Karneval in Rio:"Nur nicht Samba tanzen"

Sambatänzerin zu Karneval in Rio

Tänzerin im Sambódrom - für ZDF-Korrespondent Andreas Wunn ist der Wettbewerb der Sambaschulen ein Muss.

(Foto: dpa)

Woran man Touristen im Karneval in Rio schon von Weitem erkennt, was man bei den Feiern in Rio de Janeiro auf keinen Fall verpassen sollte und was deutsche Urlauber niemals machen sollten, erzählt Reisebuch-Autor Andreas Wunn im Interview.

Von Carolin Gasteiger

In Deutschland laufen Närrinnen und Narren in bunten Perücken und mit Pappnasen durch die Gegend, in Brasilien hat Karneval schon etwas Artistisches. Vor allem die Mitglieder der Sambaschulen tragen aufwändig gearbeitete Kostüme und zeigen bei der jährlichen Parade ihr Können. Der Journalist Andreas Wunn hat ein Buch über seine Erfahrungen in Rio de Janeiro geschrieben, er verfolgt das Karnevals-Spektaktel seit Jahren. Auch aus nächster Nähe.

SZ.de: Woran erkennt man einen Touristen im Karneval?

An der Verkleidung. Die lustigen Clown-Kostüme, wie man sie aus Deutschland kennt, die gibt es auf dem Straßenkarneval in Rio eher selten. Hier verkleidet sich lange nicht jeder, aber alle feiern und tanzen Samba. Außerdem schwitzen deutsche Touristen sich in ihrem Kostüm wahrscheinlich zu Tode, weil sie die hochsommerlichen Temperaturen im Februar nicht gewöhnt sind.

Woher kommen die meisten Touristen?

Aus Brasilien. Von den 190 Millionen Einwohnern im Land wollen alle mal zum Karneval. Ansonsten trifft man auch viele Argentinier, Europäer und Amerikaner.

Ist Karneval in Rio also ein Muss?

Ich kann ihn nur jedem empfehlen. Wenn man als normaler Besucher die Gelegenheit hat, diese Art von Karneval mitzuerleben, sollte man sie nutzen.

Wo würden Sie zur Karnevalszeit niemals hingehen?

Mir persönlich sind die großen Straßenumzüge, die in den Wochen vor Karneval durch die Stadt ziehen, ein bisschen zu heftig. So viel Karnevalslust bringe ich dann auch wieder nicht mit aufs Parkett.

Und was darf man auf keinen Fall verpassen?

Den Umzug im Sambodrom - gerade die Parade hat mit unserem Rosenmontagsumzug in Köln oder Mainz nichts zu tun. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Das ist ein Feuerwerk an Kreativität, an Farben und dann auch mit Kostümen - und diese Sambastimmung!

Oben ohne zum Einkaufen

Tanzen Sie selbst Samba?

Ich habe das ausprobiert und kann es inzwischen ganz gut imitieren. Aber als Deutscher hält man noch mit dem am schlechtesten tanzenden Brasilianer einfach nicht mit.

Sollten es Touristen also besser gleich sein lassen?

Oh ja. Obwohl die meisten Brasilianer ja großherzig sind und sich freuen, wenn man mittanzt: Im Zweifel macht man als Deutscher nicht unbedingt eine gute Figur.

Ihr Buch heißt In Brasilien geht's ohne Textilien. Auf was sollten Urlauber auf jeden Fall noch verzichten?

Wenn Sie als Tourist auffallen wollen, nehmen Sie Ihr Handtuch mit an den Strand. Das ist in Rio de Janeiro absolut verpönt. Der Carioca, also der Einwohner von Rio, nimmt höchstens ein dünnes Tuch mit, damit trocknet er sich aber auch nicht ab, sondern legt sich drauf. Ohne Textilien soll natürlich auch heißen, Bikinis sind wesentlich knapper, die Leute gehen auch schon mal mit freiem Oberkörper zum Einkaufen oder stehen in tropfender Badehose an der Kasse. Da läuft vieles legerer ab als in Deutschland.

Wie gefährlich ist Rio eigentlich?

Natürlich muss man in Rio aufpassen. In den vergangenen Jahren hat sich die Sicherheitslage aber enorm verbessert. Ich fühle mich ziemlich sicher, gehe auch abends weg und erlebe da für mich keine Einschränkung. Aber man sollte, gerade an Karneval, wissen, wo man hingeht. Und auch wie: keine große Tasche, schon gar keine protzige Armbanduhr oder Kette tragen. Alles, womit man Aufmerksamkeit erregt und sich zum Opfer machen könnte, sollte man vermeiden. Das gilt natürlich insbesondere im Karneval in einer riesigen Menschenmasse, wo schneller etwas passieren kann. Auch wenn diese Überfälle nicht besonders gewalttätig sind.

Was ist Ihr Lieblingsplatz?

Das nordöstliche Ende vom Strand von Copacabana, da hat man die ganze Bucht im Blick. Wenn dort die Sonne untergeht, sieht man den roten Himmel über dem Meer und gleichzeitig, wie langsam die Lichter auf der Avenida Atlântica, der Strandpromenade, angehen. Das ist schon beeindruckend.

Mögen Sie Karneval in Deutschland überhaupt noch? Oder ist der in Rio der einzig wahre?

Für uns Deutsche ist Karneval ein paar Tage lang ein großes Fest. Aber die Brasilianer nehmen ihn viel ernster. Gerade die, die bei den Sambaschulen mitlaufen, proben ja wochen- und monatelang, es ist schließlich ein Wettbewerb. Mir persönlich liegt der Karneval in Brasilien mehr. Die Paraden sind kreativer, farbenfroher - und es ist einfach nicht so kalt.

Der Journalist Andreas Wunn arbeitet als ZDF-Korrespondent in Rio de Janeiro. Sein Buch In Brasilien geht's ohne Textilien - ein Deutscher in Rio de Janeiro ist im Heyne-Verlag, 2013, erschienen.

Andreas Wunn

Andreas Wunn Brasilien ZDF Andreas Wunn, "In Brasilien geht's nicht ohne Textilien"

(Foto: Heyne Verlag)
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