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Viele hatten es vor ihnen schon versucht, doch eine Flucht von der Gefängnisinsel Alcatraz in der San Francisco Bay schien unmöglich. In der Nacht zum 12. Juni 1962 setzen drei Häftlinge ihren monatelang vorbereiteten Plan in die Tat um.
Zum Greifen nah liegt Alcatraz in der Bucht von San Francisco, doch die Perspektive täuscht. Etwas mehr als zwei Kilometer beträgt die Distanz zwischen der felsigen Insel und dem Festland - genug, um "The Rock" als idealen Standort für ein Bundesgefängnis auszuwählen, das 1934 eröffnet wurde. Eine Flucht schien aufgrund der tückischen Strömungen, der zahlreichen Haie und des eiskalten Wassers in der San Francisco Bay unmöglich.
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Wer an Bord eines Gefängnistransporters nach Alcatraz gebracht wurde, hatte in der Regel keinen Ladendiebstahl begangen. Erpressung, Mord, Bankraub - Alcatraz war ein Hochsicherheitsgefängnis, in dem vor allem Schwerverbrecher untergebracht wurden oder Häftlinge, die in anderen Gefängnissen als unverbesserlich galten.
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Im Schnitt blieben sie zehn Jahre in Alcatraz und mussten zwischen 18 und 23 Stunden pro Tag in ihren 1,52 mal 2,74 Meter großen Zellen verbringen. Sondervergünstigungen wie die Teilnahme am Arbeitsprogramm wurden nur bei guter Führung gewährt, Regelverstöße bedeuteten Isolationshaft. Die Häftlinge durften nur einmal im Monat eine Stunde lang Besuch erhalten, hatten allerdings in hygienischer Hinsicht einen Vorteil gegenüber anderen Gefängnisinsassen im Land: In Alcatraz gab es Warmwasserduschen. Nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern damit sich die Insassen für etwaige Fluchtversuche nicht an kaltes Wasser gewöhnen konnten.
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Trotzdem gab es im Laufe der 29 Jahre Gefängnisbetrieb 14 Fluchtversuche. Die wenigstens der daran beteiligten 36 Häftlinge aber überlebten die Flucht durch die San Francisco Bay. Einer der spektakulärsten Ausbrüche gelang Frank Morris und den beiden Brüdern John und Clarence Anglin in der Nacht zum 12. Juni 1962.
Quelle: Courtesy National Park Service, Alcatraz Island/Golden Gate National Recreation Area, GOGA 405
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Die Häftlinge hatten ihre Flucht über Monate hinweg akribisch geplant und vorbereitet. So bastelten sie aus Baumwollstoff, Seife, Farbe und menschlichen Haaren, die sie beim Gefängnisfriseur gesammelt hatten, täuschend echte Attrappen ihrer Köpfe.
Rekonstruktion von Clarence Anglins Kopf-Attrappe
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Zusammen mit geschickt drapierter Bettwäsche sollten die "Dummys" den Wächtern in der Nacht des Ausbruchs ihren tiefen Schlaf in der Zelle vortäuschen (im Bild John Anglins ehemalige Zelle). Der Plan ging auf, tatsächlich wurde die Flucht der drei Häftlinge erst am nächsten Morgen, neun Stunden später, entdeckt.
Quelle: Courtesy National Park Service, Alcatraz Island/Golden Gate National Recreation Area, GOGA 372
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Mit Löffeln und einem aus einem Staubsaugermotor improvisierten Bohrer hatten sich Morris und die Anglin-Brüder wochenlang durch die dicken Betonwände ihrer Zelle gegraben. Dabei kam ihnen der marode Zustand der durch Salzwasser und Feuchtigkeit brüchigen Mauern zugute. Die Löcher tarnten sie mit gemalten Mauer- und Lüftungsgitter-Attrappen. Durch die Luftschächte gelangten sie auf das Dach ihres Zellenblocks und von dort außerhalb des Gefängnisgeländes. Ein vierter Gefangener, Allen Clayton West, der die Flucht mitgeplant hatte, war nicht rechtzeitig mit seinem Wandloch fertig geworden. Er blieb zurück.
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Quelle: Courtesy National Park Service, Alcatraz Island/Golden Gate National Recreation Area, GOGA 350
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Für die Flucht über das Wasser hatten sich die Ausbrecher aus den Regenmänteln von Gefangenen Gummiflöße gebastelt. Die Bauanleitung, ein Artikel in einem populärwissenschaftlichen Handbuch für den Alltag, wurde später in einer der Zellen gefunden. Von den Häftlingen dagegen fehlt bis heute jede Spur. Vermutlich sind sie von der starken Strömung in den Pazifik hinausgezogen worden und ertrunken. Überreste ihrer Schwimmhilfen wurden an Land gespült und von Fischern geborgen. Und dennoch: Auch 50 Jahre nach dem Verschwinden von John und Clarence Anglin und Frank Morris gibt es einen US Marshal, der offiziell nach ihrem Verbleib forscht.
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Diese Geschichte und Kinofilme wie Der Gefangene von Alcatraz mit Burt Lancaster und Flucht von Alcatraz mit Clint Eastwood begründeten den Mythos, der "The Rock" bis heute umgibt. Mehr als eine Million Touristen setzen pro Jahr auf Fähren über, um die Gefängnisinsel zu besichtigen.
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Insgesamt 1576 Häftlinge waren auf Alcatraz inhaftiert, jedoch nie mehr als 302 gleichzeitig. Im Zellenblock können sich Besucher nicht nur von außen ...
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... einen Eindruck vom Dasein hinter Gittern verschaffen.
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Auch der Speisesaal (im Bild), die Gefängnisbibliothek, ...
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... das Alcatraz-Museum und der Hof des Gefängnisses können besichtigt werden. Manche Gefangene betraten das rechteckige Betonviereck oft wochenlang nicht. "Sie haben Anspruch auf Verpflegung, Kleidung, Unterbringung und medizinische Versorgung. Alles andere sind Privilegien", heißt es in den Alcatraz-Gefängnisregeln aus dem Jahr 1956.
Hof von Alcatraz, 1956
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Die Gefangenenwärter kehrten nach Schichtende nicht auf das Festland zurück, sie lebten mit ihren Familien gleich neben der Haftanstalt. Ihren Dienst verbrachten auch viele von ihnen zum Teil eingesperrt hinter Gittern - in den eisernen Aufsichtskörben oberhalb der Gefängnismauern.
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Ursprünglich hatte Alcatraz wie ganz Kalifornien (Alta California) zu Mexiko gehört. 1846 annektierten die Vereinigten Staaten im Rahmen des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges das Territorium von Alta California. Später diente das Eiland als Fort und Kerker für Kriegsgefangene während des Amerikanischen Bürgerkriegs. Bereits 1854 nahm der erste Leuchtturm an der Pazifikküste auf Alcatraz seinen Betrieb auf. Der heutige Turm ist ein Nachbau aus dem Jahr 1909.
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Resozialisierung war nicht das Ziel eines Aufenthalts auf Alcatraz. Hierher kamen die "schweren Jungs" aus anderen Gefängnissen, um ihre Zeit abzusitzen oder geläutert wieder in ihr Ursprungsgefängnis zurückzukehren. Daher sahen einige der berühmtesten Verbrecher ihrer Zeit die Gefängnismauern von Alcatraz von innen, darunter ...
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... der Mafiaboss Al Capone, der seine Entlassung 1939 nach viereinhalbjähriger Haft mit einer Zigarre feierte und ...
Quelle: Courtesy National Park Service, Alcatraz Island/Golden Gate National Recreation Area, GOGA 2316c
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... Mickey Cohen, der in führender Rolle die Geschäfte der jüdischen Kosher Nostra im Westen der USA lenkte. Von seinen 15 Jahren Haft wegen wiederholter schwerer Steuerhinterziehung musste er nur ein Jahr in Alcatraz absitzen. 1963 wurde das "United States Penitentiary Alcatraz Island" geschlossen und erst 1972 als Teil der neu geschaffenen Golden Gate National Recreation Area der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht.
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