Jüdische Kultur:900 Jahre Geschichte

Synagogenführungen, Kulturwochen, Filmtage: Mit regelmäßigen Veranstaltungen prägt die jüdische Gemeinde den Veranstaltungskalender der Stadt.

Von Jan Willmroth

So lange wie in Frankfurt leben und wirken Juden in keiner anderen deutschen Stadt. Erstmals urkundlich erwähnt im 12. Jahrhundert, prägten sie das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben am Main als Geschäftsleute und Bankiers, Politiker und Gelehrte, Mäzene und Künstler. 1933 zählte Frankfurt 26 000 Juden - der höchste jüdische Bevölkerungsanteil unter Deutschlands Großstädten. 1945, nach der Befreiung von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, lebten nur noch um die 100 Juden in der Stadt.

Schon 1947 wurde die jüdische Gemeinde neu gegründet, sie zählt heute wieder gut 7000 Mitglieder. Ihr religiöses Zentrum ist die mehr als 100 Jahre alte Westend-Synagoge. Sie hat die Reichspogromnacht und die übrigen Jahre der NS-Diktatur überdauert.

Schulklassen, eingetragene Vereine und kirchliche Einrichtungen können für Gruppen ab 15 Personen direkt bei der jüdischen Gemeinde Termine für Führungen vereinbaren. Einzelführungen vermittelt die jüdische Volkshochschule.

Die Geschichte des Judentums in der Stadt können Besucher an den zwei Standorten des Jüdischen Museums nachvollziehen. Beide werden derzeit renoviert und erweitert. Der eine, das Museum Judengasse, ist bereits fertig: Errichtet auf in den 1980er-Jahren wiederentdeckten Fundamenten von Häusern der ehemaligen Judengasse, präsentiert es Geschichte und Kultur der Frankfurter Juden vom Mittelalter bis zur jüdischen Emanzipationsbewegung im 19. Jahrhundert. Im Frühjahr 2016 wurde es mit einer neu gestalteten Ausstellung wiedereröffnet. Das Jüdische Museum am Untermainkai bleibt wegen Renovierung und Umbauarbeiten noch bis zum kommenden Jahr geschlossen.

Unweit des Museums Judengasse befinden sich die Gedenkstätte Börneplatz und der Alte Jüdische Friedhof, dessen erste Bestattungen sich auf das Jahr 1272 datieren lassen. Zugang erhalten Besucher über das Museum. Der Neue Jüdische Friedhof und der Jüdische Friedhof Rat-Beil-Straße sind dagegen außer an Samstagen und jüdischen Feiertagen frei zugänglich. Mit dem Hauptsitz der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde zudem die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle eröffnet. Zwischen 1941 und 1945 deportierte die Gestapo von dort aus fast 10 000 Menschen mit Zügen in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager. Für den öffentlich nicht zugänglichen Teil auf dem EZB-Gelände vermittelt das Jüdische Museum Führungen für Gruppen ab 20 Personen, Einzelführungen sind nicht möglich.

Mit ihren regelmäßigen Vorträgen, Lesungen und Führungen prägt die jüdische Gemeinde den Veranstaltungskalender in der Stadt. Im jährlichen Wechsel finden die Jüdischen Kulturwochen und die Jüdischen Filmtage statt. Letztere sind in diesem Jahr für den Oktober terminiert, das Programm wird noch veröffentlicht.

Informationen zu den Programmen unter: www.jg-ffm.de, www.juedischesmuseum.de

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