe und hier steht auch das höchstgelegene Gourmetrestaurant Nordamerikas.

Stefan Herbke

Wer nachts nach Keystone kommt, sieht als erstes den Berg wie ein Ufo in der Dunkelheit leuchten. Alle Pisten auf der Vorderseite des Keystone Mountain sind mit Flutlicht bestückt, und das sind nicht wenige. In Amerika ist eben alles größer, und da wundert es keinen, wenn sie gleich einen ganzen Berg ausleuchten.

Ein Skitag in Keystone dauert daher auch von neun Uhr in der Früh bis neun Uhr abends, da hat jeder genügend Zeit seinen Skipass "reinzufahren". Keystone ist quasi eine Retortenstation, erst kamen die Lifte, dann die Motels, und erst sehr viel später wurde ein Ortszentrum, die River Run Base Area, gebaut, um dem ausufernden Keystone ein Gesicht zu geben.

Die Häuser können sich sehen lassen, bei den Baumaterialien wurde darauf geachtet, möglichst viel Holz und Steine zu verwenden. Zwischen den zahlreichen Sportshops mit Skiverleih öffnen sich kleine Plätze, wobei das Lagerfeuer zwar nicht echt ist - auf der Gasflamme knistert kein Holz - aber wenigstens Wärme abstrahlt.

Ins Skigebiet und auf die breite Gipfelkuppe des Keystone Mountain kommt man von hier mit einer Gondel- und Sesselbahn sowie - in zwei Sektionen - von der Mountain House Base Area mit mehreren Sesselbahnen. Von oben zeigt sich, dass die Vorderseite des Keystone Mountain mit seinen vielen Schneisen und den vorwiegend leichten Abfahrten maximal ein Drittel des gesamten Ressorts ausmacht, der Rest versteckt sich dahinter.

Das Skigebiet umfasst insgesamt drei bis zum höchsten Punkt bewaldete Berge - neben dem Keystone Mountain den North Peak und The Outback, die perfekt miteinander verbunden sind und mit zahlreichen Abfahrten aufwarten können.

Während bei uns auf einen Lift vielleicht zwei, drei Abfahrten kommen, hat man hier die Qual der Wahl. Am North Peak erschließen zwei Sesselbahnen rund zwölf Abfahrten, und am Outback öffnet eine Sesselbahn den Zugang zu rund zehn Waldschneisen und mindestens noch mal sovielen Runs, die mit einem kleinen Fußmarsch erreicht werden können.

Die Berge schauen entsprechend aus, der dichte Waldgürtel ist von Pistenschneisen durchzogen, eine neben der anderen. Klingt langweilig, ist es aber nicht.

Die Geländestruktur unterscheidet sich durchaus: die Star Fire am North Peak führt über einen gleichmäßig geneigten Geländerücken, die Powder Cap oder Ambush dagegen durch die steilen Hänge seitlich davon, während die Last Alamo auf der Rückseite des Berges durch sanfter geneigtes Gelände führt. Für den Skifahrer hat dies einen entscheidenden Vorteil: jeder hat Platz, um ungestört seine Schwünge zu ziehen, volle Pisten gibt es hier nicht.

Die Luft wird dünn

Ungewohnt ist die Landschaft. Die Berge sind bis fast zu den höchsten Punkten bewaldet, markante Gipfel als Kulisse sucht man hier vergebens. Die sanften Hügel könnten - übertrieben ausgedrückt - auch im Bayerischen Wald stehen.

Doch in Amerika ist alles etwas gewaltiger, die Lifte in Keystone starten auf 2835 Meter Höhe, der höchste Punkt und damit die Baumgrenze im Skigebiet liegt auf 3719 Meter Höhe und die Gipfel dahinter ragen an die 4000-Meter-Marke. Die Höhe merkt man spätestens nach den ersten Schwüngen, wenn jeder nach Luft ringt.

Einmalig ist auch die gewaltige Blockhütte am North Peak mit Selbstbedienungsrestaurant und der "Alpenglow Stube", dem höchstgelegenen Gourmetrestaurant Nordamerikas.

Skigebiet Höhenlage: 2829-3782 m; Lifte: 20; Abfahrten: 117; Länge: 94 km, davon 26 km schwer, 43 km mittel, 25 km leicht.

Anreise Flug mit United Airlines nach Denver. Der Flughafen von Denver liegt 120 Kilometer von Keystone entfernt. Vom Flughafen mit einem Mietwagen oder dem Shuttlebus von Colorado Mountain Express ( www.ridecme.com) nach Keystone.

Preise Skipass 258-462 $ (6 Tage) Eine Skiwoche in Keystone inkl. Flug nach Denver, Transfer, 7 Übernachtungen im The Inn At Keystone*** und 6 Tage Colorado Skipass (gilt auch in den Skigebieten Vail, Breckenridge und Beaver Creek) bietet Faszination Ski ( www.faszination-ski.de) ab 1079 €/Pers. an (bei Viererbelegung).

Unterkunft Lone Eagle Condominiums Gleich neben den Talstationen der River Run-Gondelbahn und dem Summit Express-Sessellift am Fuß des Dercum Mountain. Direkter Zugang zur Piste, kurzer Fußmarsch zu den Bars und Restaurants. Schöne Zimmer, Whirlpool im Außenbereich mit Blick auf die Piste. www.keystoneresort.com

Restaurants Ski Tip Lodge Tel. 800-354-4FUN Traditionsreiches Haus etwas abseits von Keystone, in dem sich im Jahr 1880 noch eine Postkutschenstation befand. Heute ein erstklassiges Restaurant mit gediegenem Ambiente und Lounge mit offenem Kamin. Vier-Gang-Menü, zirka 69 $

Nightlife Gute Stimmung, leckere Margaritas, dazu Burritos und Nachos zum Naschen und Live-Musik an fünf Abenden in der Woche, die Bar Parrot Eyes ist immer ein guter Tipp um den Skitag ausklingen zu lassen. Ebenfalls zu empfehlen ist das Dos Locos, nicht zuletzt wegen der Margaritas und der Happyhour.

Weitere Informationen www.vailresorts.com und www.keystoneresort.com

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