Italien-Reisen: Forte dei Marmi:Strand leer, Eintritt frei

Ruhige Tage vor dem Ansturm: In der Vorsaison herrscht im mondänen toskanischen Badeort Forte dei Marmi eine ganz besondere Stimmung.

Hans Gasser

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Mit Ugo ist nicht zu scherzen. Während sein Herrchen in Fischerhose rücklings wie ein Krebs durch das seichte Wasser watet und dabei ein an seinen Hüften festgemachtes Gestell durch den Sand zieht, sitzt Ugo, der Cockerspaniel, am Strand und bewacht zwei blaue Eimer mit Muscheln drin. Man sollte ihm nicht zu nahe kommen.

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Als sein Gebieter aus dem Wasser kommt und aus einer Art Rechen pastellfarbene, kleine Muscheln in die Eimer schüttet, wagt man eine Annäherung. Blitzschnell wie eine Königskobra springt der Spaniel den Fremden an, schnappt und knurrt. "Ugo!" ruft der Fischer mahnend. Dann sagt er: "Basta für heute!" Es ist halb zehn Uhr vormittags am Strand von Forte dei Marmi, und der Fischer hat einen halben Eimer Arselle rausgezogen, eine kleine Muschelart, die das seichte Wasser des Tyrrhenischen Meeres bevölkert und für deren Ernte jetzt Hauptsaison ist. Zurzeit brauche er eine Stunde pro Kilo, sagt der weißhaarige Mann, es steckten wenig Muscheln im Sand. Zubereiten werde er sie natürlich als Sugo mit Spaghetti, wie sonst.

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Es ist eine besondere Stimmung zur Vorsaison in Forte dei Marmi, jenem edlen Seebad der Toskana, wo schon Adolf Böcklin und Thomas Mann auf Urlaub waren. Letzterer verortete hier seine Novelle "Mario und der Zauberer", im Buch heißt der Ort Torre di Venere.

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In den fünfziger Jahren wurde das einstige Fischerörtchen zum Treffpunkt des Jetsets. Fiat-Boss Gianni Agnelli ließ sich eine Villa unter die Pinien am Strand bauen, viele andere Reiche taten es ihm gleich. Zwar ist Agnelli tot und seine Villa ein Hotel namens Augustus Lido, doch Forte, wie die Einheimischen ihre Gemeinde nennen, ist ein teurer Badeort geblieben.

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Ein Strandbad reiht sich ans andere, mit klingenden Namen wie Bagno di Piero, Marechiaro, Bagno Costanza. Wer hier im Sommer durch die bunten, hölzernen Umkleidekabinen ans Wasser will, muss Eintritt zahlen, 15 Euro Minimum. Dafür darf man aber nur einen zwei Meter breiten Streifen am Wasser zum Spazieren benutzen.

Sich einfach mit seinem Handtuch irgendwo hinzulegen, ist verboten, es gibt kaum einen unbewirtschafteten Quadratmeter Strand. Man muss sich einen Sonnenschirm, der hier in Forte meist ein größeres Sonnenzelt für die ganze Familie ist, mieten. Aber für einen Tag oder eine Woche wird höchstens in der Vorsaison der Nebensaison vermietet. Die meisten Schattenzelte werden nur für die ganze Saison vergeben. Tagespreis: 50 bis 250 Euro.

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Kein Wunder, dass im Sommer mittlerweile jeder zweite Gast ein reicher Russe ist. Im Zentrum des Dörfchens reiht sich Gucci an Prada an Armani. Für die normal verdienenden Einheimischen gibt es immer mittwochs einen großen Markt, auf dem sie sich Haushaltsartikel, Schuhe und Kleidung noch leisten können. Freilich gibt es auch noch die richtig reichen Italiener, die hier das ganze Jahr über ihre ausgedehnten Anwesen bewohnen, doch die meisten Villen sind nur zu Ostern und im Sommer belebt. Massimo Moratti, Ölmilliardär und Präsident des Fußballvereins Inter Mailand, hat hier ein großes, gelb getünchtes Anwesen, genauso wie Giorgio Armani oder Paolo Maldini. Dem Ex-Formel-1-Playboy Flavio Briatore gehört das Bagno Twiga, das protzigste und teuerste Strandbad hier.

Teil des Agnelli-Anwesens

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Wie gut, dass noch Vorsaison ist. Der breite Strand ist frei, keine Schirme, keine Liegestühle, die hier übrigens nur aus Holz und Segeltuch bestehen dürfen. Ohne zu zahlen kann man an den Strand, überall wird gestrichen und gemalt, verputzt und geschliffen, man bereitet sich für den ersten Ansturm zu Ostern vor.

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Am Strand wird Treibholz zu Haufen geschichtet und verbrannt, Jugendliche sitzen im Kreis und rauchen, Traktoren ebnen den feinen, gelben Sand.

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Zwischen den Schirmpinien leuchten die altrosa und rostfarben gestrichenen Villen mit ihren grünen Fensterläden hervor, und in der Ferne erheben sich die beeindruckenden Felsberge der Apuanischen Alpen.

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Vom Strand aus weiß man jetzt im Frühling nicht, ob das Weiße dort oben Schnee oder Marmor ist. Carrara ist nicht weit, und Forte trägt den Zusatz "Marmi", weil der hiesige Marmor früher im Hafen des Ortes verschifft wurde.

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Ugo, der wachsame Cockerspaniel, trottet nun seinem Herrchen hinterher, der die blauen Eimer mit den Muscheln nach Hause trägt. Die Arselle sind übrigens auch etwas sehr Exklusives, es gibt sie nicht im Geschäft und in kaum einer Fischhandlung. Man muss schon einen Fischer finden, der bereit ist, einem welche zu verkaufen. Ugos Herrchen will sie aber lieber selbst essen.

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Informationen:

Anreise: Mit dem Nachtzug von München nach Florenz, Sparpreise ab 43 Euro einfach, www.bahn.de; Air Dolomiti fliegt von München nach Pisa, hin und zurück ab 250 Euro, www.airdolomiti.it, von Pisa sind es etwa 40 Minuten im Auto nach Forte dei Marmi.

Unterkunft: Boutiquehotel Principe, in der Vorsaison Sonderpreise ab 330 Euro pro Nacht und Zimmer Tel.: 0039/0548/78 36 36, www.principefortedeimarmi.com

© SZ vom 14.4.2011/dd
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