Italien: Venedig (SZ):Der letzte Venezianer

Ein Mann und sein Ziel: Herr N. möchte in der Lagunenstadt in einer Woche heimisch werden.

Christine Wollowski

(SZ vom 07.08.2001) - Der Kardinal singt im Bad. Herr N. springt aus dem Bett, tapst über die Steinfliesen auf die Terrasse und linst neugierig hinüber zu den hohen Fenstern seines Nachbarn. Nichts zu sehen. Eine verborgene Männerstimme singt vernehmlich Sakrales. Dazu Orgelmusik.

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Es ist sechs Uhr morgens. Durch die Calle Larga San Marco stolpern noch keine Gruppen fröhlicher Amerikaner. Die Entlüftungsrohre der Restaurants schweigen. Tauben sausen dicht an Herrn N.s Kopf vorbei, Möwen kreischen, sonst ist es still. Bis auf den Kardinal. Herr N. lauscht andächtig. Endlich ein Lebenszeichen von seinen Nachbarn.

Herr N. ist nämlich Neu-Venezianer. Eigentlich nur ein vorübergehender Venezianer. Er wohnt eine Woche lang im vierten Stock in einem Gebäude aus dem 18.Jahrhundert direkt hinter dem Markusplatz, direkt neben dem Kardinal. Und möchte sich gern zu Hause fühlen.

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