Im alten Peking:Olympia bei der Gastfamilie

Man kann in der chinesischen Hauptstadt viel Geld für ein Hotelzimmer ausgeben - oder günstig in Familienpensionen in der Altstadt unterkommen.

"Wir wollen den Ausländern Peking näher bringen", sagt Wang Zhixi. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie ihr Haus südlich des Hohai-Sees im Zentrum der Hauptstadt umgebaut und vermietet nun vier Zimmer an Gäste.

In der 17-Millionen-Metropole gibt es 598 Familien, die während Olympia ihr Heim in den Hutong genannten engen traditionellen Pekinger Gassen für in- und ausländische Gäste geöffnet haben. "Viele Ausländer wollen in einer echten chinesischen Familie wohnen", beschreibt Wang Zhixi ihre Erfahrungen.

Bereits 2003 hatte die 53-Jährige begonnen, einige Zimmer an Gäste zu vermieten - auch damals schon mit Perspektive Olympia. "Aber erst mussten wir umbauen." Neue Toiletten haben sie eingerichtet und weiche Matratzen angeschafft - vielen Westlern seien die chinesischen Schlafstätten einfach zu hart. "Jetzt sind unsere Betten ganz weich", sagt die Hausherrin und lässt sich schwungvoll auf eine Matratze fallen.

"Die Familienunterkünfte führten zu einem besseren Verständnis zwischen Touristen und Pekingern", sagte Zhang Huiguang, Leiterin der Pekinger Tourismusverwaltung auf einer Pressekonferenz vor einigen Tagen. Bereits vor mehreren Jahren wurde das Gastfamilien-Projekt mit Blick auf die Olympischen Spiele gestartet. Mehr als 1000 Besucher können nun während der Spiele in 726 Zimmern wohnen.

"Meine Frau hat extra Englisch gelernt, um sich mit unseren Besuchern unterhalten zu können", sagt Ehemann Jing Jichang sichtlich stolz. "Welcome to my home", präsentiert Wang Zhixi ihre Kenntnisse.

Für manches reicht ihr Englisch aber nicht aus, gesteht sie. Wenn Touristen per Email ein Zimmer buchen, werden die Nachrichten auf Englisch von ihrem Sohn beantwortet. Er wohnt und arbeitet in Kanada. "Per Telefon gibt er uns dann Bescheid, wer kommen will", sagt die 53-Jährige. Ein internationaler Familienbetrieb.

Während viele Hotels ihre Preise während der Olympischen Spiele zum Teil vervierfacht haben, verkündet Wang Zhixi: "Für Olympia haben wir unsere Preise nicht angehoben." Schon 2003 habe ein Doppelzimmer, wie heute, 400 Yuan (38 Euro) pro Tag gekostet. Und das würden ihr die Gäste danken. Viele Reisenden sind mehrmals wiedergekommen.

In mehreren Fotoalben hat die Gastfamilie Bilder von ihren Besuchern gesammelt. Auf hunderten Seiten finden sich Schnappschüsse und kurze Grußworte. Auch einige Deutsche sind darauf abgebildet.

Dann zieht Wang Zhixi einen Stapel Blätter hervor. Es sind Zeitungsartikel, die über ihre Familienpension geschrieben wurden. Besonders viele wurden in den vergangen Tagen veröffentlicht.

Während sie die Artikel durchsieht, ist ihr Mann im kleinen Hof des Hauses gleich von drei unterschiedlichen Kamerateams umzingelt. Alle wollen ein paar Sätze von ihm über die ausländischen Gäste hören. Wang Zhixi wendet sich ab und sagt mit gedämpfter Stimme: "Journalisten mag ich nicht besonders, aber Olympia wird bestimmt spannend."

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