Kalifornien-Kolumne:Wo die Milliardäre hausen

Kalifornien-Kolumne: Gucken kann man, aber nur ganz kurz. Eine Hecke verhüllt die wahre Größe des Anwesens.

Gucken kann man, aber nur ganz kurz. Eine Hecke verhüllt die wahre Größe des Anwesens.

(Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Mark Zuckerberg erzürnt seine Nachbarn in San Francisco - allerdings wohnt er nicht in der aberwitzig teuren Billionaire's Row.

Von Beate Wild, San Francisco

Auf seiner Facebook-Seite gibt Mark Zuckerberg den lockeren Typ von nebenan. Doch wenn es um seine neue Luxus-Villa in San Francisco geht, versteht der Facebook-CEO und Tech-Milliardär gar keinen Spaß. Der Ärger fing vor zwei Jahren an, als "Zuck" das Anwesen im Viertel Dolores Heights für zehn Millionen Dollar erwarb.

Nicht dass es seine erste Wohnimmobilie wäre, in Palo Alto besitzt er gleich vier benachbarte Grundstücke mit genügend Abstand zu den anderen Anwohnern im Viertel - er will schließlich nicht gestört werden. Dass er andere stört, scheint ihn weniger zu interessieren.

In San Francisco jedenfalls war es nach dem Kauf mit der Ruhe vorbei: Die neuen Nachbarn beschwerten sich über Lärm, den 50 Arbeiter täglich bis spät nachts machten. Und über Baustellenfahrzeuge, die die gesamte Straße zu parkten. Über den permanenten Dreck im gesamten Block sowieso.

Der Ärger endete nicht, als Zuckerberg und seine Frau Priscilla im Sommer dieses Jahres ihr neues Häuschen bezogen. Der abschreckende Zaun, den das Haus umgibt, ist dem Facebook-Chef nicht sicher genug. Zusätzlich hat er ein 15-köpfiges Security-Team zur 24-Stunden-Überwachung engagiert. Als neulich ein offenbar betrunkener älterer Obdachloser die Straße entlang streunte und die Tag und Nacht vor dem Haus patrouillierenden Sicherheitskräfte laut und unflätig beschimpfte, ließen sie ihn kurzerhand verhaften. Wegen des Lärms. Und: Der Mann hätte ja gefährlich sein können. Man kann nicht behaupten, dass die Zuckerberg-Bewacher da die Ruhe weg haben.

Neugierig geworden, habe ich mir das Haus von "Zuck" angeschaut, so unauffällig und leise wie möglich. Die Nachbarschaft ist hip, die Lage zentral in der Nähe des beliebten Dolores Parks. Nur von dem Haus selbst bin ich etwas enttäuscht - zumindest von dem Teil, den ich im Vorbeigehen erspähen konnte. Es sieht mitnichten aus wie eine Luxusvilla, eher schlicht und unauffällig. Die Millionen stecken wohl im Detail.

Stehenzubleiben oder gar Fotos zu machen, habe ich mich nicht getraut. Die Sicherheitsleute saßen lauernd in ihren SUVs, bereit, sofort herauszuspringen und ihres Amtes zu walten.

Sie durften sitzenbleiben. Ruhestörende Ausrufe des Entzückens hört man hier nicht. Viel prächtigere Häuser findet man in San Francisco in der "Billionaire's Row", der Milliardärs-Zeile im Stadtteil Pacific Heights.

Mein Haus, mein Park, mein Blick

Gemeint ist der Broadway, der seinen Namen wegen der vielen Superreichen trägt. Viele Tech-Barone residieren dort, unter anderem Oracle-Chef Larry Ellison. Er ist laut Forbes-Liste mit 49,1 Milliarden Dollar der reichste Kalifornier und somit noch reicher als Mark Zuckerberg, der mit 41,2 Milliarden Dollar Platz zwei belegt.

Ein Besuch in der Billionaire's Row ist beeindruckender als eine Fahrt mit dem Cable Car: Viele Bauten, die zwischen zehn und 40 Millionen Dollar wert sind, haben riesige Panoramafenster für einen traumhaften Blick auf Golden Gate Bridge und Bay. Die massiven Stadtvillen erinnern an mediterrane Adelsresidenzen und Schlösser aus einer anderen Zeit, ihre riesigen Gärten ähneln Parkanlagen mit Swimming-Pools. Manch einer hat einen Tennisplatz oder Basketball-Court hinterm Haus, falls die Aussicht einmal langweilig wird.

Den Prunk anschauen und sogar fotografieren kann man ohne weiteres. Security-Teams wie vor dem Zuckerberg-Haus findet man hier nicht, dafür aber schwere Tore - und Kameras, die einen surrend verfolgen und jede Bewegung aufzeichnen.

Warum nur hat Zuckerberg nicht hier unter den anderen Milliardären ein Haus gekauft, sondern in einem relativ normalen Viertel? Ist er trotz Reichtum auf den Boden geblieben? Will er lieber unter durchschnittlich-reichen Leuten wohnen als unter Superreichen, weil letztere Lärm noch weniger hinnehmen? Die Antwort ist vermutlich: Da der Wohnungsmarkt in San Francisco mehr als überhitzt ist, sind sogar extravagante Immobilien der obersten Preisklasse knapp. Vielleicht stand in der "Billionaire's Row" einfach gerade keine Villa mit Meeresblick zum Verkauf.

Oder der Mann mit dem Hang zum Veröffentlichen privater Dinge anderer Menschen mag für sich selbst und privat das Zurschaustellen nicht - und zieht sich deshalb lieber in eine unauffälligere Gegend zurück.

Wir Normalbürger trösten uns damit, dass wir zwar unsere winzige, aber überteuerte Wohnung verlassen müssen, um über die Bucht zu schauen. Dafür können wir uns in San Francisco ohne Personenschutz frei bewegen; am Strand grillen, ein Bier in der Dive-Bar trinken - und unseren Lärm machen wir auch selbst.

Kalifornien-Kolumne
Neues aus San Francisco
Illustration: Jessy Asmus/ Sz.de

In "USA, Land der Fettnäpfchen" hat Autorin Beate Wild über Stolpersteine beim Ankommen in den Vereinigten Staaten berichtet. In der Kolumne "Neues aus San Francisco" schreibt sie über das Leben in Kalifornien, das für Zugereiste mitunter gewöhnungsbedürftig ist:

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