Karneval in Rio de Janeiro:Tanz um die Krone

Große Oper in äußerst knappen Kostümen: Bei der zweiten Runde des Karnevals in Rio de Janeiro wetteifern sechs der besten Samba-Schulen um den Titel. Die besten Bilder aus dem "Sambódromo da Marquês de Sapucaí".

Katja Schnitzler

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Bei der zweiten Runde tanzen sechs der besten Samba-Schulen im Sambódromo von Rio de Janeiro um den Titel: Dabei verpacken sie sogar große Opern in äußerst knappe Kostüme. Sie tanzen, sie strahlen, sie sind schweißgebadet und strahlen weiter - in der Nacht zum Dienstag zogen sechs der besten Sambaschulen von Rio de Janeiro durch das Sambodrom. In der Nacht zum Montag hatten die ersten sieben Schulen von 21 bis 5:15 Uhr gefeiert - und das Publikum mit ihnen. Aus dieser "Samba-Elite" Brasiliens kürt die Jury am Mittwoch die beste Gruppe 2012. Die sechs Schulen mit den meisten Punkten dürfen am Samstag noch mal durchs Sambódromo ziehen.

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Mehr als 70.000 Zuschauer kommen zu den Paraden in die Tribünenstraße, die von Brasiliens berühmtesten Architekten Oscar Niemeyer im Jahr 1984 gestaltet wurde. Tickets kosten umgerechnet zwischen 50 und mehreren tausend Euro, je nachdem, ob sich die Schaulustigen in die überfüllten Bänke quetschen oder wie US-Star Jennifer Lopez die klimatisierten Logen bevorzugen.

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Was den Karneval in Rio aber so berühmt macht, dass er von Fernsehsendern auf der ganzen Welt übertragen wird, sind allerdings nicht die mehr oder weniger originellen Verkleidungen wie dieses Strohpferd.

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Sondern eher "Kostüme" der Tänzerinnen, die auf das Wesentliche reduziert sind - manchmal wird sogar noch etwas mehr weggelassen.

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So präsentierte die Startergruppe São Clemente den Zuschauern gleich in Überlebensgröße aufgepumpte Rundungen. Das eigentliche Thema der Sambagruppe lautete aber "Ein musikalisches Abenteuer im Sapucaí". Das Sambodrom heißt offiziell "Sambódromo da Marquês de Sapucaí" und wird daher oft kurz "Sapucaí" genannt.

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Dafür übertrugen die Choreographen von São Clemente Musical-Hits und berühmte Opern, zeigten Szenen aus dem Phantom der Oper und dem Zauberer von Oz - natürlich war die Musik nicht getragen, sondern mit Samba-Rhythmen unterlegt.

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Die São-Clemente-Sambaschule war nicht immer so unpolitisch: In ihrer Geschichte widmete sie sich durchaus kritisch dem brasilianischen Alltag. So ließ sie 1987 Straßenkinder mittanzen, drei Jahre zuvor lautete ihr Thema: "Renne nicht (weg), töte nicht, stirb nicht: Der Teufel treibt sich frei in den Straßen herum" und prangerte damit die Gewalt in den Straßen von Rio an.

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Doch im Jahr 2012 gingen die Tänzer mit einem harmlosen Farb- und Musikspektakel ins Rennen um die Krone des Karnevals von Rio. Jede der 13 Sambaschulen bietet zwischen 3000 und 5000 Tänzern auf - und Millionen Brasilianer fiebern bei der Entscheidung mit.

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Die Sambaschule Uniao da Ilha ließ die Teetassen rotieren, schließlich widmete sie sich dem Austragungsort der Olympischen Spiele 2012: London - und baute gleich eine Brücke nach Rio de Janeiro, wo die Spiele vier Jahre später stattfinden.

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Für die Verbindung von London nach Brasilien steckte Uniao da Ilha seine Tänzer in goldene Rüstungen samt Schiffen - wobei von dem Harnisch bei den Tänzerinnen ...

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... allein die Schulterpanzerung übrig blieb. Am erstauntesten dürften die Zuschauer aber gewesen sein, als ihnen ...

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... eine Queen Elizabeth präsentiert wurde, die so gar keine Ähnlichkeit mit dem britischen Original hatte, wobei nicht die zurückhaltende Art und das steife Auftreten gemeint ist. Da machte es die Konkurrenz besser, zumindest ein wenig.

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Die drittälteste Sambaschule Unidos da Tijuca hatte ebenfalls Queen Elizabeth zu Gast, aber wenigstens mit grau gefärbten Haaren und tarnendem Hut, begleitet von aufgedrehten "Queen's Guards". Ihre Hoheit sollte gemäß dem Thema der Sambaschule einen der königlichen Würdenträger darstellen, die gekommen waren, um "König Louis zu krönen" - gemeint war der in Brasilien berühmte Sänger und Komponist Luiz Gonzaga.

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Weil aber mit einer zugeknöpften Monarchin keine Krone zu gewinnen ist, zumindest nicht in Rio, war sie umringt von leichtest bekleideten Karnevals-Königinnen wie Gracyanne Barbosa.

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Die Sambaschulen geben umgerechnet zwischen 1,5 und 3,8 Millionen Euro für ihren Auftritt aus, der nicht länger als 82 Minuten dauern darf. Braucht eine Sambaschule länger für die 700-Meter-Strecke, werden ihr Punkte abgezogen.

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Das Geld für die phantasievollen, aber teuren Kostüme und Wagen soll angeblich auch von der brasilianischen Mafia stammen. Zunehmend investieren aber brasilianische und ausländische Unternehmen, da das Spektakel international im Fernsehen übertragen wird.

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Die Sambaschule Salgueiro rückt meist afrobrasilianische Themen in den Vordergrund - trotz der großen Anhängerschaft aus der Mittelschicht. Hier ist diese Sambaschule auch deswegen so beliebt, weil ihre Tanzhalle nahe dem sicheren Stadtzentrum liegt, während die meisten anderen ihre Basis in den Favela-Vierteln auf den Hügeln haben.

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Das Symbol der "Academicos do Salgueiro" ist das Feuer und damit ist es ein prägendes Element ihrer Auftritte im Sambodrom.

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(Foto: dpa)

Das Thema widmete sich einem speziellen brasilianischen Kunst-Thema: "Literatura de Cordel", die vor allem im Nordosten Brasiliens beliebt ist. Während sie ihre Werke verkaufen, die an Kordeln hängen, erzählen Künstler dort singend oder reimend ihre Geschichten.

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Diese Kunstform ehrt die Schule Salgueiro natürlich auch tanzend - und im eigens getexteten Samba-Song, der übrigens bei jeder Gruppe in die Punktevergabe einfließt.

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Die Mangueira-Sambaschule war der allererste "Champion" im Sambodrom gewesen - und hat seitdem jedes Jahr wieder starke und gut bewertete Auftritte gezeigt. Unter den heute noch existierenden Sambaschulen ist Mangueira die älteste.

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(Foto: AFP)

Da passt es, dass Mangueira mit ihrem Thema "I will celebrate! I'm cacique, I'm Mangueira" die berühmteste Karnevalsband von Rio ehrt, Cacique de Ramos - sie besteht seit 50 Jahren.

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Zu den jüngsten Schulen zählt hingegen Grande Rio - doch sie ist schon eine der erfolgreichsten. Derzeit belegt sie Rang zwei unter den besten aller Sambaschulen in Rio. Pech hatte Grande Rio im vergangenen Jahr.

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Ein Feuer zerstörte vor der Parade ein Großteil der Wagen und Kostüme, so dass der Wettkampf um den Titel noch vor dem Start verloren war.

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Von diesem Rückschlag wurde Grande Rio aber für das diesjährige Motto inspiriert: "Ich glaube an dich? Und du?" Es soll dafür stehen, dass mit Selbstvertrauen und Zusammenhalt auch größere Schwierigkeiten überwunden werden. Ob Grande Rio damit Erfolg hatte, zeigt sich am Mittwoch. Dann gibt die Jury ihre Entscheidungen bekannt - und bestimmt damit, welche der Sambaschulen am Triumphzug am Samstag im Sambodrom teilnehmen darf. Weitere Informationen zum Karneval in Rio finden Sie zum Beispiel auf der englischsprachigen Seite rio-carnival.net.

© Süddeutsche.de, mit Material von AFP und dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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